Hamburg. Beim Bau der neuen Vorzeigestation explodieren die Kosten – aber nur die für eine der beiden Haltestellen.

Diese Nachricht hat in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) keine Begeisterung ausgelöst: Die DB Station & Service AG hat der Stadt nach Abendblatt-Informationen mitgeteilt, dass der Bau der neuen S-Bahn-Haltestelle Elbbrücken deutlich teurer wird: 56,9 Millionen Euro werden nun von der Deutschen Bahn veranschlagt. Bislang waren rund 43,3 Millionen Euro als Baukosten genannt worden. Die Stadt muss die Kosten übernehmen, also rund 13,6 Millionen Euro mehr bezahlen. Das entspricht einer Preissteigerung von mehr als 30 Prozent.

Auf Anfrage sagte BWVI-Sprecher Christian Füldner: „Natürlich sind wir darüber nicht erfreut. Wir haben die Gründe hierfür genau unter die Lupe genommen.“ Die von der DB beantragten Mehrkosten seien jedoch auch nach kritischer Prüfung gerechtfertigt und nachvollziehbar.

Wie kam es zur Kostensteigerung?

Aber wie kam es zu dieser Kostensteigerung bei dem prestigeträchtigen Bauvorhaben am Rand der östlichen HafenCity? „Es ergeben sich beispielsweise Kostenveränderungen aufgrund der aktuellen Marktlage, notwendiger Berücksichtigung von Parallelmaßnahmen sowie Problemen im Baugrund und damit einem erhöhtem Aufwand für die Gründung der neuen Station“ sagte Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis dem Abendblatt.

Kein Verständnis haben die Politik und der Bund der Steuerzahler Hamburg: „Seit Jahren hören die Steuerzahler von der Politik, dass die Stadt aus dem Baudesaster rund um die Elbphilharmonie die richtigen Lehren gezogen hat. Nun jedoch zeigt sich, dass wir auch weiterhin vor massiven Kostensteigerungen nicht gefeit sind“, sagte Lorenz Palte, Chef des Steuerzahlerbundes. Wenn nun selbst das vom Senat hochgelobte Konzept des kostenstabilen Bauens nur bedingt tauge, bleibe die Frage, ob die Stadt überhaupt dazu in der Lage sei, Kostensteigerungen zu verhindern, so Palte weiter.

Auch CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering ist verärgert: „Die nun bekannt gewordenen Mehrkosten von rund 13 Millionen Euro auf einen Schlag sind eine schwere Hypothek für unsere Stadt. Statt kostenstabilem Bauen erleben wir an den Elbbrücken nun kostenfragiles Bauen.“ Der Politiker forderte: „Ich erwarte, dass der Senat dem Parlament unverzüglich und umfassend erklärt, wie es zu dieser Kostenexplosion kommen konnte.“ Auch Ole Thorben Buschhüter (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses der Bürgerschaft, findet deutliche Worte: „Die aktuelle Kostenentwicklung beim S-Bahnhof ist nicht sehr erfreulich. Die Deutsche Bahn sollte sich jetzt reinhängen und uns mit der positiven Nachricht überraschen, dass wenigstens der Zeitplan eingehalten wird“, sagt er.

Zeitplan für Eröffnung könnte kippen

Aber auch das ist nicht sicher. Eigentlich soll die S-Bahn-Haltestelle Elbbrücken am 9. Dezember dieses Jahres gemeinsam mit der neuen U-Bahn-Haltestelle eröffnet werden, die beiden Stationen sind durch einen im Mai eingesetzten Skywalk verbunden. Aber Bahn-Sprecher Meyer-Lovis räumte auf Abendblatt-Anfrage ein: „Durch die sehr schwierigen örtlichen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Durchführung der Baumaßnahmen bei einem Fünf-Minuten-Takt der S-Bahn bis 20 Uhr, also unter dem rollenden Rad, besteht ein Risiko die hoch angespannte Terminschiene einzuhalten.“ Hinzu kämen Herausforderungen insbesondere im Bereich der bis heute noch nicht vollständig abgeschlossenen Gründung der neuen Station.

Diese Ankündigung der Deutschen Bahn dürfte bei der Stadt nicht gut ankommen. BWVI-Sprecher Füldner sagte: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die beiden neuen Haltestellen der S- und der U-Bahn ab Dezember angefahren werden können.“ Die von dem renommierten Hamburger Büro gmp von Gerkan, Marg und Partner gestaltete Haltestelle hatte bereits einmal für Schlagzeilen gesorgt. Denn das rund 88 Meter lange Glasdach wird erst Ende 2019 befestigt werden können. Die Fahrgäste müssen ein Jahr lang ohne Überdachung auskommen. Es sind zwei jeweils 210 Meter lange Bahn­steige geplant

Die Station, die zwischen den Haltestellen Hammerbrook und Veddel liegt, soll eine futuristische Stahl-Glas-Konstruktion mit außen liegendem Tragwerk werden.

Die Hochbahn ist deutlich weiter als die S-Bahn

Auf der anderen Seite, bei der Hochbahn, steht dagegen die neue U-Bahn-Haltestelle bereits. Die geschwungene Stahlkonstruktion, in die rund 1200 Glaselemente eingesetzt wurden, ist ebenfalls von gmp entworfen worden und von Weitem sichtbar: „Wir sind im Zeitplan und ab dem 9. Dezember wird hier planmäßig die U 4 halten“, sagte Sprecher Christoph Kreienbaum. Dann wird auch die neue, rund 1,3 Kilometer lange Strecke zwischen den Stationen HafenCity Universität und Elbbrücken eingeweiht.

Bei der Hochbahn hat man mit den Kosten übrigens keine Probleme – im Gegenteil: Für die Verlängerung der U 4 und die neue Haltestelle wurden rund 178 Millionen Euro veranschlagt, ausgegeben wurden aber nur etwa 160 Millionen Euro.