Hamburg. Die Zahl der Hamburger, die mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt wurden, ist rückläufig – trotzdem Anlass zur Sorge.
Im Jahr 2016 wurden 833 Hamburgerinnen und Hamburger wegen einer akuten Alkoholvergiftung im Krankenhaus aufgenommen. Das geht aus den aktuellen Zahlen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes hervor. Die gute Nachricht: Die Zahlen sinken. Im Vergleich zum Jahr 2013, das mit 1079 stationär behandelten Alkoholvergiftungen den Höchststand in der Statistik markiert, ging die Fallzahl um fast ein Viertel zurück, auch im Vergleich zu 2015 wurde ein leichter Rückgang um 28 Fälle verzeichnet.
Bei den jugendlichen "Komasäufern" aus Hamburg verbessert sich die Lage ebenfalls: Wurden im Jahr 2008, als die Zahl der Fälle mit 853 ähnlich hoch lag wie 2016, noch 104 Personen unter 16 Jahren wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt, hat sich diese Zahl 2016 mehr als halbiert und lag nur noch bei 50 Fällen. Minderjährige Patienten wurden 2016 134 Mal im Krankenhaus behandelt, das entspricht einem Anteil von 16 Prozent.
Junge Menschen weiterhin gefährdet
Trotz des Rückgangs der absoluten Zahlen gibt es laut Frank Liedtke, dem Landesgeschäftsführer der Barmer Krankenkasse, keine Entwarnung: Er hält es für "besorgniserregend", dass der Anteil der Minderjährigen, "die mit einer akuten Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kommen, seit Jahren unverändert bei 16 Prozent liegt".
Tatsächlich ist die Altersgruppe der 10-19-Jährigen auch weiterhin eine der am meisten gefährdeten, wenn es um Alkoholvergiftungen geht. Mehr Fälle treten nur in der Gruppe der 40-49-Jährigen auf. Beide Altersegmente sind für je ein Fünftel der Gesamtzahl verantwortlich, haben jedoch sowohl anteilig als auch absolut abgenommen: 2008 machten beide zusammen laut Statistik mehr als die Hälfte der Fälle aus.
Immer mehr Männer mit Alkoholvergiftung
Während in den Vorjahren das Verhältnis behandelter Männer und Frauen nahezu durchgängig bei zwei Dritteln zu einem Drittel lag, verschob es sich im Jahr 2016 auf 70 Prozent Männeranteil: In 581 der 833 Fälle waren die Patienten männlich. Für den Rückgang in der Gesamtstatistik sind allein die Frauen verantwortlich, bei männlichen Patienten gab es sogar einen leichten Zuwachs im Vergleich zu 2015.
Auffällig ist darüber hinaus, dass junge Mädchen vergleichsweise häufig nach Alkoholexzessen ins Krankenhaus mussten. 32 Mädchen unter 16 Jahren wurden behandelt, aber nur 18 Jungen. Im Gegensatz dazu zeigt sich im mittleren Alterssegment ein ganz anderes Bild: Bei den 40-59-Jährigen liegt der Anteil der männlichen Patienten dreieinhalb Mal so hoch wie der der weiblichen (244 zu 70 Fälle). Eine drastische Verschiebung im Vergleich zu Vorjahren, in denen Männer mittleren Alters "nur" zweieinhalb Mal so oft mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert wurden wie Frauen.
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sterben jährlich rund 74.000 Menschen in Deutschland an den direkten Folgen ihres Alkoholkonsums – Unfälle unter Alkoholeinfluss nicht mitgezählt.