Hamburg. Überraschung beim Hamburger Nivea-Hersteller: Stefan Heidenreich bleibt höchstens bis Ende 2019. Aktie verliert deutlich an Wert.

Überraschung bei Hamburgs einzigem DAX-Konzern: Nivea-Hersteller Beiersdorf trennt sich von seinem Vorstandsvorsitzenden Stefan Heidenreich. Wie der Aufsichtsrat von Beiersdorf am Donnerstag in einer Adhoc-Mitteilung schrieb, habe man sich "freundschaftlich auf die Beendigung des Vorstandsmandats spätestens zum Ende der bis zum 31. Dezember 2019 laufenden Amtsperiode verständigt".

Ein Nachfolger wurde nicht benannt. Heidenreich, so heißt es, werde möglicherweise schon früher gehen. Dem Vorstandsmitglied Stefan De Loecker übertrug der Aufsichtsrat in derselben Sitzung zusätzlich zu dessen Regionalressorts "Near East/Americas" die Verantwortung für "Planung, Strategie, Unternehmensentwicklung" und die Vertretung des Vorstandsvorsitzenden.

Aktie mit fünf Prozent im Minus

An der Börse kam die überraschende Nachricht gar nicht gut an: Die Aktien rutschten in der Spitze um mehr als fünf Prozent ab, den tiefsten Stand seit mehr als sechs Wochen.

Der 55-Jährige Heidenreich steht seit 2012 an der Spitze des Nivea-Herstellers. Er ist für zahlreiche Innovationen bei dem Hamburger Konzern verantwortlich. In den vergangenen Monaten war allerdings schon in verschiedenen Medien über einen möglichen Ausstieg Heidenreichs spekuliert worden. Die im Frühjahr vorgelegte Bilanz für 2017 überzeugte die Anleger nur in Maßen, denn der Jahresüberschuss fiel mit 689 Millionen Euro nach 727 Millionen Euro im Jahr 2016 deutlich geringer aus.

Auch Finanzvorstand musste gehen

Analysten verwiesen darauf, dass vor Kurzem bereits der Vertrag von Finanzvorstand Jesper Andersen überraschend nicht verlängert worden war. "Wir sehen das Management-Team als einen wichtigen Teil unserer These vom Kulturwandel und betrachten diese zwei Rücktritte innerhalb von sechs Monaten als negativ", schrieben die Experten von Morgan Stanley in einer ersten Reaktion. Für Andersen zieht mit Dessi Temperley erstmals eine Frau in den Vorstand.

Heidenreich war im Oktober 2011 von der auf Babynahrung und Konfitüren spezialisierten Hero-Gruppe zu Beiersdorf gekommen und rückte im April 2012 an die Unternehmensspitze. Er baute das Unternehmen in den vergangenen Jahren um, erhöhte die Präsenz in schnell wachsenden Märkten wie Südamerika und Indien. Mehr als die Hälfte des Umsatzes von zuletzt gut sieben Milliarden Euro fließt inzwischen aus Schwellenländern, wo die aufstrebende Mittelschicht sich immer mehr Kosmetikartikel leisten kann. Zugleich führte Heidenreich Beiersdorf mit dem Werbekonzept "Blue Agenda" stärker zu seinen historischen Wurzeln zurück, der blauen Dose mit dem Schriftzug Nivea.

Kaffeetrinken mit dem Großaktionär

Bei der Bilanz-Pressekonferenz im Frühjahr hatte Heidenreich noch gesagt, er beabsichtige auf jeden Fall seinen gültigen Vertrag bis Ende 2019 zu erfüllen. Des Weiteren werde er sich demnächst mit Mehrheitsaktionär Michael Herz zu dem Thema zusammensetzen, so der Vorstandschef damals. „Wir haben ein gutes Verhältnis. Wir werden eine Tasse Kaffee trinken und entscheiden.“