Hamburg . ... wenn sie genauso geeignet und befähigt wie Frauen sind. Doch das ist zu selten der Fall. Behörde zieht Notbremse.

Der Hamburger Staatsanwaltschaft fehlen Männer. Die Anklagebehörde ist längst weiblich dominiert: Von den 195 Staatsanwältinnen und Staatsanwälten sind 125 Frauen (64,1 Prozent) und nur 70 Männer (35,9 Prozent).

Bei der ersten, für Neueinstellungen bedeutsamen Besoldungsstufe R 1 (ohne Oberstaatsanwälte) ist das Missverhältnis der Geschlechter noch krasser: Von 155 Posten sind 111 weiblich (71,6 Prozent) und nur 44 männlich (28,4 Prozent) besetzt.

Die Behörde hat die Notbremse gezogen. „Bei der Staatsanwaltschaft Hamburg sind Staatsanwälte unterrepräsentiert. Männliche Bewerber werden daher bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung vorrangig berücksichtigt“, heißt es auf der Homepage der Anklagebehörde unter „Bewerbungs- und Einstellungsverfahren“.

Die bevorzugte Einstellung von Männern unter diesen Voraussetzungen ist gesetzlich vorgegeben. Das Hamburger Gleichstellungsgesetz legt fest, dass ein Geschlecht dann unterrepräsentiert ist, wenn der Anteil unter 40 Prozent der Beschäftigten in einer Dienststelle fällt. „Das ist gelebte Gleichstellung. Die Instrumente gelten für Frauen und Männer. Wenn bei der Staatsanwaltschaft Männer unterrepräsentiert sind, greifen diese Regeln, um jungen Juristen zu signalisieren: Bewerbt euch, kommt zu uns!“, sagt Justizsenator Till Steffen (Grüne).

Frauen haben häufiger Nase vorn

Allerdings: Nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft hat es noch keinen Fall gegeben, bei dem ein Mann exakt gleich qualifiziert wie eine Frau war. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung als Staatsanwalt sind die Note „vollbefriedigend“ im Staatsexamen sowie „überdurchschnittliche Leistungen“ im anschließenden Referendariat. Auch ein Vorstellungsgespräch fließt in die Beurteilung ein. Frauen haben viel häufiger als Männer die Nase vorn. Seit 2015 sind 34 Staatsanwältinnen eingestellt worden, aber nur 13 Männer.

Die Ursachen sind vielfältig. Ein nahe liegender Grund ist, dass Juristinnen bessere Examina ablegen. Seit 2011 bewerben sich zudem durchgehend mehr Frauen als Männer. Eventuell werden sehr qualifizierte Männer auch in größerem Maße von hoch dotierten Posten und Karrierechancen in internationalen Großkanzleien angelockt.