Hamburg. Gewerkschaft spricht von “vollem Erfolg“. 150 Mitarbeiter protestieren gegen den Umzug der Brauerei und Personalabbau.
Für Silke Kettner ist der Streik ein „voller Erfolg“. Mit rund 150 Teilnehmern zog die Hamburger Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) am Donnerstag von der Holsten-Brauerei zum Bahnhof Altona. Und in der Brauerei selbst? Dort trifft man in der Produktion derweil nur noch auf wenige Arbeitnehmer, die mit der Herstellung der vor allem in Hamburg beliebten Sorten Holsten und Astra beschäftigt sind. Die NGG hat zum 48-Stunden-Streik aufgerufen. Am Mittwoch pünktlich um 22.00 Uhr ging es los, Ende des Ausstands soll am heutigen Freitagabend sein.
Hintergrund des Streiks ist der beschlossene Umzug der Brauerei von ihrem Traditionsstandort Altona nach Hausbruch. Die NGG wirft dem Holsten-Eigentümer Carlsberg vor, im Rahmen der Standortverlagerung rund 70 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Die Gewerkschafter kämpfen nun für einen umfangreichen Sozialausgleich und gegen ein neues Arbeitszeitmodell.
Streik kommt wegen hoher Nachfrage ungelegen
Das Unternehmen trifft der Streik zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn wegen des guten Wetters und der Fußball-WM ist die Nachfrage nach einem kühlen Bier hoch. Zwar konnte Carlsberg nach Angaben einer Firmensprecherin die Produktion seit Mittwochabend durch den Einsatz von nicht streikenden Beschäftigten zumindest am Laufen halten. Allerdings werde nun deutlich weniger Bier hergestellt, räumt die Sprecherin ein. Die NGG spricht von 500.000 Litern, die wegen des Ausstands pro Tag nicht produziert werden könnten. „Der Streik kostet Carlsberg mehr, als wenn man sich mit uns zuvor geeinigt hätte“, sagt Kettner.
Noch am Mittwoch hatten NGG und Unternehmen sechs Stunden lang zusammengesessen – ohne Ergebnis. Und wie geht es nun weiter? „Wir sind gesprächsbereit“, sagen beide Seiten. Termine für ein weiteres Treffen gibt es jedoch keine. Und findet der Konsument demnächst womöglich kein Astra oder Holsten mehr im Supermarktregal? Die Carlsberg-Sprecherin beruhigt: „Davon gehen wir nicht aus.“