Hamburg. Die Bank fällt wegen des beschleunigten Altlastenabbaus zurück in die roten Zahlen. Auch für 2018 Verluste vorhergesagt.

Mehr als 4300 Vollzeit-Beschäftigte hatte die HSH Nordbank auf dem Höhepunkt der Finanzkrise zum Jahresende 2008. Derzeit sind es nur noch gut 1900, davon etwas mehr als die Hälfte in Hamburg – und mit den Arbeitnehmervertretern ist ein Abbau auf knapp 1600 Mitarbeiter bis Mitte 2019 schon vereinbart. Doch wie der HSH-Vorstandsvorsitzende Stefan Ermisch jetzt in der Bilanzpressekonferenz durchblicken ließ, wird die Zahl noch weiter sinken.

„Weitere Effizienzprogramme bleiben mit Sicherheit nicht aus“, sagte Ermisch. Für das zweite Halbjahr 2018 seien „bereits umfangreiche Restrukturierungsrückstellungen vorgesehen“. Denn die Bank werde in den bevorstehenden „Transformationsjahren“, nach dem im Februar beschlossenen Verkauf an eine Gruppe von Finanzinvestoren um die US-Firmen Cerberus und J.C. Flowers, auch in eine „verschlankte Konzernstruktur“ investieren.

Zwar äußerte sich Ermisch nicht zum Umfang des neuen Stellenabbaus. Er nannte aber einen Planungswert für die Verwaltungskosten, die aktuell gut 500 Millionen Euro betragen: Abgeleitet aus dem „Zielbild 2022“ sollen sie künftig zwischen 300 Millionen und 400 Millionen Euro liegen – „eher näher an den 300 Millionen Euro“.

Noch Konzernstrukturen vorhanden

Schon aus der in den nächsten Monaten anstehenden Auflösung der Abbaubank, in der Altlasten und faule Kredite gebündelt sind, sowie der Beendigung der Länder-Garantie ergebe sich eine Verringerung des Personalbedarfs, erklärte Ermisch. Hinzu komme: „Wir werden zu einer mittelständisch geprägten Bank, aber in uns stecken noch Konzernstrukturen.“ Einst hatte die HSH eine Bilanzsumme von mehr als 200 Milliarden Euro, im Jahr 2022 sollen es ungefähr 55 Milliarden Euro sein. Zum Vergleich: Die Haspa kommt derzeit auf knapp 44 Milliarden Euro.

„Wir sind mächtig in Bewegung und haben etwas geschafft, worauf wir stolz sind: Die erste Privatisierung einer Landesbank in Deutschland“, so Ermisch. Allerdings hat das Institut zuletzt noch einmal einen hohen Preis dafür gezahlt – von den immensen Belastungen für die Länderhaushalte der bisherigen Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein gar nicht zu reden: Im Zusammenhang mit dem Verkauf nahezu aller verbliebener Altlasten fällt die Bank tief in die roten Zahlen zurück.

Verlust von 453 Millionen Euro

Während „Finanzkreise“ noch im Februar davon ausgegangen waren, die HSH werde für 2017 einen Vorsteuergewinn von knapp 300 Millionen Euro ausweisen, verbuchte sie nun tatsächlich einen Verlust von 453 Millionen Euro. Denn der Vorstand musste eine zusätzliche Risikovorsorge von 1,1 Milliarden Euro bilden, um in diesem Jahr ein Paket von Alt-Schiffskrediten mit einem erheblichen Wertabschlag an ein Finanzinvestoren-Konsortium aus dem Kreis der neuen Eigentümer verkaufen zu können. Ohne die Privatisierungseffekte hätte die Bank einen Gewinn von 238 Millionen Euro ausgewiesen.

Doch für 2018 erwartet Ermisch ebenfalls einen Verlust. Er wird auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Einer der Belastungsfaktoren ist eine Ausgleichszahlung von 100 Millionen Euro an Hamburg und Schleswig-Holstein für die vorzeitige Beendigung und Auszahlung der Garantie.

Schon im Geschäftsjahr 2017 ist das Volumen der Problemkredite auf 7,5 Milliarden ungefähr halbiert worden, die Bilanzsumme sank von 84,4 Milliarden auf 70,4 Milliarden Euro. Bei den Kunden sorgte die bevorstehende Privatisierung offenbar für einige Verunsicherung, denn das Neugeschäft nahm von 8,9 Milliarden auf 8,5 Milliarden Euro ab, wobei man im Bereich Unternehmenskunden besonders deutliche Einbußen hinnehmen musste.

Wettbewerber aus Asien

Den Bestand an Schiffskrediten will man auch künftig ungefähr auf dem aktuellen Niveau von 5,5 Milliarden Euro halten. Hierzu Ermisch: „Wir wollen für die Seeschifffahrt weiter ein Partner sein – aber zu den Konditionen der HSH Nordbank und nicht zu denen von Leuten, die manchmal vergessen, Kredite zurückzuzahlen.“ Aktuell gingen asiatische Finanzhäuser mit „Kampfkonditionen“, die man bei der HSH nicht mitzugehen bereit sei, in den Markt.

Nach dem Wegfall der Fesseln durch die EU-Auflagen will die Bank „mit Außenmaß“ wieder etwas stärker im Ausland aktiv sein. „Wir werden nie wieder nach Amerika gehen“, stellte Ermisch klar, „aber warum nicht nach Amsterdam oder Wien, wenn sich dort in der Immobilienfinanzierung Chancen bieten?“ Weil sich die Gewichte in der Weltwirtschaft in Richtung Asien verschieben, werde man zudem den Standort Singapur „behutsam ausbauen“. Nachdem die HSH seit November 1,3 Milliarden Euro an Einlagen von Privatpersonen über eine externe Online-Plattform hereingeholt hat, soll der Bestand zum Jahresende bereits bei mindestens 3,0 Milliarden Euro liegen.

Der HSH-Chef ließ offen, ob das künftig deutlich kleinere Institut in Hamburg bald umziehen wird. Klar sei aber: „Die Bank braucht einen Neuanfang, auch optisch.“ Spätestens zur Jahreswende wolle man mit neuem Namen und neuem Logo auftreten.

Ermisch gab sich zuversichtlich, dass der Verkauf „um die Jahresmitte“ vollzogen werden kann. Optimistisch zeigte sich der Vorstandschef auch im Hinblick auf den Wechsel in das Einlagensicherungssystem der privaten Banken: „Was wir anbieten, ist grundsolide: Wir haben eine bärenstarke Kapitalausstattung und ein auf Deutschland fokussiertes Geschäft.“ Nicht jede private Bank sei besser als die HSH.