Hafencity. VW präsentiert den Moia-Elektrobus, der von 2019 an für ein neues Sammeltaxi-System auf Hamburgs Straßen unterwegs sein soll.

Wie sieht der Stadtverkehr der nahen Zukunft aus, welche Fahrzeuge sind dann unterwegs, was erwartet uns schon bald an neuer Technik? Das waren am Donnerstag die Themen beim „New Mobility Day“ in der HafenCity, der so etwas wie eine Mobilitätsmesse und zugleich ein Branchentreff von Entwicklern und Anbietern neuer Verkehrstechnik ist.

Elektro-Roller surrten dort über die Betonflächen des Veranstaltungsgeländes, ganz am Ende der Landzunge am Baakenhafen. Ein Hybrid-Elektro-Porsche war ausgestellt, ein VW Passat mit moderner Sensortechnik für das autonome Fahren und erstmals in Hamburg der VW-Moia-Elektrobus, der von 2019 an für ein neues Sammeltaxi-System auf Hamburgs Straßen unterwegs sein soll. Und auch die Bahn-Tochter „ioki“ zeigte ein kleines Elektro-Fahrzeug. Mit einem größeren Elektrobus für vier bis fünf Fahrgäste wolle das Unternehmen schon in diesem Jahr auch in Hamburg starten, kündigte „ioki“-Manager Alexander Pullig im Gespräch mit dem Abendblatt an. Die Fahrzeuge ließen sich über das Internet bestellen und sollen die „letzte Meile“ zwischen Wohnort und Nahverkehrshaltestellen überbrücken.

Sind die Eletrobusse bald auch ohne Fahrer unterwegs?

„Wir sind dann nicht in der Innenstadt, sondern am Rand unterwegs – dort, wo das Nahverkehrsangebot nicht so weit ausgebaut ist“, sagt Pullig. Dazu werde es eine Kooperation mit den Busunternehmen VHH (Verkehrbetriebe Hamburg-Holstein) geben. Details zum Start und zum genauen Verkehrsgebiet wurden noch nicht genannt. Die Elektrobusse ließen sich mit ganz normalen HVV-Zeitkarten bezahlen. Zunächst würden die eingesetzten Fahrzeuge mit Fahrern unterwegs sein, in näherer Zukunft könnten sie aber auch autonom fahren. Schon heute testet die Bahntochter im bayrischen Birnbach auf einer 700 Meter langen Teststrecke autonome Elektrobusse.

Eine sehr ähnliche Strategie verfolgt auch das VW-Tochterunternehmen Moia. Wie berichtet, plant Moia zum Beginn des nächsten Jahres ein Pilotprojekt in Hamburg mit bis zu 1000 VW-Elektrobullis, die eigens dafür im VW-Werk Osnabrück entwickelt worden sind. Auch diese Busse sollen zunächst mit Fahrer, irgendwann aber auch einmal autonom durch die Stadt rollen.

Dienst füllt Angebotslücke zwischen Taxi und Bus

Der Dienst soll wie eine Art Sammeltaxi eine Angebotslücke zwischen Taxi und Bus füllen, bis zu sechs Passagiere teilen sich eine Fahrt. Über Internetfunktionen werden die Fahrten optimiert zusammengestellt und Haltepunkte angesteuert, die nicht weiter als 250 Meter entfernt von einem Kunden liegen sollen. Zuletzt hatten Taxibetriebe gegen diese neue Konkurrenz protestiert, die Stadt Hamburg hat Moia inzwischen aber bereits eine Konzession erteilt, die zunächst aber auf 500 Fahrzeuge beschränkt ist. Wie ein solcher Moia-Bus aussieht und wie man darin sitzt – das zeigte das Unternehmen nun erstmals in Hamburg. Basis sei eine intensive Befragung von möglichen Kunden gewesen, sagte Moia-Sprecher Christoph Ziegenmeyer. „Wir wollen mit dem Angebot ja das private Auto ersetzen und wollten wissen, was Autonutzern wirklich wichtig ist.“

Ergebnis der Studie: Die schnelle Verfügbarkeit war das am meisten genannte Argument für den eigenen Pkw. „Man will fahren, wenn man es will“, so Ziegenmeyer. Daher sei die schnelle Verfügbarkeit ein wichtiges Ziel. Will heißen: Ein Moia-Bus muss innerhalb weniger Minuten kommen, wenn man ihn braucht. „Das erreicht man nur mit der großen Zahl: viele Fahrzeuge und viele Kunden“, sagt der Moia-Mann. Weiter wichtig sei den Pkw-Nutzern, dass sie nicht zu dicht mit anderen Fahrgästen in Kontakt kommen. Der Moia-Bus verfügt daher über vier großzügige Einzelsitze und eine Zweierbank. Die Kopfstützen bilden eine Art Schale, wenn man nicht möchte, sieht man von den anderen im Bus nichts. „Man kann sich richtig einigeln“, sagt Ziegenmeyer dazu.

Betrieb zunächst auf einen Stadtbereich beschränkt

Einen Beifahrersitz gibt es hier nicht, dort ist das Gepäckfach untergebracht, damit die Fahrgäste ihre Koffer und Taschen schnell verstauen und wieder aufnehmen können, wenn sie wieder aussteigen. Und der erste Fahreindruck? Der Moia-Bus setzt sich mit dem für Elektrofahrzeugen typischen schnellen Anzug in Bewegung und surrt kaum vernehmlich, während er über das Testfeld rollt.

Der Betrieb soll zunächst auf einen Stadtbereich beschränkt werden, weil die Konzession eben zuerst nur für 500 Busse ausgestellt wurde. Bevor es eine Ausweitung gibt, will Hamburg nähere Auswirkungen auf Nahverkehr und Taxibetriebe prüfen. Der Fahrpreis steht laut Ziegenmeyer noch nicht genau fest, soll sich aber im Bereich der Kosten zwischen einer Taxi- und einer Busfahrt bewegen.

Hintergrund der Messe auf dem Baakenhafen-Gelände ist der ITS Weltkongress 2021, für den sich Hamburg erfolgreich beworben hat und bei dem es um intelligente und umweltschonende neue Verkehrskonzepte geht.

Bis dahin will die Stadt möglichst einige vorzeigbare neue Systeme entwickelt haben. So planen beispielsweise auch Hoch- und S-Bahn bereits Systeme mit autonomen Fahrzeugen für Hamburg.