Hamburg. Polizei erwischt 41 Fahrer, die die Abgasanlagen manipuliert haben. Luxusautos wie Ferrari und Mercedes AMG im Visier der Ermittler.

Im Kampf gegen PS-Protze lässt die Hamburger Polizei nicht nach. Im Gegenteil: Am Wochenende erwischten die Beamten der Kontrollgruppe Autoposer 41 „verhaltensauffällige Fahrzeugführer“, die an ihren Autos herumgepfuscht und diese technisch manipuliert hatten. Nicht nur das: 18 Rowdys hatten bei der Kontrolle keinen gültigen Führerschein, einer war alkoholisiert, in sechs Fällen wurde unnötig Lärm verursacht, in weiteren sieben Fällen erlosch die Betriebserlaubnis der Fahrzeuge.

Die Beamten waren unter anderem dabei, als sich ein Mercedes AMG GT S und ein Ferrari vor der Laeiszhalle ein unfreiwilliges Stelldichein gaben. Gegen 18.15 Uhr am vergangenen Freitag zogen die Beamten zunächst den Mercedes (522 PS) aus dem Verkehr. Grund: Das vordere Kennzeichenschild klebte auf der Frontscheibe, und es fehlten sämtliche Zulassungsnachweise für technische Modifikationen.

Als die Polizisten dem Autoposer klarmachten, was auf ihn zukommen könnte, näherte sich vom Gänsemarkt ein Ferrari mit 566 PS unter der Haube. Um auf sich aufmerksam zu machen, gab dessen Fahrer ein paar laute Gasstöße ab. Folge: Die Polizei stoppte auch den Ferrari. Wie sich herausstellte, hatte der Fahrer die Abgasanlage so manipuliert, dass das Auto im Stehen mit 122 statt 115 Dezibel vor sich hin brummte. Der Ferrari soll nun von einem Sachverständigen begutachtet werden. Beide Sportwagen, der Mercedes und der Ferrari, wurden sichergestellt.

Wenig Stunden später, in der Mattentwiete, geriet eine Lärmschleuder, ein BMW 135i Cabriolet, durch laute Fahrgeräusche ins Visier ziviler Verkehrspolizisten. Die Überprüfung ergab: Der Endschalldämpfer war nicht installiert, dafür aber ein „eingeschweißtes Rohr“. Diese Manipulation trieben den Geräuschpegel des Autos von 86 Dezibel auf albtraumhafte 107 Dezibel. „Dies führte zum Erlöschen der Betriebserlaubnis und zur Sicherstellung des BMW zwecks Begutachtung“, sagte Polizeisprecherin Heike Uhde.

Erst zum Tuning, dann zur Polizei

Gegen 23 Uhr am Freitag raste ein 27-Jähriger mit seinem Ford Focus ST (226 PS) geräuschvoll und mit Vollgas vom Gelände einer Tankstelle an der Amandus-Stubbe-Straße, nachdem er dort zuvor an einem Tuning-Treffen teilgenommen hatte. Die Überprüfung ergab: Abgasanlage manipuliert. Das Auto wurde zur Verwahrstelle der Polizei geschleppt, ein Mercedes CLS 350 (272 PS) folgte ihm wenig später in den Autoknast.

Zuvor hatte der 28 Jahre alte Mercedes-Fahrer beim Verlassen eines Parkhauses erst die Polizisten angeguckt, dann drei sehr laute Gasstöße abgegeben und sich mit Maximalbeschleunigung und quietschenden Reifen aus dem Staub gemacht. Die Beamten der Kontrollgruppe Autoposer verfolgten den Mann, stoppten ihn in Höhe Besenbinderhof. Auch in diesem Fall war die Abgasanlage verändert worden.

Am Sonnabend, gegen 20.30 Uhr, hielten Polizisten in Höhe Reeperbahn/ Hans-Albers-Platz einen Mercedes S500 (306 PS) an. Der 31-jährige Fahrer war zuvor mit dröhnendem Motor an Zivilpolizisten vorbeigefahren. Wie sich herausstellte, war die Abgasanlage des Mercedes manipuliert und eine illegale Spurverbreiterung nachträglich eingebaut worden.

21-Jähriger raste durch die Stadt

Deutlich turbulenter ging es kurz darauf zur Sache. Ein BMW 355IS (326 PS) gab vor einer Ampel an der Domstraße/Schauenburger Straße mehrere Gasstöße ab, laut Polizei fuhr der 21 Jahre alte Fahrer „mehrfach mit durchdrehenden Reifen los und beschleunigte seinen PKW maximal“. Als ihm ein ziviles Polizeiauto folgte, flüchtete der Fahrer mit riskanten Fahrmanövern, am Ballindamm verloren ihn die Beamten kurzzeitig aus den Augen. Wenig Minuten später tauchte der BMW dann wieder auf.

Bevor ihn die Polizei in der Domstraße stoppen konnte, habe der 21-Jährige erneut durch Gasstöße, riskante Fahrstreifenwechsel, Driften in den Kurven und rasantes Tempo auf sich aufmerksam gemacht, so die Polizei. Zwar habe der Fahrer sein Fehlverhalten gegenüber den Beamten eingeräumt, dabei jedoch betont, dass man ihm dieses nicht nachweisen könne. Nachweisen konnte ihm die Polizei allerdings, dass an dem Auto der Mittelschalldämpfer aus- und dafür eine „x-Pipe“ eingebaut worden war. Der BMW wurde sichergestellt.

Roter Ferrari viel zu laut – Autoknast

Schließlich am Sonntagmorgen, gegen 1.30 Uhr, fiel den Kontrollteams ein roter Ferrari 458 (566 PS) auf, der mit „lauten, grollenden Fahrgeräuschen“ durch St. Pauli cruiste. Die Beamten stoppten den Wagen und stellten fest, dass die Klappen der Abgasanlage durch Manipulation permanent geöffnet waren. Dadurch betrug das Standgeräusch 121 Dezibel. Das Auto sei zur Verwahrstelle abgeschleppt und ein Gutachter eingeschaltet worden, so die Polizei.

Die Polizei will den Kontrolldruck auf Autoposer nach eigenen Angaben weiterhin auf hohem Niveau halten.