Hamburg. Melodieverliebter Modern Jazz oder eher der lyrische Tonfall: Die neuen Alben zeigen die Vielfalt des Jazz.

Wie der Vater, so der Sohn: Das trifft auf Dewey Redman (1931–2006) und seinen Sprössling Joshua (49) nur bedingt zu. Zwar spielten beziehungsweise spielen beide Saxofon, doch während der Alte eine Galionsfigur des Free Jazz war, gilt der „Junge“ eher als Traditionalist. Das Beste aus beiden Welten findet sich nun auf „Still Dreaming“ (Nonesuch), einer Hommage des Sohnes an den Vater. Der hatte mit dem Quartett Old And New Dreams seit 1976 wegweisende Alben aufgenommen, an die sich Joshua Redman hier erinnert und in deren Geist er spielt.

Joshua Redman Jazz
Joshua Redman Jazz © Nonesuch/Warner

Gemeinsam mit Ron Miles (Trompete), Scott Colley (Bass) und Brian Blade (Schlagzeug) ist eine Platte entstanden, die den Freiheitsgedanken von einst in die Gegenwart holt und auf enormen Melodienreichtum setzt. Das ist mal sehnsüchtig („Haze And Aspirations“), mal verschmitzt humorvoll („Playing“) und immer auf Weltklasse-Niveau. Der Vater wäre gewiss stolz auf seinen Sohn.

Mit Joshua Redman hat Pianist Brad Mehldau in der Vergangenheit immer wieder gespielt, auf seinem neuen Album „Seymour Reads The Constitu­tion!“ (Nonesuch) ist er allerdings wieder einmal mit seinem klassischen Trio unterwegs, also mit Larry Grenadier (Bass) und Jeff Ballard (Schlagzeug). „Was, schon wieder ein Mehldau-Album?“, mögen manche maulen, aber mal ganz ehrlich: Von diesem Mann könnte jede Woche etwas Neues erscheinen, langweilig würde es wohl nie. Wer sich einmal in diesen lyrischen Tonfall verliebt hat, der kommt nicht mehr davon los. Mehldau, der erst kürzlich mit seiner Sicht auf Bach-Fugen brillierte, ist eben ein Suchtmittel. Das gilt für seine traditionell angelegten Eigenkompositionen, aber auch für die Coverversionen (Paul McCartney, Brian Wilson, Sam Rivers), die auf diesem Album erklingen.

Weniger bekannt, aber auch unbedingt hörenswert: das Quartett der Hamburger Bassistin Lisa Wulff, die in unterschiedlichen Formationen immer wieder in den Clubs der Stadt zu erleben ist und nun mit „Wondrous Stage“ (Laika Records) ihr zweites Album vorlegt. Melodieverliebter Modern Jazz und mehr – etwa die pulsierende, unberechenbare Improvisationsnummer „Rumo’s Adventure“, bei der sogar orientalische Elemente anklingen. Demnächst ist Lisa Wulff mit Nils Landgren auf Tour, steht aber im Herbst auch wieder mit ihrem eigenen Quartett auf der Bühne: am 18. Oktober im Elbphilharmonie Kulturcafé.