Hamburg. Hamburgs längste Wohnstraße bekommt durchgehend neues Tempolimit . 40 weitere Anordnungen auch in anderen Bezirken.
Viele Anwohner und Radfahrer haben seit Jahren dafür gekämpft, nun werden ihre Forderungen erfüllt: Der Eppendorfer Weg, die längste Wohnstraße Hamburgs, wird zur Tempo-30-Strecke – und zwar durchgehend, auf seiner gesamten Länge von rund drei Kilometern zwischen Eppendorf und Eimsbüttel.
Das erfuhr das Abendblatt exklusiv aus der zuständigen Hamburger Innenbehörde. „Als Straßenverkehrsbehörde konnten wir hier die verschiedenen rechtlichen Instrumente so kombinieren, dass wir im Ergebnis auf dem gesamten Eppendorfer Weg Tempo 30 anordnen können“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) dem Abendblatt. „Das ist ein wichtiger Schritt für ein Mehr an Verkehrssicherheit und Lebensqualität.“
Tempo 30 vor Kitas und Schulen
Um das neue Tempolimit auf der gesamten Strecke einführen zu können, nutzt die Innenbehörde zum einen eine Veränderung der Straßenverkehrsordnung und einer dazugehörigen Verwaltungsvorschrift, die bereits seit März 2017 in Kraft ist. Demnach ist die Geschwindigkeit vor Kitas, Schulen, Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern „in der Regel auf Tempo 30 zu beschränken“ – jedenfalls wenn diese „über einen direkten Zugang zur Straße verfügen oder im Nahbereich der Einrichtungen starker Ziel- und Quellverkehr ... vorhanden ist“. Zum anderen werden Tempo-30-Zonen aus Nebenstraßen erweitert.
Da es am Eppendorfer Weg allein neun Kitas gibt, werde im Bezirk Eimsbüttel, der für den Abschnitt zwischen Eimsbütteler Chaussee und Hoheluftchaussee zuständig ist, vor diesen Einrichtungen jeweils Tempo 30 angeordnet, sagte Innenbehördensprecher Frank Reschreiter. In den Lücken zwischen den Kitas sollen bestehende Tempo-30-Zonen aus den Nebenstraßen auf den Eppendorfer Weg ausgedehnt werden – etwa zwischen Fruchtallee und Osterstraße. „Dieser Bereich des Eppendorfer Wegs weist eine hohe Fußgänger- und Fahrradverkehrsdichte auf und ist von hohem Querungsbedarf geprägt und erfüllt daher isoliert betrachtet die Voraussetzungen für eine Tempo-30-Zone“, sagte Reschreiter. Auch für andere Teilstrecken gibt es jeweils detaillierte Begründungen, um das neue Tempolimit auf jedem Meter rechtssicher zu machen.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Lage des Eppendorfer Wegs. Da dieser parallel zum Ring 2 verläuft, entstehe durch Tempo 30 „kein Problem für den Verkehrsfluss“, heißt es. Dies sehe auch die Behörde für Wirtschaft und Verkehr so. Wann das Tempolimit auf der gesamten Strecke in Kraft tritt, ist noch nicht ganz klar. Vor den Einrichtungen wird es jetzt von der Polizei angeordnet. Für die Einrichtung der neuen Tempo-30-Zonen müssten die Bezirke zunächst die Straßen teilweise umbauen, hieß es.
Zuletzt hatte es nach einem tödlichen Fahrradunfall an der Kreuzung Eppendorfer Weg und Osterstraße wieder Debatten über die Frage gegeben, warum Tempo 30 in der von Wohnungen, Restaurants und Geschäften dominierten Straße nicht schon lange angeordnet worden sei. Wie berichtet war im Mai eine junge Mutter von einem abbiegenden Lkw getötet worden. Danach hatte es Demonstrationen von Radfahrern für einen besseren Schutz gegeben. Die Radverkehrsbeauftragte Kirsten Pfaue und der SPD-Bürgerschaftsfraktionschef Dirk Kienscherf hatten zudem eine massive Verstärkung der Geschwindigkeitskontrollen auf Hamburger Straßen angekündigt.
Tempo 30 vor weiteren rund 40 Einrichtungen beschlossen
Im Zuge der erwähnten Reform der Straßenverkehrsordnung sollen nach den jüngsten Plänen der Innenbehörde in Hamburg vor insgesamt rund 160 Schulen, Kitas, Senioren- und Pflegeheimen sowie Kliniken neue Tempo-30-Abschnitte eingerichtet werden. Diese sollen nach den Plänen des Bundesgesetzgebers für einen besseren Schutz von Kindern, Älteren, Kranken und Angehörigen sorgen.
Für rund 40 solcher Einrichtungen sind laut Innenbehörde von der Polizei mittlerweile bereits Tempo-30-Strecken angeordnet worden. Dazu gehören zum Beispiel das Pflegeheim Am Frankenberg 34, die Stadtteilschule Sinstorfer Weg 40 (Bezirk Harburg), die Kita Alsterkinder am Borsteler Bogen 27 (Nord), die Kita Kinderkönigreich am Eidelstedter Weg 75, das Seniorenzentrum Hagenbeckstraße 10 (Eimsbüttel), die Kita Krümelkiste, an der Kirchdorfer Straße 76 (Mitte), die Kita Fabriciusstraße 270 (Wandsbek) oder der Kindergarten Grashüpfer am Kirchwerder Landweg 248 (Bergedorf).
Bis Jahreswechsel 2019/20 sollen laut Behörde alle neuen Tempo-30-Abschnitte eingerichtet sein, sodass dann vor 80 Prozent aller Schulen, Kitas, Seniorenheimen und Kliniken ein solches Tempolimit gilt. Die Polizei rechnet mit sieben oder acht neuen Tempo-30-Strecken pro Monat. Diese sollen in der Regel 300 Meter lang sein. Bei nah nebeneinanderliegenden Einrichtungen kann das Tempolimit auch auf Lücken dazwischen ausgedehnt werden.