Hamburg . Am heutigen Siebenschläfer-Tag entscheidet sich die Großwetterlage. Hamburg kann sich wohl auf einen Jahrhundertsommer freuen.

Heute ist ein Tag, an dem sich vieles entscheidet – im Himmel und auf dem Fußballrasen. Während die Südkoreaner in der Hauptstadt Seoul bis Sonntag ständig mit Blitz und Donner bei Temperaturen von 28 Grad Celsius rechnen müssen, beschert den Deutschen ein stabiles Nordsee-Hoch Sonne satt. Und gute Laune.

Es ist ein Sommerwetter wie aus einem Bilderbuch, so recht gemacht für Fußball-Weltmeister. Die Aussichten sind prächtig: Bis mindestens zum 5. Juli liegen die Temperaturen in der Hansestadt bei 28 bis 30 Grad Celsius. „Es sieht erstmal recht stabil nach schönem Sommerwetter aus“, sagt Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation und Q.met GmbH.

27. Juni entscheidet über nächste Wochen

Dieser Mittwoch ist aber nicht nur ein großer Tag für die deutsche WM-Elf, sondern auch im Volksglauben der Siebenschläfer-Tag. Am 27. Juni, meinten unsere Altvorderen, entscheidet sich das Wetter für die nächsten Wochen. Eine Bauernregel lautet: „Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag.“ Beschert uns der Himmel also nun einen „Jahrhundertsommer“? Schließlich werden sich in den nächsten Tagen so gut wie keine Wolken am Himmel über Hamburg blicken lassen. Höchstens ein paar Schönwetterwolken.

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Diplom-Meteorologe Dominik Jung sitzt vor seinem Büro-Computer, prüft die einzelnen Wettermodelle – und dämpft die Erwartungen. Vom Wetter eines einzigen Tages könne man gar nicht auf die Wetterlage der kommenden Wochen schließen, sagt er. „Besser ist es, sich den Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang Juli anzuschauen.“

Auf Hamburg kommt die nächste Hitzewelle zu. Wer kann, wird kommende Woche sicher Erfrischung an Elbe und Alster suchen (Archivbild)
Auf Hamburg kommt die nächste Hitzewelle zu. Wer kann, wird kommende Woche sicher Erfrischung an Elbe und Alster suchen (Archivbild) © picture alliance / dpa/ Angelika Warmuth

Tatsächlich braut sich in dieser Zeit eine Wetterlage zusammen, die darüber entscheiden kann, ob es einen kühlen oder heißen Sommer gibt. Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach: „Die Wahrscheinlichkeit für einen zu kühlen und zu feuchten Sommer ist generell relativ groß, wenn Ende Juni und in der ersten Julidekate der Luftdruck über Mitteleuropa insgesamt unternormal ist – also wenn da schlechtes Wetter herrscht.“ Grund dafür ist ein Starkwindband, das in diesem Fall über einen längeren Zeitraum feuchte und für den Sommer als zu kühl empfundene Luftmassen vom Nordatlantik nach Mitteleuropa wirbelt.

Trefferquote in Norddeutschland: 50 Prozent

Längst haben die Wetterexperten statistisch berechnet, ob die bis Anfang Juli erweiterte Siebenschläfer-Regel wirklich gilt. Das Ergebnis: Sie trifft im alpennahen Süddeutschland mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin 60 bis 70 Prozent zu. Im Binnenland liegt sie nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes bei nur 55 bis 60 Prozent. „Und in Norddeutschland beträgt die Trefferquote unter 50 Prozent“, sagt Dominik Jung. In der maritim geprägten Hamburger Region macht sich der Einfluss von Nord- und Ostsee bemerkbar, so dass das Wetter hierzulande generell häufiger wechselhaft ist.

Deshalb dämpfen die Meteorologen die Erwartungen, dass der heutige Siebenschläfer-Tag einen „Jahrhundertsommer“ im Schlepptau hat. Das, sagt Jung, könne man seriös nicht abschätzen. Andreas Friedrich fügt hinzu: „Die Siebenschläfer-Regel stimmt in jedem dritten Jahr überhaupt nicht.“

Ohnehin hat „Siebenschläfer“ mit dem mausähnlichen und nachtaktiven Nager Glis glis (lateinisch) nichts gemein. Zwar stand die Fähigkeit des Tieres, sieben Monate seelenruhig Winterschlaf zu machen, seinem Namen Pate. „Aber mit dem Siebenschläfer-Tag hat er nichts zu tun“, sagte Andreas Friedrich. Vielmehr hat der Name einen christlichen Hintergrund, der in die heutige Türkei führt. In der Nähe des Küstenortes Kuşadası lag einst die antike Stadt Ephesos. Von dort aus flohen sieben Brüder während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Decius im dritten Jahrhundert in eine Berghöhle. Dort aber wurden die Männer eingemauert. Sie sollen im Jahr 446 plötzlich zum Leben erwacht sein, um Zeugnis von der Auferstehung von den Toten zu geben.

Siebenschläfer vor Kalenderreform am 8. Juli

Dieser denkwürdige Tag war ursprünglich auf den 8. Juli terminiert worden. Dass der Siebenschläfertag heute auf den 27. Juni fällt, ist der gregorianischen Kalenderreform zu verdanken. So hat sich der Gedenktag verschoben und wurde schließlich zur Bauernregel: Wenn es an Siebenschläfer regnet, wird es sieben Wochen lang schütten.

Dominik Jung vom Jenfelder Institut für Wetter- und Klimakommunikation ist allerdings schon jetzt mit dem Sommer zufrieden. „Selbst wenn es doch noch wechselhaft und eher frisch werden sollte: Hamburg hatte dieses Jahr schon ordentlich viel Sommer“, sagt er.