Hamburg. Europaweiter Architekturwettbewerb startet im Juli. 400-Millionen-Euro-Investition – Wohnungen, Büros und Geschäfte geplant.

Das Hochhaus und der Altbau auf dem Commerzbank-Areal am Neß unweit vom Rathaus stehen seit November 2016 leer. Vor mehr als zwei Jahren hatte der Projektentwickler Procom das Filetgrundstück bereits von der Bank erworben. Jetzt steht der Zeitplan für die weitere Entwicklung der rund 6000 Quadratmeter großen Fläche fest: Der europaweite Architekturwettbewerb soll nach Abendblatt-Informationen voraussichtlich im Juli starten und im Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein.

Das bestätigte Procom-Geschäftsführer Dennis Barth auf Abendblatt-Anfrage: „Wir werden dazu Vertreter bekannter Büros einladen, wollen aber auch jungen Architekten die Chance geben, kreative Entwürfe einzubringen.“ Fest steht, dass sowohl das in den 60er-Jahren errichtete Hochhaus, für das der Denkmalschutz aufgehoben wurde, und der 140 Jahre alte Altbau, der nicht unter Denkmalschutz stand, abgerissen werden.

Kein konkreter Abrisstermin

Mit dem Abbruch der Gebäude soll nach Abendblatt-Informationen Anfang 2019 begonnen werden: „Es gibt bislang keinen konkreten Abrisstermin. Zunächst einmal werden wir, wie es mit der Stadt verabredet ist, die Teilnehmer des Architekten-Wettbewerbs auffordern, auch einen alternativen Entwurf zu entwickeln, bei dem sich Teile der alten Fassade in einem Neubau wiederfinden“, sagte Barth.

Auf dem Grundstück in der Nachbarschaft der Patriotischen Gesellschaft soll ein neues kleines Quartier mit zwei Gebäuden entstehen, „die sich durch eine anspruchsvolle und besondere Architektur auszeichnen und sich der historischen Umgebung anpassen“, kündigte Barth an. Dem Vernehmen nach soll zumindest eines der Gebäude die Höhe des 13-geschossigen alten Hochhauses erreichen: „Darüber stimmen wir uns natürlich mit dem Bezirk und der Politik ab“, sagte Barth.

Büros und Wohnungen sollen entstehen

Bleibt die Frage, was dort gebaut werden soll? „Wir wollen Büroflächen schaffen und Wohnungen mit Fleetblick. Außerdem soll eine Geschäftszeile mit Gastronomie am Wasser und Einzelhandel im Erdgeschoss entstehen. Das wird diesen bislang eher ruhigen Bereich der Innenstadt beleben“, sagte Barth. Der Zeitplan ist durchaus ambitioniert: Der Baubeginn ist für Ende 2019 geplant und die Fertigstellung Ende 2021.

Es ist eine der größten Projektentwicklungen in der Innenstadt – von einer Gesamtinvestition von etwa 400 Millionen Euro ist die Rede, allein der Kaufpreis für das Grundstück soll rund 75 Millionen Euro betragen haben.

Dem Vernehmen nach sollen auch internationale Hotelketten wie Marriott Interesse an dem attraktiven Standort haben. Ob es dort auch eine Hotelnutzung geben werde, sei derzeit aber noch völlig offen, sagte Barth. Eine Mischung aus „Wohnen und einem Hotel mit einem originellen Konzept, das zu diesem besonderen historischen Standort passt“, würde SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf begrüßen.

Wünsche an den Investor hat der Grünen-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte, Michael Osterburg: „Der Neubau sollte vom Still her an den formschönen Altbau erinnern, und vielleicht können auch Teile der Fassade erhalten werden. Zudem brauchen wir auch bezahlbaren Wohnraum an diesem Standort.“

Das sieht CDU-Stadtentwicklungsexperte Jörg Hamann ähnlich: „Wenn der Altbau nicht erhalten werden kann, sollte zumindest bei der Architektur für das neue Gebäude darauf geachtet werden, dass etwas von dem alten Charme erhalten bleibt. Wohnraum ist am Neß sehr wichtig und sollte deutlich mehr Fläche einnehmen als der Platz für Büros.“

Künstler sollen Gebäude kostenlos nutzen

Aber bis zum Abriss sollen einige Etagen der beiden Gebäude durch die städtische Hamburg Kreativ Gesellschaft genutzt werden, die Kreativschaffenden die Flächen zur Verfügung stellen möchte. Die Räume würde Procom mietfrei zur Verfügung stellen: „Wir freuen uns, wenn es zu einer solchen Zwischennutzung kommt“, so Barth.