Hamburg. Paar eröffnet Filialen von “Enie’s echtes Eis“ in Winterhude, Uhlenhorst und an den Colonnaden. Es gibt nur natürliche Zutaten.
Vladimir Muska ist es gewohnt, bei Lebensmitteln in größeren Dimensionen zu denken. Seine vor 20 Jahren in der Küche eines ehemaligen Pizzadienstes in Lokstedt als Ein-Mann-Unternehmen gegründete Firma Delikant hat heute 140 Angestellte und stellt an der Sternstraße am Rande des ehemaligen Schlachthofes Brotaufstriche und Wrap-Füllungen für Großabnehmer her. Seine Kunden brauchen diese für belegte Brötchen oder herzhafte Snacks, die in Bäckereien in der Auslage oder im Supermarkt und in der Tankstelle in der Kühltheke liegen. Delikant, sagt Muska, sei in diesem Bereich Marktführer in Deutschland.
Seit Kurzem denken er und seine Lebensgefährtin Michaela Hoffmann auch süß und fruchtig. Sie haben eine Eismarke kreiert und gemeinsam eine Firma gegründet: Enie’s echtes Eis. So heißen auch die drei Läden, die die Enie GmbH gerade binnen weniger Wochen in Hamburg eröffnet. Nur hier wird die neue Eismarke verkauft.
In sechs Monaten von Idee bis zur Eröffnung
„Die Idee ist, ein Eis ausschließlich mit natürlichen Zutaten zu machen. Keine Aromazusätze, keine künstlichen Farbstoffe“, sagt Michaela Hoffmann. Der Gedanke entstand im vergangenen Jahr während eines spätsommerlichen Stadtbummels mit Zwischenstopp an der Eisdiele. „Es war lecker, aber wir haben gedacht: Das können wir auch und vielleicht sogar noch besser.“ Es folgten intensive Markt- und Geschmacksstudien in den einschlägigen Stadtteilen Eppendorf, Ottensen und Eimsbüttel. „Für mich war der Schlüsselmoment die Erkenntnis, dass es da viele tolle Eissorten gibt, aber eben meistens nur in einem Laden“, sagt Muska.
Dann musste alles sehr schnell gehen, damit Enie’s zu Beginn der Saison 2018 starten kann. Bei Delikant meldeten sich mehrere Freiwillige für ein Eismacherseminar („Die waren begeistert, endlich mal etwas anderes machen zu können“). Die Suche nach den besten Zutaten und nach geeigneten Ladenstandorten, die Entwicklung eigener Sorten und des Designkonzepts für die Geschäfte, der Aufbau der Produktion in der Sternstraße liefen annähernd gleichzeitig.
Erster Laden an Colonnaden eröffnet
Mitte April hat der erste Laden an den Colonnaden eröffnet, am Freitag der zweite an der Himmelstraße (Winterhude), nächsten Sonnabend folgt der dritte an der Papenhuder Straße (Uhlenhorst). „So etwas in sechs Monaten auf die Beine zu stellen, war schon sportlich“, sagt Muska. Er schätzt, dass bislang etwa 250.000 Euro in den Aufbau der Eisladen-Kette geflossen sind.
Es ist ein Einstieg in einen nicht ganz einfachen Markt: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Speiseeis pendelt in Deutschland seit Jahren zwischen 7,7 und 8,0 Liter. Etwa 80 Prozent davon kommen von den großen Markenherstellern und werden im Einzelhandel verkauft. Klassische Eisdielen haben weniger als 20 Prozent Marktanteil. Ihre Zahl schrumpft Jahr für Jahr um mehrere Dutzend auf zuletzt noch etwa 5500. Andererseits sind Städte wie Berlin oder Hamburg ein gutes Pflaster für kreative Handwerks-Eismacher, die auch mal Basilikum und roten Pfeffer verarbeiten oder Bratapfel-Marzipan- und Käse-Sahne-Kuchen-Geschmack kreieren.
Eine Kugel kostet 1,50 Euro
In Hamburgs neuer Eisdielen-Kette kostet eine Kugel 1,50 Euro, auf der Karte stehen unter anderem die Sorten Gesalzenes Karamell, Joghurt-Honig-Walnuss und Mandel-Ahornsirup, natürlich die Klassiker Schokolade, Vanille, Haselnuss, veganes Mango- und Erdbeer-Sorbet. Das Zitronen-Sorbet wird aus Direktsaft gemacht und mit einem Schuss Holunderblütensirup verfeinert. „Insgesamt haben wir 35 Sorten entwickelt“, sagt Michaela Hoffmann. Oberste Maxime: Der Geschmack stammt allein aus den natürlichen Zutaten.
Doch nur jeweils zehn Sorten stehen in der Kühlvitrine. Ist eine ausverkauft, wird sie durch eine andere Geschmacksrichtung ersetzt. „Statt die Kunden mit mehr als 30 Sorten zu erschlagen, wollen wir sie mit wechselnden Geschmackserlebnissen überraschen“, sagt Muska. Und noch etwas ist anders bei Enie’s: Es gibt weder Sahne und Streusel, noch Frucht- oder Schokosauce aufs Eis. „„Wir finden, das passt einfach nicht zu Enie’s echtes Eis“, sagt Michaela Hoffmann.
Wie die Läden in der Winterpause nutzen?
Sind die drei Läden der erste Schritt zu einer noch größeren Eisdielen-Kette? „Es gibt viele Möglichkeiten, und ich will keine ausschließen. Aber erst mal ist meine Traumvorstellung, dass wir am Ende der Saison anfangen können, über eine Expansion nachzudenken“, sagt Muska. Derzeit sei noch nicht mal klar, wie die Läden in der Winterpause genutzt werden. Eine Idee aber ist schon konkreter: Im Sommer könnten die beliebtesten Eissorten in den Enie’s-Läden als Familienpackung angeboten werden, die man mit nach Hause nimmt. Auch Michaela Hoffmann denkt schon in größeren Dimensionen.