Hamburg . Der Gemüsehändler Süleyman Tasköprü war vor 17 Jahren mit drei Schüssen regelrecht hingerichtet worden.

Exakt 17 Jahre nach dem Mord an Süleyman Tasköprü in Hamburg will die Bürgerschaft die Familie des NSU-Opfers um Verzeihung bitten: „Die Bürgerschaft spricht den Angehörigen von Süleyman Tasköprü ihr Mitgefühl und tiefes Beileid für den erlittenen Verlust aus und bedauert zutiefst das erlittene Leid, dass sie durch die mit einem falschen Verdacht geführten Ermittlungen erfahren haben“, heißt es in einer Resolution, die das Landesparlament am Mittwoch auf Antrag von SPD und Grünen mit großer Mehrheit verabschiedet hat. Sie endet mit den Worten: „Dafür bittet die Bürgerschaft um Entschuldigung.“

Tasköprü, ein 31 Jahre alter Gemüsehändlers aus Altona, war am 27. Juni 2001 im Laden seines Vaters mit drei Schüssen regelrecht hingerichtet worden. Nachdem lange im persönlichen Umfeld des Opfers ermittelt und sogar angebliche Kontakte zum Rotlichtmilieu untersucht worden waren, kam erst 2011 heraus, dass die rechtsextremistische Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) für den Mord verantwortlich war – ebenso wie für acht weitere Morde an Menschen mit Migrationshintergrund.

Auch Familie Tasköprü war von falschen Ermittlungsansätzen betroffen

„Besonders schmerzlich und belastend ist, dass die rassistischen Motive der Mordserie von den ermittelnden Behörden auch in Hamburg nicht als solche erkannt wurden und nicht in diese Richtung ermittelt wurde“, heißt es im Antrag von SPD und Grünen. „Auch die Familie von Süleyman Tasköprü war von diesen falschen Ermittlungsansätzen betroffen und sah sich im Rahmen der damaligen Ermittlungen mehr als Täter denn als Opfer behandelt.“

Warum Süleyman Tasköprü zum Opfer des NSU wurde und ob die Mörder in Hamburg Unterstützung hatten, ist bis heute ungeklärt. Ebenso wie der Bundestag und die Landtage anderer von der NSU-Mordserie betroffener Länder hatte sich auch die Hamburgische Bürgerschaft intensiv mit den Verbrechen auseinandergesetzt.

Warum mordete der NSU in Hamburg? Warum Süleyman Tasköprü?

Die Linkspartei verweist darauf, dass die Familie Tasköprü seit langem auf einen solchen Schritt gewartet habe, daher unterstütze die Links-Fraktion die Initiative von Grünen und SPD. „Die Entschuldigung kann aber nicht bedeuten, dass ein Kapitel deutscher Geschichte beendet wird“, sagte die innenpolitische Sprecherin der Linken, Christiane Schneider. „Dieses Kapitel ist nicht abgeschlossen, und auch der Münchener Prozess, soviel ist kurz vor dem Urteilsspruch sicher, beendet dieses Kapitel nicht. Und zwar aus mindestens zwei Gründen nicht: Erstens ist der Komplex NSU eben nicht aufgeklärt. Und zweitens hat nicht nur der Staat, sondern die ganze Mehrheitsgesellschaft im Zusammenhang mit dem Terror des NSU versagt.“

Erneut forderte die Linke einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der folgende Fragen aufklären müsse: Warum mordete der NSU in Hamburg? Warum Süleyman Tasköprü? Wer waren die Helfer? „Diese Fragen sind noch immer nicht beantwortet, daher brauchen wir auch in Hamburg, so wie in allen anderen Tatortländern einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss“, so Schneider.