Hamburg. Tochter der Hamburger Angermann-Gruppe bietet auf Internet-Plattform vesselbid.com bereits ein 2700-TEU-Containerschiff an.

Vor dem Hintergrund der noch immer nicht überstandenen Schifffahrtskrise kommt ein Hamburger Unternehmen mit einer Weltpremiere auf den Markt: Unter der Internet-Adresse vesselbid.com gibt es erstmals eine Onlineplattform, auf der gebrauchte Schiffe angeboten und versteigert werden. Ein erstes Objekt wird dort bereits offeriert. Es ist die MV „Buxharmony“, die im Jahr 2007 von der damaligen Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH gebaut wurde und 2700 Standardcontainer (TEU) tragen kann.

Es gehe darum, „gebrauchte Schiffe zu Bestpreisen zu veräußern, die vom Besitzer nicht mehr bewirtschaftet werden können“, sagt Clemens Fritzen, Vorstand der Hamburger Firma NetBid. Man habe dafür vor allem Schiffe im Blick, die aufgrund von „Insolvenzen und finanziellen Schwierigkeiten“ zum Verkauf stehen.

93 Auktionen und Direktverkäufe

NetBid ist mit aktuell rund 40 Beschäftigten seit 20 Jahren als Onlinemarktplatz für Investitionsgüter wie etwa Werkzeugmaschinen oder Baukräne aktiv. Die Plattform gehört zur Hamburger Angermann-Gruppe, die unter anderem in den Bereichen Immobiliendienstleistungen und Leasing tätig ist.

Unter netbid.com wechselten im vergangenen Jahr fast 6000 Maschinen und Anlagen in 93 Auktionen und Direktverkäufen ihren Eigentümer. Für die Schiffsauktionen kooperiert NetBid mit dem Hamburger Schiffsmakler ­Toepfer Transport, der seine Expertise in die Bewertung und die Abwicklung solcher Verkäufe einbringt.

42 Jahre Erfahrung in der Schiffsbewertung

„Zwar konnte die Auktionsplattform vesselbid.com auf das bestehende System von NetBid aufgesetzt werden, aber für die besonderen Eigenheiten von Schiffen waren Anpassungen nötig“, erklärt Fritzen. Ein Beispiel: „Maschinen können wir per Auktionszuschlag rechtsgültig verkaufen, bei Schiffen ist das anders.“ Ähnlich wie bei Immobilien müsse dazu in einem vergleichsweise komplexen Verfahren ein Vertrag geschlossen werden.

Toepfer Transport hat nach eigenen Angaben zehn Beschäftigte und 42 Jahre Erfahrung in der Schiffsbewertung. Die Firma verfüge über umfangreiche Kontakte im Schifffahrtssektor und damit auch zu potenziellen Käufern der auf vesselbid.com angebotenen Schiffe, sagt Fritzen. „Außerdem spricht sich in der Branche schnell herum, dass ein Schiff aus einer Insolvenz auf dem Markt ist“, ergänzt der NetBid-Chef.

1630 Schiffe wechselten den Besitzer

Wie viele Schiffe künftig über Online-Auktionen verkauft werden können, lasse sich schwer einschätzen. „Wenn es in diesem Jahr drei bis fünf werden, wäre das ein toller Erfolg“, so Fritzen. Öffentlich zugänglichen Marktdaten zufolge werden Schiffe in der Größenordnung der „Buxharmony“ und mit ähnlichem Baujahr mit rund 10 Millionen bis 15 Millionen Euro bewertet.

Im vergangenen Jahr wechselten nach Erhebungen der internationalen Schifffahrtsorganisation Bimco weltweit etwa 1630 Schiffe im Wert von umgerechnet gut 16 Milliarden Euro den Besitzer. Das war der höchste Stand seit zehn Jahren.