Hamburg. Sie brachten illegale Arbeitskräfte aus Osteuropa nach Deutschland. Waffen und Geld bei Razzia sichergestellt.

Erneut hat die Bundespolizei in Hamburg einen Schlag gegen Schleuser durchgeführt, die im großen Stil illegal Arbeitskräfte nach Deutschland bringen. Bei dem Einsatz, der am Montagabend begann, konnten drei Drahtzieher festgenommen werden. Insgesamt wurde in Hamburg an 16 Orten durchsucht.

Seit Oktober vergangenen Jahres hatte die Bundespolizei gegen die Gruppierung ermittelt, der banden- und gewerbsmäßige Schleusung vorgeworfen wird. Diesmal waren es Moldawier und Ukrainer, die nach Deutschland gebracht und hier mit gefälschten rumänischen Pässen ausgestattet wurden. War es bei der Razzia im April noch um Arbeiter auf Baustellen gegangen, so waren die illegalen Arbeitnehmer, um die es dieses Mal ging, ausgerechnet im Sicherheitsgewerbe, also mit Bewachungsaufgaben, beschäftigt.

Ausgelöst worden waren die Ermittlungen, nachdem auf der A 4 und der A 7 in Sachsen Schleusungen aufgedeckt wurden. Deshalb übernahm auch die Abteilung für Kriminalitätsbekämpfung der Bundespolizei in Halle, die auch für den Bereich zuständig ist, die Ermittlungen. Die Spur führte nach Hamburg. Hier konnten die Drahtzieher ausgemacht und identifiziert werden. Es handelt sich um drei 30, 39 und 40 Jahre alte Männer, die offenbar Verbindungen in ihre alte Heimat nutzten, um dort über ein Netzwerk illegale Arbeitskräfte anzuwerben.

800 Bundespolizisten waren in Hamburg im Einsatz

Am Montagabend nahmen Bundespo­lizisten zunächst die drei Drahtzieher fest. Dafür wurden auch Spezialkräfte eingesetzt, da eine hohe Gewaltbereitschaft erwartet wurde – man ging davon aus, dass die Täter bewaffnet sind. Dass die Ermittler damit nicht falsch lagen, zeigte sich später bei Sicherstellungen. So wurden auch scharfe Munition für eine 9-mm-Pistole und verbotene Gegenstände wie Schlagringe und Elek­troschocker gefunden.

Insgesamt waren in Hamburg an den beiden Tagen rund 800 Bundespolizisten eingesetzt, die aus ganz Deutschland zusammengezogen wurden. Am Dienstag wurden zeitgleich ab 5 Uhr vor allem Unterkünfte für illegale Arbeitnehmer durchsucht. So wie am Winsbergring in Bahrenfeld, der in einem Gewerbegebiet nahe der A 7 liegt. In Räumen über einer Firma waren mehrere Männer untergebracht. „Sie wurden von uns unsanft geweckt“, sagt ein Bundespolizist. Mehrere Stunden dauerte die Aktion dort. Dann wurden drei Festgenommene nacheinander abgeführt. Außerdem holten Bundespolizisten Beweismittel, darunter Unterlagen aus den Räumen.

Ähnlich liefen auch andere Durchsuchungen, beispielsweise in Bramfeld an der Herthastraße oder am Großen Schippssee in Harburg ab. Auch in Sittensen in Niedersachsen und Bremen wurden insgesamt 18 Objekte durchsucht.

44 illegal eingereiste Arbeiter in Hamburg identifiziert

Gleichzeitig lief eine Aktion der Bundespolizei in Sachsen-Anhalt. Dort gab es drei Durchsuchungen in Wohnungen und Firmengebäuden. Bei den Betroffenen handelt es sich laut Ermittler auch um Angehörige der sogenannten „Reichsbürgerszene“, die Deutschland und seine Regierung nicht anerkennen und meinen, das Deutsche Reich existiere weiter. Sie hatten offenbar Hand in Hand mit den Drahtziehern aus Hamburg gearbeitet.

In Hamburg wurden am Dienstag in mehreren Unterkünften 49 Personen angetroffen. 44 wurden als illegal eingereiste Arbeitnehmer identifiziert. Sie lebten dort in einfachsten Verhältnissen. Am Winsbergring beispielsweise schliefen die Männer zu viert in einem Raum in Doppelstockbetten.

Schleuser verdienen sich "goldene Nase"

Die Schleuser verdienen sich an solchen illegalen Arbeitern eine „goldene Nase“. In der Regel kassieren sie zunächst Geld für die Schleusung. Auch die Ausstattung mit den gefälschten Papieren, die hier erst eine Arbeitsaufnahme ermöglichen, lassen sie sich bezahlen. Auch für die Unterbringung wird den Geschleusten Geld abgenommen. Oft wird auch noch vom ohnehin unterdurchschnittlichen Lohn eine Provision einbehalten.

Dass die „Geschäfte“ für die Täter liefen, zeigte sich auch bei der Durchsuchung. „Wir haben mehrere Zehntausend Euro und Gold sicherstellen könne“, so ein Bundespolizist.

Den 44 illegal Eingereisten droht die Abschiebung

Unklar war zunächst, ob die festgenommenen Drahtzieher überhaupt in Haft bleiben. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg, die in diesem Fall zuständig ist, wollte Untersuchungshaft beantragen. Für die Ermittler geht es jetzt darum Beweismittel, darunter Unterlagen, Handys, Laptops und Datenträger, sowie zahlreiche gefälschte Pässe auszuwerten und deren Herkunft zu ermitteln.

Möglicherweise werden sich die Drahtzieher auch noch wegen Urkundenfälschung verantworten müssen. Außerdem ermittelt gegen sie die Steuerfahndung, wegen diverser Steuerdelikte. Den 44 illegal nach Deutschland geschleusten Männern droht die Abschiebung.