Hamburg/Wittmund. Vatertag und Folgen: Landkreis Wittmund nimmt Erziehungsberechtigte in die Pflicht. Volle Notaufnahmen.

Am morgigen „Vatertag“ sind in ganz Norddeutschland wieder zahlreiche Männer mit Bier und Bollerwagen in Feierlaune unterwegs. Häufig endet der Tag allerdings in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Nach Abendblatt-Informationen stellen sich Klinken deshalb am Donnerstag auf zusätzliche Patienten ein.

Die Asklepios-Kliniken zum Beispiel planen mit mehr Mitarbeitenden. Denn es gebe eine „erhöhte Zahl von alkoholisierten Patienten und eine erhöhte Zahl von Patienten mit Verletzungen infolge hohen Alkoholkonsums“, sagte ein Asklepios-Sprecher. Das gelte allerdings nicht nur für den Vatertag, sondern – speziell in der Altonaer Klinik – auch für den Hafengeburtstag am langen Wochenende. „Diese Feiertage erfordern daher erfahrungsgemäß auch in manchen Schichten den Einsatz einer höheren Mitarbeiterzahl in den Zentralen Notaufnahmen.“

Jugendliche landen im Krankenhaus

Auch in Niedersachsen und Bremen werden am Vatertag wieder Heerscharen Jugendlicher unterwegs sein, manch einer wird wegen Alkoholmissbrauchs im Krankenhaus landen. „Wir stellen dann regelmäßig einen Spitzenwert bei den Rettungsfahrten fest“, sagte Dennis Waldeck von der Krankenkasse AOK Niedersachsen. Der Landkreis Wittmund in Ostfriesland will Eltern von jungen Koma-Säufern nun für solche Einsätze „in besonders eklatanten Fällen“ die Rechnung zuschicken, wie Sprecher Ralf Klöker sagte. Die Aktion solle ein „Signal vor allem an die Eltern“ sein.

Zur Zahlung verpflichtet sind sie tatsächlich nicht. „Die Eltern können die Rechnungen dann an die Krankenkasse weiterleiten“, sagte Waldeck. Denn die gesetzlichen Krankenkassen seien zur Zahlung verpflichtet.

Eltern sollen für Thema Komasaufen sensibilisiert werden

Mit seiner Ankündigung zieht der Landkreis Wittmund die Konsequenz aus den jüngsten 1.-Mai-Feiern. Die Zahl der Rettungseinsätze wegen übermäßigen Alkoholkonsums von Minderjährigen sei im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen, sagte Klöker. Rechnungen von bis zu 1100 Euro könnten den Erziehungsberichtigen nun ins Haus flattern. Ein gleiches Vorgehen kündigte er für den Vatertag an, an dem wieder viele Einsätze erwartet werden. Der Landkreis hofft so, Eltern für das Thema zu sensibilisieren und Alkoholexzesse von Minderjährigen verhindern zu können.

Dem Landkreis Rotenburg geht es ebenfalls um den erzieherischen Effekt. Bei einer Mai-Tour am Bullensee bei Rotenburg seien in der Vergangenheit schon die Rechnungen für die Versorgungsleistungen direkt an die Betroffenen oder bei Minderjährigen an die Eltern gegangen. „Diese Aktion war vorher angekündigt worden“, sagte eine Sprecherin des Landkreises. Nach AOK-Angaben wurden im Landkreis Rotenburg auch schon Kosten für Rettungseinsätze nicht bei den Krankenkassen abgerechnet, sondern privat zugestellt.

Andere Landkreise planen nicht, dem Vorstoß aus Wittmund zu folgen. „Das ist bei uns kein Thema“, sagte der Abteilungsleiter für den Bereich Rettungsdienst beim Landkreis Verden, Ronald Möller. Auch in den Landkreisen Goslar, Cuxhaven und Emsland sind solche Aktionen nicht geplant. „Diesen Weg werden wir nicht gehen“, betonte ein Sprecher des Landkreises Goslar. (esh/lni)