Literaturhaus-Chef erlaubt Zuschauern Smartphone-Nutzung während Lesungen. Kaum Terminüberschreitungen beim Ballett.

Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland um den Titel kämpft, konkurriert der Spielplan der DFB-Elf auch mit dem von Theatern, Literaturhäusern und Festivals im Norden. Ein halbes Jahr vor Beginn der WM am 14. Juni wurden die Gruppen ausgelost – da waren für die Bühnen viele Planungen schon gemacht.

In Bad Segeberg starten die Karl-May-Spiele mit der Premiere von „Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg“ am 23. Juni um 20.30 Uhr fast zeitgleich zur Begegnung Deutschland–Schweden (20 Uhr) in die Saison – die Vorstellung ist dennoch ausgebucht. Als die deutsche Mannschaft bei der WM 2014 im Viertelfinale gegen Frankreich spielte, hätten sie am Kalkberg fast jeden Besucher mit Handschlag begrüßen können, erinnert sich Geschäftsführerin Thienel. „Da waren etwa 250 Zuschauer zu Gast.“ Auf rund 7500 Plätzen.

Smartphone im Literaturhaus erlaubt

Das Hamburger Literaturhaus mit seinem Fußball-Experten Rainer Moritz an der Spitze hat die WM fest im Blick. „Wir werden bei den deutschen Vorrundenspielen veranstaltungsfrei machen und versuchen vorherzusehen, in welche Viertelfinal- und Halbfinalspiele die Löw-Truppe gelangen könnte“, sagt Moritz. Es sei ratsam, „zu bedenken, dass sich die Liebe zur Literatur und zum Fußball längst nicht mehr ausschließen“. Besuchern von Lesungen während anderer WM-Partien beruhigt der Literaturhauschef: „Wer es nicht aushält, darf still und heimlich sein Smartphone zur Hand nehmen.“

Die Elbphilharmonie spielt in ihrem ersten WM-Sommer voll auf – zumindest während der ersten drei Turnierwochen. Das Konzertprogramm stand fest, bevor die Spieltage der deutschen Mannschaft ausgelost wurden. Angesichts der schwer zu bekommenden Tickets dürften aber selbst Fußballinteressierte ihre Karten kaum wieder hergeben wollen. Ab dem Halbfinale befindet sich die Elbphilharmonie in der Sommerpause.

John Neumeiers Hamburg Ballett feiert traditionell zum Ende der Saison die Ballett-Tage. Dass die drei Vorrundenspiele des Löw-Teams nicht mit ihren Aufführungen zusammentreffen, sei Zufall, wie Sprecher Jörn Rieckhoff erklärt. Auch bei einem Weiterkommen der Nationalelf könnte es lediglich bei einem möglichen Viertelfinale am 6. Juli zu Überschneidungen kommen. Im Sommer 2014 fand die Nijinsky-Gala zeitgleich mit dem Finale statt – Neumeier ließ das Bundesjugendballett in Fußball-Trikots auftreten.

Das Thalia Theater zeigt am 8. Juli mit „Panikherz“ die letzte Vorstellung der Spielzeit. Glück haben WM-Gucker unter den Besuchern beim Spiel am 23. Juni, da die Vorstellung bereits um 14 Uhr beginnt. Auch andere Bühnen der Hansestadt läuten kurz nach Beginn der Schulferien (5. Juli) ihre Sommerpause ein. Das Schauspielhaus hat wegen Bauarbeiten ohnehin geschlossen.