Hamburg. Bremer Eigentümer modernisiert Maschinenpark. 300 Jobs sind gestrichen worden. 2019 soll es wieder schwarze Zahlen geben.

Morgens am Elbufer. Es herrscht geschäftiges Treiben am Eingang der Werft. Auszubildende der Bundeswehr marschieren durchs Tor. Lieferanten melden sich an. Am Tresen wartet ein Zulieferer auf seine Papiere. Auch hinter dem Durchlass ist viel los. Frühschicht bei Blohm + Voss.

Die Werft, mit deren Name jeder Hamburger schon im Kindesalter etwas anfangen kann, hat augenscheinlich gut zu tun. Im Trockendock Elbe 17 wird die „Brilliance of the Seas“ für die nächste Kreuzfahrtsaison fit gemacht. In den Docks 6 und 16 stehen Megayachten zum Umbau. Daneben liegt das Containerschiff „Cap San Marco“ der Reederei Hamburg Süd zur Wartung. Im Süden des Geländes werden zwei neue Fregatten fertiggebaut und eine weitere Yacht repariert. Man sieht hier viele Schiffe, was eigentlich ein kleines Wunder ist.

Denn vor einem Jahr sah die Lage weniger rosig aus. „Kritischer Zustand“, lautete damals die Diagnose des Blohm + Voss-Aufsichtsratschefs und Geschäftsführers der Bremer Lürssen-Werft, Klaus Borgschulte, nachdem er zusammen mit Spezialisten das Schiffbauunternehmen überprüft hatte. Lürssen hatte Blohm + Voss im November 2016 übernommen – und es sah so aus als würden die Bremer zu den Totengräbern des Hamburger Traditionsbetriebs. Dringend erforderliche Investitionen in den Jahren davor seien ausgeblieben, sagte Borgschulte damals. „Konstruktions- und Fertigungsprozesse wurden nicht ausreichend modernisiert und die Kostenstrukturen nicht den realen Bedingungen angepasst.“ Zeitgleich sei der Auftragsbestand stark gesunken. Und das in einem schlechten Marktumfeld.

Zukunftskonzept greift

„Seit damals hat sich viel verändert“, sagt Borgschulte nun. „Die Familie Lürssen hat Blohm + Voss damals mit Bedacht gekauft – und sie ist nach wie vor davon überzeugt, dass es der richtige Schritt war.“ Lürssen habe ein klares Zukunftskonzept für die Hamburger Tochterfirma gehabt. Und dieses werde nun umgesetzt.

Verantwortlich dafür ist Geschäftsführer Dieter Dehlke. Er sitzt mit Borgschulte an diesem Morgen in der Unternehmenszentrale, die ein Synonym für den Wandel der Werft ist. Der schmucklose Bau wirkt von außen wie eine Notunterkunft für Flüchtlinge. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Unternehmensführung in dem mehr als 100 Jahre alten großen Haupthaus nahe des Eingangs residierten. Die repräsentativen Räume wurden den Schiffskonstrukteuren des Werftenpartners ThyssenKrupp Marine Systems überlassen. „So sind wir auch viel näher an der Produktion“, heißt es. Dieses engere Zusammenrücken ist eine Komponente der Erfolgsformel, mit der Blohm + Voss in die Erfolgsspur zurückfinden soll. „Wir haben die Produktionswege gestrafft und die Abläufe damit effizienter gestaltet“, sagt Dehlke. Die Produktionsflächen sind um 25.000 Quadratmeter geschrumpft. Die Zahl der genutzten Hallen hat sich halbiert. Der Rest wird vermietet.

4000 Tonnen Stahlschrott wurden eingesammelt

Das gesamte Gelände wirkt übersicht­licher. „Als Erstes haben wir den herumliegenden Stahlschrott eingesammelt. 4000 Tonnen seien zusammengekommen. „Das entspricht einem halben Containerschiff, so Dehlke. An einigen Stellen wird deutlich, dass der Vorbesitzer der Werft, der britische Finanzinvestor Star Capital Partners, seit Jahren kein Geld mehr investiert hat. Düstere Hallen mit technisch veralteten Maschinen auf nacktem Betonboden. Daneben die Hallen, die Lürssen umbauen ließ. LED-Lampen beleuchten das computerisierte Arbeitsfeld. Die Fußböden sind verschiedenfarbig gestrichen. Insgesamt zehn Millionen Euro hat Lürssen in die Modernisierung des Maschinenparks investiert – mit dem Ergebnis, dass die Konstrukteure in Bremen ihre Designs per Knopfdruck an die Maschinen in Hamburg senden können.

An denen arbeiten heute allerdings auch weniger Menschen als früher. „Einige Mitarbeiter haben unter der Umstellung leiden müssen, weil sie ihren Arbeitsplatz verloren haben“, sagt Dehlke. Das Stammpersonal wurde um 300 Beschäftigte reduziert. „Ende Juni ist der Prozess abgeschlossen. Dann werden bei Blohm + Voss noch knapp 700 Menschen arbeiten. Diese durften bleiben, weil sie auf Teile ihres Weihnachts- und Urlaubsgeldes verzichteten. Doch bald gibt es vielleicht wieder mehr Geld. „2019 wollen wir schwarze Zahlen schreiben“, sagt Borgschulte.