Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt (MARKK): Wichtiger als ein neuer Name ist ein zeitgemäßer Inhalt
Nostalgie ist hartnäckig. Es soll durchaus Hamburger geben, die die Laeiszhalle noch immer Musikhalle nennen. Und dass das Volkparkstadion nie wirklich zur AOL- oder Imtech-Arena wurde, war wohl nicht nur ein kiebiges Aufbegehren gegen offensiven Kommerz, sondern auch einem ganz simplen Umstand geschuldet: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Nun wird – nach einer ausführlichen und transparenten Findungsphase, zu der nicht nur Experten, sondern auch die Bevölkerung geladen war – also auch das Völkerkundemuseum umbenannt. Der Unterschied: Hier wird kein einst gültiger Name wiederentdeckt, sondern ein neuer erfunden. Der leider nicht eben griffig daherkommt: Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt (MARKK). Mit Komma und markkiger Abkürzung. Das kann man sich kaum auf Anhieb merken, das muss man regelrecht auswendig lernen.
Über den konkreten Namen kann man also munter weiter streiten. Für die Umbenennung an sich allerdings gibt es gute Gründe. „Negative Assoziationen und Emotionen“ habe der alte Name ausgelöst, heißt es in der Erläuterung des Museums. Und während eine instinktive Abwehrreaktion auch für den neuen Titel nicht ganz ausgeschlossen sein dürfte, ist Hamburg hier in guter Gesellschaft: Das ehemalige Münchner Völkerkundemuseum heißt seit 2014 „Museum Fünf Kontinente“, das Frankfurter Haus „Museum der Weltkulturen“, das Berliner „Ethnologisches Museum“. Und die einstige „Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde“ ist nun die „Deutsche Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie“.
Das mag zunächst kompliziert klingen, und es wäre ein Leichtes, reflexhaft über „politische Korrektheit“ zu stöhnen. Andererseits ist das Leben komplexer, als einem manchmal lieb ist, und politische Korrektheit womöglich bisweilen simpel dies: korrekt. Denn Sprache manifestiert gesellschaftliche Strömungen und Veränderungen, und zwar im Guten wie im Schlechten. Sie kann, auch wenn ihr Wandel im Einzelfall als „verordnet“ empfunden wird, auf (zu) lange eingeübte, eindimensionale Perspektiven aufmerksam machen. Dafür ein Bewusstsein zu schaffen, ist erst einmal unbequem. „Völkerkunde“ wird – ob bewusst oder unterbewusst – mit einer kolonialen Haltung und teilweise mit völkisch-nationalem Gedankengut assoziiert. Und Sprache definiert und strukturiert nun einmal die Welt. Sie kann also auch ein Ausdruck dafür sein, dass die Gesellschaft als Ganzes sich bewegt. Spannend wird nun sein, ob das Museum nicht nur die Verpackung justiert, sondern auch den inhaltlichen Wandel schafft – und ob die Hamburger tatsächlich ab September sagen, sie gehen „ins MARKK“.