Hamburg. Freitag beginnen die Rennen in Horn. An sieben Tagen werden 1,7 Millionen Euro Preisgeld verteilt – und der Bürgermeister kommt auch.
Elf Zentimeter hoch soll der möglichst langwurzelige Rasen stehen. Genau die richtige Höhe, damit die derzeit besten Galopprennpferde von Freitag an auf der Rennbahn in Horn ihre Höchstleistung bringen können. Es ist wieder Derbyzeit, deshalb sind in den letzten Tagen vor Beginn der Rennwoche in Hamburg (29. Juni bis 8. Juli) die Mähroboter nur noch zum Walzen über das Geläuf gefahren – und um uneinsichtige Maulwürfe von Grabearbeiten abzuschrecken.
„Die mögen den Lärm nicht“, sagt Ilona Vollmers, die Schatzmeisterin des veranstaltenden Hamburger Renn- Clubs (HRC), als sie sich bei einem Kurzbesuch auf der Anlage vom ordnungsgemäßen Fortgang der Aufbauten und Vorbereitungen überzeugt. Ein nicht durch Erdhügel ramponiertes Geläuf ist wichtig für möglichst unfallfreie Rennen der durchschnittlich bis zu 60 Stundenkilometer schnellen Vollblüter.
"Das Wetter wird also wunderbar“
Schon zum 149. Mal wird in diesem Jahr mit dem Idee Deutschen Derby am übernächsten Sonntag das wichtigste deutsche Galopprennen in Hamburg veranstaltet. „Ausnahmsweise können wir mit einer verbindlichen Wettervorhersage punkten“, sagte Eugen-Andreas Wahler (69), der erste Vorsitzende des Renn-Clubs launig bei der Vorstellung des Programms für 2018 am Mittwoch. „Heute ist Siebenschläfertag mit 26 Grad und Sonnenschein. Das Wetter wird also wunderbar.“ Ganz im Gegensatz zu den Derby-Wochen zuletzt, als Dauerregen Geläuf, Laune und Umsatz zerstörten. Sogar komplette Renntage mussten abgesagt werden.
Weil man zudem bei der Planung rechtzeitig den Fahrplan für die Fußball-Weltmeisterschaft berücksichtigen konnte, die große Konkurrenzveranstaltung am Bildschirm, sind die sieben Renntage so gelegt, dass kein wichtiges Spiel in Russland die Pferdefans in Interessenkonflikt bringen kann. „Wir wollen ja nicht allein auf der Rennbahn sein“, sagt Wahler. Da die Deutschen am Mittwoch ausgeschieden sind, ist die Gefahr wegbleibender Besucher ohnehin noch kleiner geworden.
Qualität statt Quantität
In jedem der 69 geplanten Rennen soll qualitativ hochwertiger Sport geboten werden – Qualität statt Quantität. „Zur Zeit haben wir noch 1165 Nennungen“, sagte Hans-Ludolf Matthiessen (77), neben Sponsor und Namensgeber Albert Darboven (82) stellvertretender Vorstand. „So viele hatten wir in den vergangenen zehn Jahren nicht. Ich musste lange in den Unterlagen blättern.“ 1,7 Millionen Euro werden an Rennpreisen ausgeschüttet. „Seit 2005 die höchste Summe.“ Möglich macht dies neben den Sponsoren der Verkauf von Bildrechten an Wettanbieter Pari Mutuel Urbain (PMU), der einige Rennen live in französische Wettannahmestellen überträgt. „Ein gutes Geschäft für uns“, sagt Matthiessen. Den anderen Teil des Geschäfts sollen die Wetter während des Meetings an den Totalisatoren bringen. „2,8 Millionen wären ordentlich.“ Und kostendeckend.
Anders als im englischen Ascot, wo Mitte Juni mit der traditionellen Kutschfahrt die berühmte Galopp-Veranstaltung von der Königin eröffnet wird und die Mitglieder des Königshauses durch ihre Anwesenheit und auffällig behütet die Pferderennen adeln, ist in Hamburg eher Understatement angesagt. Bürgermeister Peter Tschentscher (52), seit Langem erklärter Derby-Fan, hat sein Kommen zugesagt. Und der „Junge Vorstand“ im Club, seit 2017 im Amt, will nicht nur mit modernen Ideen frischen Schwung bringen, sondern auch die Zielgruppen verjüngen.
Donnerstag startet das berühmt-berüchtigte Seejagdrennen
Am ersten Renntag werden ab Eröffnung um 15.50 Uhr erstmalig vier Galopp- und vier Trabrennen gestartet – ein Hinweis darauf, dass die lange geplante Doppel-Rennbahn Sinn macht. Hinter den Kulissen wird darüber intensiv mit der Stadt verhandelt. Auf die ersten drei Tage mit dem Hansa-Preis am Sonntag (70.000 Euro) als Höhepunkt folgen zwei rennfreie Tage – König Fußball geschuldet, ehe es am fußballfreien Mittwoch mit der Hamburger Stutenmeile (55.000 Euro) weitergeht und am Donnerstag das berühmt-berüchtigte Seejagdrennen startet.
Beim Deutschen Derby dann werden mutmaßlich 14 Pferde um den Sieg kämpfen. Royal Youmzain aus dem Stall von Andreas Wöhler sowie Weltstar aus dem Gestüt Röttgen gelten als Favoriten. „Wir versprechen uns ein spannendes Duell“, sagt Matthiessen. Und ganz viele wettende Besucher.