Hamburg. Weltweit operierender Technik-Dienstleister sieht das Hauptproblem in einem fehlenden Kabelüberwachungssystem.

Der verheerende Stromausfall am Hamburger Flughafen war nach Einschätzung des weltweit operierenden technischen Beraters und Zertifizierers für die Energiewirtschaft DNV GL vermeidbar. Am Sonntag konnten in Fuhlsbüttel rund 30.000 Passagiere nicht bedient werden, der Flugbetrieb wurde komplett eingestellt. Ein Kurzschluss hatte die Hauptstromversorgung lahm gelegt. Und mit Notstrom allein darf der Flugbetrieb laut Gesetz nicht aufrecht erhalten werden.

„Bei einer so wichtigen Einrichtung wie einem Flughafen müssen voneinander unabhängige Versorgungssysteme den störungsfreien Betrieb garantieren. Wenn zwei Systeme nicht reichen, muss es eine dritte unabhängige Sttromquelle geben“, sagt Andreas Schröter, Geschäftsführer des Unternehmens DNV GL, am Dienstag in Hamburg.

Stromausfall am Flughafen war offenbar vermeidbar

"Es gibt technische Lösungen, die einen Stromausfall, wie wir ihn am Hamburger Flughafen beobachtet haben, vermeiden.“ Schröter nennt insbesondere die in den letzten fünf bis zehn Jahren perfektionierten smarten Systeme, die "wie ein Radarsystem Schwachstellen für Kabel messen und lokalisieren können". Diese Systeme könnten aufgrund ihrer hohen Zuverlässigkeit eine dritte unabhängige Stromquelle weitestgehend ersetzen.

„Ein so gravierendes Problem mit der Kabelisolierung, wie es der Flughafen offensichtlich hatte, würde ein solches Kabelüberwachungssystem auf jeden Fall im Vorfeld bemerken, das steht außer Frage", sagt Schröter. Solche Überwachungssysteme senden Funksignale in Sensoren der Kabel und melden die Resonanz. Aus den "Antworten" auf das Signal können die Techniker Rückschlüsse auf den Zustand der Leitungen ziehen. Es würde brüchige Isolierungen oder Knicks und dergleichen frühzeitig anzeigen und sogar Prognosen über die verbleibende Zeit bis zum Ausfall erstellen können, sagt Schröter. Außerdem wird die Reaktionszeit des antwortenden Sensors gemessen, so dass der schadhafte Leitungsabschnitt millimetergenau verortet werden kann. "Der Hamburger Flughafen hat ein solches System ganz offensichtlich nicht."

Kabelüberwachung günstiger als dritte Stromquelle

Laut Schröter ist es "eine Abwägungssache, ob man sich für das deutlich preiswertere Kabelüberwachungssystem oder eine eher teure und aufwändige dritte unabhängige Stromquelle entscheidet. Das hängt ab von der Risikoabschätzung für einen Ausfall einer Stromquelle."

Stromausfälle der in Fuhlsbüttel gesehenen Größenordnung allerdings seien fatal für gesellschaftliche Abläufe und hätten drastische ökonomische Auswirkungen. Umso wichtiger sei es, in sichere Leitungen, Netze und Sicherungskonzepte zu investieren. Grund für den Stromausfall war nach Angaben des Flughafens eine schadhafte Isolierung an einem Kupferkabel.

DNV GL prüft und berät Unternehmen in mehr als 100 Ländern weltweit in technischen Fragen. Das Unternehmen bietet auch Ingenieurdienstleistungen, Zertifizierungen und Risikomanagement an. Die Firma entstand im Jahr 2013 durch den Zusammenschluss der beiden führenden Klassifikationsgesellschaften Det Norske Veritas (Norwegen) und Germanischer Lloyd (Deutschland). DNV GL beschäftigt weltweit etwa 16.000 Mitarbeiter an 400 Standorten in 100 Ländern.