Kiel. Ministerpräsident Günther spricht von der „wirtschaftlichsten Möglichkeit“. Allerdings fällt die Abschlussrechnung teuer aus.

Der Landtag in Kiel hat den Verkauf der HSH Nordbank an amerikanische Finanzinvestoren gebilligt. Das Parlament befürwortete am Donnerstag einstimmig das Geschäft. Damit hat die erste Privatisierung einer deutschen Landesbank eine weitere Hürde genommen. Die Aktion wird die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg als bisherige Haupteigentümer wegen der Belastungen der Bank aus Altgeschäften mindestens 10,8 Milliarden Euro kosten. Grund sind die vor Jahren zur Rettung der Bank von Hamburg und Schleswig-Holstein abgegebenen Garantien.

Ministerpräsident Daniel Günther hat den Verkauf der HSH Nordbank als günstigste Option unterstützt. „Der Verkauf ist für Schleswig-Holstein die wirtschaftlichste Möglichkeit“, sagte der CDU-Politiker vor der Parlamentsentscheidung.

Land bleibt auf Milliardenrechnung sitzen

Allerdings falle die Abschlussrechnung für das Land sehr teuer aus. Nach dem wahrscheinlichsten Szenario beim Verkauf werde Schleswig-Holstein mit etwa 5,4 Milliarden Euro belastet. Im Falle einer sofortigen Abwicklung als einziger Alternative könnten bis zu 7,5 Milliarden Euro auf das Land zukommen, sagte Günther.

Hoffnung signalisierte er für den Standort Kiel. „Die ersten Signale der Bank sind nach einem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Ermisch durchaus positiv.“ Es scheine möglich, 200 bis 600 Arbeitsplätze in Kiel zu erhalten. Derzeit sind es fast 800. Eine verbindliche Zusage sei seine Information nicht, sagte Günther. Aber es gebe große Hoffnungen auf einen Erhalt von Arbeitsplätzen in der genannten Größenordnung.

Hamburg soll bis zum Sommer nachziehen

Es schmerze ihn und die Regierung, dass das Engagement des Landes sehr teuer für die Steuerzahler geworden ist“, sagte Günther. Die EU hatte den Verkauf der Bank gefordert, nachdem die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg als Haupteigentümer das angeschlagene Institut zweimal vor der Pleite retten mussten. Hintergrund sind unter anderem faule Schiffskredite.

Nach der Entscheidung des Kieler Landtags wird eine Zustimmung der Hamburger Bürgerschaft noch vor der Sommerpause erwartet. Danach müssen auch die Bankenaufsicht und die EU-Kommission den Verkauf noch billigen, der noch im Laufe des Jahres abgeschlossen werden soll.

Neue Eigentümer erhalten Bank „besenrein“

Die HSH Nordbank wird nach ihrer jahrelangen Krisengeschichte in diesem Sommer frei von Altlasten an ihre neuen Eigentümer übergeben. In einem letzten Kraftakt trennt sich die Bank noch einmal von Altlasten und wendet dafür 1,1 Milliarden Euro auf, teilte der Vorstandsvorsitzende Stefan Ermisch am Donnerstag in Hamburg mit. Die bisherige Abbaubank, in der faule Kredite und auslaufende Geschäfte gebündelt sind, werde dann wegfallen.

Die Käufer um die New Yorker Investmentgesellschaft Cerberus und den Investor J. Christopher Flowers erhalten damit eine gut kapitalisierte, mittelgroße Geschäftsbank mit einem auch im internationalen Vergleich geringen Anteil an Problemkrediten. Der Kaufvertrag über rund eine Milliarde Euro war am 28. Februar unterschrieben worden und wird nun umgesetzt.

HSH soll Firmenkundenbank werden

Wegen der Belastungen durch die Privatisierung weist die Bank für 2017 noch einmal einen Verlust von 453 Millionen Euro vor Steuern aus. Ohne die Privatisierung hätte sie einen Gewinn von rund 238 Millionen Euro ausgewiesen.

Bankchef Ermisch will die künftige HSH – dann mit einem neuen Namen – als Firmenkundenbank positionieren, behutsam das Auslandsgeschäft stärken und auch bei der Immobilienfinanzierung in Europa punkten. „Als kleine, gesunde und bessere Commercial-Bank aus dem Norden gibt es genug Potenziale, die wir nutzen werden“, sagte Ermisch.

Er erwarte allerdings für 2018 aufgrund des Umbaus noch einen Vorsteuerverlust von rund 100 Millionen Euro. „Vor uns liegt eine mehrjährige Transformation – von einer Landesbank hin zu einer Bank mit privaten Aktionären – und Veränderungen werden zu unserem Alltag gehören.“