Hamburg. Die dünnen Pfannkuchen gibt es in Hamburg in unzähligen Varianten. Und nicht wenige Händler denken über Expansion nach.
Der beliebteste Snack auf der Speisenkarte ist süß und ein Teil der Zutaten zunächst nicht außergewöhnlich: Miyuki Inoue verteilt zuerst geschlagene Sahne und Früchte der Saison auf dem frisch gebackenen und hauchdünnen Teig. Erdbeerschnitzel, Heidelbeeren, Bananenscheiben. Dann aber wird es exotisch. Vorsichtig streut die Japanerin grünes Matcha-Pulver über die Sahne, danach verteilt sie einige Kleckse mit Wasser und Zucker eingekochtes Azuki-Bohnenmus auf dem Teig. Der wird danach in der Form einer Schultüte aufgerollt – fertig ist der Crêpe auf japanische Art.
Matcha heißt die Variante, sie kostet 7,20 Euro und hat unter den regelmäßigen Kunden von Mimi’s Crêpes an der Grindelallee viele Fans. „Hier gibt es viele junge Leute, die beim Essen sehr aufgeschlossen für Neues sind“, sagt Miyuki Inoue. Ihr winzig kleiner Imbiss liegt schräg gegenüber vom Logo und nur wenige Meter vom Universitäts-Campus entfernt. Dass es ihn gibt, hat auch mit dem Tsunami im März 2011 und der Reaktorkatastrophe von Fukushima zu tun. „Nicht nur Fukushima selbst, auch Tokio war von den Auswirkungen betroffen. Ich habe mich mit meinen Kinder dort nicht mehr sicher gefühlt“, sagt die Mutter zwei Töchter. Sie verließ die japanische Hauptstadt, fand bei Bekannten in Hamburg Unterschlupf, blieb – und eröffnete vor drei Jahren Mimi’s Crêpes.
„Crêpes sind in Japan sehr beliebt"
„Crêpes sind in Japan sehr beliebt und weit verbreitet“, sagt Miyuki Inoue. In ihrem Heimatland war sie noch nicht im Geschäft mit den hauchdünnen, gefüllten Pfannkuchen, die ihren Ursprung in Frankreich haben. Aber deren Zubereitung ist nicht sonderlich kompliziert – und japanische Crêpes wurden in der Hansestadt zuvor noch nicht angeboten. Die Füllung macht den Unterschied. Bei Miyuki „Mimi“ Inoue stehen natürlich auch die süßen Klassiker Nutella sowie Zucker und Zimt auf der Karte – aber eben auch Sushi Wraps mit Avocado und Lachs, Pfannkuchen gefüllt mit Reis, eingelegtem Ingwer und japanischem Curry. In der Premium-Variante für 9,80 Euro kommt noch ein japanisches Schnitzel hinzu. Und wie in dem asiatischen Land üblich, werden die Pfannkuchen nicht geklappt, sondern gerollt.
Gleichermaßen süße und herzhafte Varianten
„Es funktioniert“, sagt Miyuki Inoue über ihr Konzept drei Jahre nach dem Start. Süße und herzhafte Varianten hielten sich bei den Kunden in etwa die Waage. Noch ein bisschen mehr Aufgeschlossenheit gegenüber exotischen Füllungen fände die Pfannkuchenbäckerin aber gut. „Ich würde gerne mehr von den Sushi-Wraps verkaufen.“
Ein Dutzend Kilometer weiter südlich ist die Neuerfindung des Crêpe ebenfalls zu besichtigen. Im Imbisslokal Buena Crepa im Phoenix-Center in Harburg. Crepa ist griechisch und verrät, wer dahintersteht. Barbara Tsikaris und ihr Mann Theodoros Theodoridis haben das Restaurant vor gut zwei Jahren eröffnet. Wie Miyuki Inoue war das Ehepaar inspiriert von der Gastroszene in dem Land, aus dem sie selbst stammen. „Crêpes sind in Griechenland sehr angesagt. In Athen gibt es ein Restaurant, das 24 Stunden geöffnet ist und 40 Essensboten beschäftigt“, sagt Theodoridis.
Gebacken werden die Crêpes auch bei Buena Crepa auf einer heißen, kreisrunden Platte von den Ausmaßen einer überdimensionalen Langspielplatte. Eine spezielle Teigmischung sorgt dafür, dass der Pfannkuchen fest und kross ist. „Nicht so labberig“, sagt Theodoridis. Jeweils zehn herzhafte und zehn süße Varianten stehen auf der Karte. Auf den Greek-Crêpe (gefüllt mit Tomaten, Paprika, Oliven, Schafskäse) für 5,80 Euro kommen einige Spritzer Olivenöl und getrockneter Oregano.
Schwieriges Geschäft
Der süße Blueberry verspricht Blaubeeren auf Nutella oder weißer Schokolade und Cookies. „Im Großen und Ganzen läuft es“, sagt Barbara Tsikaris. Allerdings nicht so gut, dass das Ehepaar viel Personal beschäftigen könnte. Theodoros Theodoridis arbeitet weiterhin als Lebensmitteltechniker und hilft in der Freizeit im Geschäft. Womöglich ist der Standort innerhalb des Centers nicht optimal. Womöglich aber gehört zu den Gründen auch, dass das Geschäft mit den Pfannkuchen mit einem mobilen Stand auf Volksfesten einfacher ist als in einem stationären Imbiss oder Lokal mit festen Öffnungszeiten und hohen Fixkosten.
Gewiss: Das bretonische Ti Breizh an der Deichstraße existiert schon seit 20 Jahren, und auch Die kleine Crêperie am Eppendorfer Baum ist fest etabliert. Andererseits sind auch in Hamburg einige der in den vergangenen Jahren eröffneten Crêperien schon wieder verschwunden. Und in Deutschland existiert – trotz Fast Food und To-go-Welle – bislang keine größere Crêperie-Kette. Beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Hamburg besteht zwar der Eindruck, dass die Zahl der Crêperien in der Hansestadt wächst. Belastbare Zahlen aber hat der Verband nicht.
Investor gesucht
Barbara Tsikaris und Theodoros Theodoridis haben das Ziel der Expansion noch nicht aufgegeben. „Zwei bis drei Geschäfte in Eigenregie und dazu eine Reihe von Franchisenehmern, das könnte ich mir gut vorstellen“, sagt er. Sie sagt: „Wir würden uns freuen, wenn sich jemand meldet, der an unsere Geschäftsidee glaubt und bereit ist, in sie zu investieren.“
Miyuki „Mimi“ Inoue denkt auch an Expansion, aber kleiner. „Ich schaue mich seit einem Jahr nach einem zweiten Standort um, habe aber noch keinen gefunden“, sagt sie. Wo sie am liebsten ihre japanischen Sushi-Crêpes verkaufen würde? „Jungfernstieg“, sagt sie und lacht, als wolle sie sagen: Die Miete an der Alster wäre wohl ein Problem.