Hamburg. Künftig soll das Haus den Namen „Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt“ tragen – wenn die Bürgerschaft zustimmt.
Wer auf die Internetseite des Museums geht, dem schreit es in großen Lettern sogleich entgegen: „Wir sind offen für Umbau!!! Die Neuausrichtung des Museums hat begonnen.“ Es ist eine Mammutaufgabe, die die vor einem Jahr angetretene Direktorin Dr. Barbara Plankensteiner, umsetzen will: Das 1879 gegründete Museum für Völkerkunde, das zu den größten ethnografischen Museen Europas zählt, in die Zukunft zu führen.
Damit geht auch eine Umbenennung einher: Ab dem 11. September, zum Start der Ausstellung „Erste Dinge“, die den Blick auf die Wurzeln des Hauses richtet, soll das Haus als „Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt (MARKK)“ firmieren – vorausgesetzt, dass die Hamburgische Bürgerschaft zustimmt.
Neuer Name als Symbol für „den neuen Weg“
„Der gewählte Name symbolisiert den neuen Weg, den wir bereits eingeschlagen haben. Mit ihm können wir kommunizieren, dass wir ein in der Gegenwart verankertes Museum sind, das seine historischen Bestände und sein komplexes Erbe aus heutiger Perspektive befragt“, so Plankensteiner. Auch eine modernere Corporate Identity will sich das Museum verpassen.
Kommentar: Seltsamer neuer Name
Eine programmatische Neuausrichtung, die alle Bereiche der Museumsarbeit umfasst, soll die wertvollen Sammlungen wieder in den Vordergrund stellen. „In unserer heutigen multikulturellen Gesellschaft ist eine bloße Beschreibung von Völkern nicht mehr zeitgemäß“, sagt die Direktorin.
Der neue Name soll ein Alleinstellungsmerkmal sein
„Viel wichtiger ist es, die globalen Verflechtungen darzustellen und auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren.“ Man wolle künftig „auf Augenhöhe und in Partnerschaft mit Herkunftsgesellschaften und Diaspora-Gemeinschaften zusammenarbeiten“.
Der neue Name sei ein Alleinstellungsmerkmal und verorte das Museum ganz klar in Hamburg, vergleichbar mit dem Musée du quai Branly in Paris oder dem Rietberg Museum in Zürich. MARKK bilde eine prägnante Kurzform – leicht zu merken. Außerdem habe man die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen mit dem Begriff Völkerkunde nicht wohlfühlten. Vermutlich empfinden Besucher die ethnologische Feldforschung der westafrikanischen Savanne oder die Präsentation der Indianer Nordamerikas auch als angestaubt.
Kein Kindergeburtstag mehr im Indianer-Tipi
Die Dauerausstellung will Plankensteiner ebenfalls konsequent erneuern. Also nichts mehr mit Kindergeburtstagen im Tipi-Zelt, inklusive Verkleiden und lautem Indianer-Gebrüll. Man wisse sehr wohl, wie viel Spaß die jungen Besucher dabei hätten. Doch wolle man sie nicht mit diesem einen klischeehaften Bild im Kopf aus dem Museum entlassen. Angebote für Kinder in Form von Führungen und Mitmach-Aktionen soll es aber nach wie vor geben.
Der frische Wind, der bald durch jeden der 5.200 Quadratmeter wehen soll, ist in den aktuell laufenden Ausstellungen bereits spürbar: So tauchen die Besucher in „Uri Korea“ in das alltägliche Leben in den Städten ein, erfahren, wie wichtig Single-Karaoke-Kabinen und Kimchi-Kühlschränke für Koreaner sind. Und „Flow of Forms. Forms of Flow“ zeigt, was Europa und Afrika in Sachen Design und Tradition verbindet (nämlich eine ganze Menge).
Binnen zwei Jahren sollen konkrete Ideen für die Neuausrichtung erarbeitet werden. Bauliche Maßnahmen folgen, wenn die finanziellen Mittel dafür bereit stehen. Der Umbruch in der ethnografischen Museumslandschaft ist schon seit gut einem Jahrzehnt spürbar. Nun ist er auch ganz konkret in der Hansestadt angekommen.