Hamburg. Die Wirtschaftsbehörde bewilligt bis zu 200.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie. 2019 könnte der Bau im Osten Hamburgs losgehen.

Neue Hoffnung für Hamburgs Pferdesport: Die Stadt gibt jetzt Geld für den nächsten Schritt in Richtung Doppelrennbahn frei. In der vergangenen Woche traf bei der gemein­samen Gesellschaft beider Rennvereine ein Bescheid der Wirtschaftsbehörde ein. Bewilligt wurden bis zu 200.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie. Wird der Beweis erbracht, dass eine Doppelrennbahn für Galopper und Traber in Horn rentabel betrieben werden kann, soll es in großen Schritten weitergehen. Erstmals wurde bekannt, wie sich die Investitionen von 25 Millionen Euro zusammensetzen. Beide Vereine laden ihre Mitglieder im Frühjahr zu Versammlungen ein, die Traber am 15. Fe­bruar, die Galopper im Mai.

Während Senatskanzlei und Behörden Zurückhaltung übten, reagierte Hamburgs Pferdesport euphorisch. „Jetzt ist der Plan ,Doppelrennbahn‘ auf der Schiene“, sagte Traber-Präsident Jörg Verstl. „Das ist der Durchbruch.“ Den Bescheid wertete er als „klares Signal an die Sportstadt“. Das Kalkül des promovierten Steuerberaters: Als Konsequenz der Durchführbarkeitsstudie werden 1,6 Millionen Euro Planungskosten bereitgestellt. 23,2 Millionen Euro für die Baumaßnahmen müssen durch die Bürgerschaft freigegeben werden.

Vereine informieren auf Mitgliederabenden

Als Optimist rechnet Jörg Verstl mit einem Baubeginn unmittelbar nach dem 150. Deutschen Derby im Juli 2019. Wenn alles gut geht, soll der traditionsreiche Wettstreit um das Blaue Band 2020 auf der modernisierten Anlage gestartet werden. Tenor in Wirtschafts­behörde wie Rathaus: Wir werden sämtliche Unterlagen sehr genau prüfen. Es wird der Nachweis verlangt, dass sich der Betrieb mindestens zehn Jahre ohne Zuschüsse trägt. „Wir werden die Planung weiterhin unterstützen“, sagte Senatssprecher Jörg Schmoll dem Abendblatt. „Wenn die Voraussetzungen vorliegen, wird der Senat auch den Bau mit bis zu 25 Millionen Euro unterstützen.“ Das ist eine deutliche Ansage.

Derby und Beachvolleyball-WM zeitgleich?

Zur Erinnerung: Der Gedanke einer gemeinsamen Rennbahn für beide Pferdesportsparten ist alt. An der grundsätzlichen Idee hat sich nichts geändert: Das Areal der Trabrennbahn in Bahrenfeld soll verkauft und für den Wohnungsbau genutzt werden. Auf diese Weise sollen angeblich mehr als 150 Millionen Euro erzielbar sein. Ein kleiner Teil davon soll genutzt werden, um die Traber nach Horn zu verlegen. Dort soll es bald zwei Bahnen geben: ein Grasgeläuf für die Vollblüter, eine Sandpiste für die Sulkyfahrer.

Fiasko à la Elbphilharmonie vermeiden

„Die Bewilligung der Gutachtenkosten ist ein erster Schritt“, sagte Ilona Vollmers. „Jetzt können wir loslegen.“ Gemeinsam mit dem Traber-Chef Jörg Verstl sitzt die Schatzmeisterin des Hamburger Renn-Clubs (HRC) im Beirat der Pferdezentrum Horner Rennbahn GmbH. Diese Gesellschaft war auf Drängen der Stadt gegründet worden, um den Rennsport in der Hansestadt unter einem Dach zu organisieren. Neben der wirtschaftlichen Rentabilität war dies die Voraussetzung für die Bewilligung staatlicher Gelder. Um jeden Preis müsse ein finanzielles Fiasko à la Elbphilharmonie vermieden werden.

„Wir haben volles Verständnis, dass sich die Stadt schützen muss“, fügte Frau Vollmers hinzu. Behördliche Auf­lagen und EU-Bestimmungen seien zu beachten. Die Leistungsbeschreibung für die Studie liege fertig in der Schreibtischschublade. Jetzt werden bei drei Projektentwicklern Angebote eingeholt. Auch sie rechnet nun mit einem zügigen Fortschritt.

Treffen im Rathaus

Hinter den Kulissen wird bereits eifrig geplant und verhandelt. Am 8. Januar dieses Jahres gab es im Rathaus ein Treffen zwischen SPD-Fraktionschef Andreas Dressel und seiner Vorgängerin, der früheren Finanzsenatorin Elisabeth Kiausch (SPD). Letztere ist ebenfalls Beiratsmitglied der Rennbahn GmbH. „Ich habe hohe Sympathien für das Anliegen einer Doppelrennbahn“, sagte Dressel. „Allerdings geht auch bei diesem Thema nichts ohne eine solide Planung.“

Dritter Mann im Bunde vor drei Wochen war Dirk Kienscherf, stadtentwicklungspolitischer Sprecher und parlamentarischer Geschäftsführer der SPD. Seine Meinung: „Ich bin für eine Doppelrennbahn in Horn, wenn sie stadtteilkonform betrieben werden kann.“ Unter dem Strich ist damit der Rahmenbetrieb gemeint. Weil klar ist, dass sich das Management eines Sport-und Freizeitzentrums im Osten Hamburgs nur rechnen kann, wenn Grundstück und Gebäude ganzjährig genutzt werden. Möglich wären Konzerte oder Messen – wenn die Anwohner nicht zu sehr gestört werden.

Anlage möglichst ganzjährig nutzen

Die größten Posten sind umrissen: Der Neubau einer zweiseitigen Trabertribüne inklusive Veranstaltungsräumen und Büros soll sechs Millionen Euro, die Renovierung der alten Galoppertribüne 3,6­ Millionen Euro kosten. Ein neues Traberoval plus Stallungen schlagen mit knapp fünf Millionen Euro zu Buche. Der Rest soll für Richterturm, Absattelring, ein Areal für Siegerehrungen („Winner Circle“), Grüngestaltung, Parkplätze und weitere Büros verwendet werden.