Hamburg . Erzbistum und Schulgenossenschaft vereinbaren „enge Zusammenarbeit“ und wollen gemeinsame Verantwortung erproben.

Über acht Stunden dauerte das Treffen am Sonnabend in den Räumlichkeiten des Erzbistums in St. Georg, doch aus Sicht der Beteiligten hat es sich gelohnt: Im Ringen um die Zukunft von 21 katholischen Schulen in der Hansestadt haben das Erzbistum und die Hamburgische Schulgenossenschaft eine „enge Zusammenarbeit“ vereinbart.

Dass beide Seiten insbesondere zur Rettung von bis zu acht von der Schließung bedrohten Schulen kooperieren könnten, ist zwar schon länger geplant, doch zuletzt war die Stimmung arg getrübt. Nun aber wollen Erzbistum und Schulgenossenschaft in einem Pilotprojekt an mehreren katholischen Schulen klären, wie genau sie langfristig kooperieren könnten. „Wir erproben ein Modell gemeinsamer Verantwortung mit dem Ziel, das größtmögliche katholische Schulwesen in Hamburg anzubieten“, sagte Generalvikar Ansgar Thim nach dem Treffen, an dem auch einige Lehrer, Schüler und Eltern teilnahmen.

Damit gibt es wieder Hoffnung für die acht bedrohten katholischen Schulen. „Wir treffen im Moment keine Entscheidungen über Schulschließungen“, sagte Erzbischof Stefan Heße. Allerdings bleibe es bei der Entscheidung des Erzbistums vom Januar, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr für die Eingangsklassen von jenen fünf Schulen anmelden können, für die das Erzbistum früher erklärt hatte, dass sie auf jeden Fall geschlossen werden sollen.

Strategische Entscheidungen werden gemeinsam getroffen

Zumindest bis zum 5. Juli wollen Erzbistum und Schulgenossenschaft nun strategische Entscheidungen bezüglich der Schulen gemeinsam treffen. In Arbeitsgruppen und einer Steuerungsgruppe würden in den kommenden Wochen konkrete Schritte beraten, hieß es am Sonnabend. Ein „tragfähiges Finanzierungskonzept“ werde „in enger Zusammenarbeit zeitnah erarbeitet“. In diesen Prozess sollen auch die Schulen „umfangreich eingebunden“ werden. „Das, was wir hier plane, gab es bisher noch nicht“, sagte Erzbischof Stefan Heße. „Das Ergebnis muss so gut sein, das andere sagen: Das wollen wir auch.“

Zufrieden zeigten sich die Vertreter der Schulgenossenschaft. „Das Modell ist demokratisch und partizipativ. Das war unser Ziel“, sagte Rechtsanwalt Prof. Christian Bernzen. Ex-Staatsrat Nikolas Hill sagte, er sehe in dem Ergebnis die Chance für einen Aufbruch in der katholischen Kirche: „Kirche und Zivilgesellschaft übernehmen gemeinsam Verantwortung für ein wichtiges Angebot schulischer Bildung in Hamburg. Das ist sehr gut.“

Zahlreiche Prominente unterstützen Ziel der Initiative

Ende Januar hatte das Erzbistum die Schließung von bis zu acht katholischen Schulen aus finanziellen Gründen angekündigt. Nach massiven Protesten gegen die Pläne riefen Katholiken um Nikolas Hill und Christian Bernzen die Hamburger Schulgenossenschaft ins Leben. Für ihr Ziel, alle 21 Schulen zu erhalten, hat die Initiative prominente Unterstützer wie Altbürgermeister Ole von Beust, Bundestagsfraktionschefin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gewinnen können. Die Schulschließungspläne des Erzbistums haben eine bundesweite Debatte unter Katholiken ausgelöst.

Nach mehreren Anläufen war das Erzbistum schließlich bereit, mit der Schulgenossenschaft über die Zukunft aller Schulen zu verhandeln. Mitte April erklärte Erzbischof Stefan Heße nach einem Sondierungsgespräch seine Absicht, eine Kooperation mit der Schulgenossenschaft einzugehen. „Ich möchte eine langfristige und tragfähige Übernahme gemeinsamer Verantwortung für das katholische Schulwesen erreichen“, sagte der Erzbischof.

Genossenschaft hat keinen Einblick in Analysedaten

Der Workshop an diesem Sonnabend aber war zuletzt infrage gestellt. Dass die Kirchenleitung Schulstaatsrat Rainer Schulz und die Schulausschuss-Vorsitzende der Bürgerschaft, Stefanie von Berg (Grüne), kurzfristig entgegen einer Zusage nicht eingeladen hatte, sorgte bei der Genossenschaft ebenso für große Verärgerung wie der Umstand, dass ihr die Analysedaten unter anderem zur finanziellen Situation der Schulen immer noch nicht vorliegen. Erst am Freitagabend entschieden sich die Initiatoren der Genossenschaft nach einem Treffen mit Unterstützern, dennoch an dem Workshop teilzunehmen.

Auch in dem Workshop am Sonnabend hätten sie keinen Einblick in die Analysedaten etwa zur finanziellen Situation der Schulen erhalten, erklärten Christian Bernzen und Nikolas Hill. Wie viel Geld zur Rettung der bedrohten Schulen nötig sei, müsse nun nicht nur mit dem Erzbistum, sondern auch mit der Stadt geklärt werden.