Hamburg. Anmeldezahlen in Hamburg wachsen immer schneller, wenngleich noch auf niedrigem Niveau. Deutliche Zunahme auch bei Hybrid-Pkw.
Von einer gelungenen Verkehrswende ist auch Hamburg noch meilenweit entfernt – aber immerhin: Es gibt einen stark wachsenden Trend zu mehr Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen. Allein im ersten Quartal 2018 ist die Zahl der E-Autos in Hamburg um rund 38 Prozent gestiegen. Waren am 1. Januar 2018 noch 1397 Pkw mit Elektroantrieb in der Hansestadt gemeldet, so wuchs die Zahl bis zum 1. April auf bereits 1916. Bei den Pkw mit Hybridantrieb (aus Elektro- und Verbrennungsmotor) stieg die Zahl im selben Zeitraum um mehr als 18 Prozent: von 5053 auf 5984. Diese Angaben veröffentlichte der Senat jetzt in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering.
Demnach stieg auch der Anteil der E- und Hybrid-Autos an allen in Hamburg angemeldeten Pkw. Denn die Gesamtzahl der in der Hansestadt registrierten Pkw ging im ersten Quartal überraschenderweise leicht zurück: von 783.255 Fahrzeugen zu Jahresbeginn auf 781.099 am 1. April. Gleichwohl zeigen die Zahlen, wie gering der Anteil der (zumindest teilweise) elektrisch getriebene Pkw in Hamburg noch ist: Zum Beginn des zweiten Quartals lag er bei gerade einmal 1,01 Prozent. Der Anteil der als besonders schädlich geltenden Diesel-Pkw liegt dagegen nach den jüngsten Zahlen des Bundesverkehrsministeriums in Hamburg bei 34 Prozent.
Immer mehr Ladepunkte in der Stadt
Gleichwohl zeigt der deutliche Zuwachs bei E- und Hybrid-Fahrzeugen seit Jahresbeginn, dass die auch wegen der hohen Luftbelastung von der Politik geförderte Verkehrswende zumindest einen Schub bekommen hat. Zum Vergleich: Anfang 2017 lag die Zahl der E-Pkw in Hamburg noch bei 956 (Hybrid: 3415), Anfang 2011 waren gerade einmal 35 elektrisch angetriebene Autos in der Hansestadt angemeldet (Hybrid: 900).
Die Wirtschafts- und Verkehrsbehörde sieht mehrere Ursachen für die immer schnellere Zunahme der Meldezahlen bei E- und Hybrid-Autos. So habe wohl die Ausweitung des Diesel-Skandals ebenso dazu beigetragen wie die im Raum stehenden Durchfahrtsbeschränkungen an Max-Brauer-Allee und Stresemannstraße, sagte Behördensprecherin Susanne Meinecke. Hinzu kämen die „intensiven Bemühungen Hamburgs beim Ausbau der Ladeinfrastruktur“, so Meinecke. „Aktuell verzeichnen wir mehr an rund 690 Ladepunkten mehr als 11.000 Ladevorgänge pro Monat an der öffentlichen Ladeinfrastruktur, also alle vier Minuten einen Ladevorgang.“
Auch die gezielte Förderung, wie etwa das kostenfreies Parken für ausgezeichnete E-Fahrzeuge, wirke sich jetzt aus, ebenso wie die staatliche Kaufprämie, die nun nach längerer Anlaufphase offenbar greife. Zudem gebe es mittlerweile „eine deutlich breitere Modellpallette“ bei den E-Fahrzeugen und deutliche Verbesserungen bei der Reichweite. „Der Anstieg wäre sicher noch deutlicher bei entsprechender Verfügbarkeit von E-Fahrzeugen“, so Meinecke. „Zurzeit muss mit bis zu einem Jahr Lieferzeit gerechnet werden. Das gilt für deutsche Hersteller wie für Importeure.“
CDU kritisiert "Antiautofahrer-Politik" des Senats
Auch CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering begrüßte die Entwicklung. „Es ist erfreulich, dass das Förderprogramm der Bundesregierung für mehr Elektromobilität in Hamburg erfolgreich ist“, so Thering. „Die stark steigende Zahl an reinen Elektroautos und Autos mit Hybridantrieb ist wirklich klasse und lässt hoffen, dass sich zukünftig noch mehr Autofahrer für ein Auto mit alternativen Antriebsformen entscheiden.“
Zugleich wies Thering aber darauf hin, dass die Zahl der Pkw in Hamburg zumindest im Jahresvergleich weiter gestiegen sei. „Leider sind die Wachstumszahlen bei den Bussen und Bahnen hingegen nicht mehr so stark wie noch vor 2011 zu CDU Regierungszeiten“, so der Bürgerschaftsabgeordnete. „Auch der erstmalige Rückgang bei den Fahrradfahrern in Hamburg ist besorgniserregend. Der weitere Zuwachs bei den angemeldeten Autos in Hamburg ist trotz der Parkplatzvernichtung, dem täglichen Stauchaos, der P&R-Gebühren und der Antiautofahrer-Politik von SPD und Grünen in Gänze sehr überraschend.“
Der Anstieg zeige, „dass sich die Hamburgerinnen und Hamburger eben nicht vom Senat vorschreiben lassen wollen, wie sie sich fortbewegen sollen“, so Thering. „Ziel der CDU bleibt es weiterhin, mit sinnvolle Maßnahmen die Autofahrer von Bussen, Bahnen und dem Fahrrad zu überzeugen und somit den Umstieg zu erleichtern. Dies geht aber nur mit einem einfachem und attraktivem Tarifsystem und zuverlässigen, komfortablen und sicheren Bussen und Bahnen.“
Hamburger nutzen ihr Auto immer seltener
Bei der Radverkehrsförderung reiche es nicht, „mit ein paar Pinselstrichen die Fahrradfahrer auf Hauptverkehrsstraßen neben 40-Tonner zu zwingen“. Ein schneller Ausbau des Velorouten-Netzes, sanierte Radwege und ein massiver Ausbau vom Fahrradleihsystem StadtRAD Hamburg seien dagegen „der Schlüssel für einen hoheren Radverkehrsanteil“.
Der Senat hatte in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage darauf hingewiesen, dass es zwar mehr Autos in Hamburg gebe, das Verkehrsaufkommen nach aktuellen Zählungen aber zurückgehe. Das bedeutet: Zwar kaufen sich immer mehr Hamburger ein Auto – sie nutzen es aber zugleich immer seltener. Offenbar gibt es ein großes Bedürfnis, zumindest ein Fahrzeug zur Hand zu haben, wenn man mal einen großen Einkauf zu erledigen oder eine schlecht vom HVV abgedeckte Strecke zu fahren ist – oder aber ein Ausflug an die See ansteht. Denkbare Lösung: eine Ausweitung der Car-Sharing-Programme. Die Anbieter aber sind vor allem in den äußeren Stadtteilen noch nicht überall vertreten – und haben sich zuletzt sogar aus manchen Vierteln wieder zurückgezogen.