Hamburg . Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten. Wir prüfen, wie gut sie sind. Heute: Betty's Sugar Dreams, eine Backmischung.

Es ist nicht so, dass es in ihrem Jahresplaner große Lücken gibt. Bettina Schliephake-Burchardt ist viel unterwegs. Und immer geht es um Torten – oder zumindest Törtchen. Die Chefin von Betty’s Sugar Dreams tourt auf Messen und Ausstellungen. Als Dozentin bringt sie Menschen in der ganzen Republik bei, wie man einen schnöden Kuchen in eine fantastische Zucker­bäckerei verwandelt. Und zweimal im Jahr bewertet sie als Jurorin in der Sat.1-Kultshow „Das große Backen“ Tortenkreationen von Hobbybäckern aus der ganzen Republik. Ziemlich streng sogar. Betty, wie sie alle nennen, ist auch eine Marke. Die „Queen of Motivtorten“ sozusagen, inzwischen mit eigenen Autogrammkarten.

Backen im Trend

Wenn die 46-Jährige mit der charakteristischen weißblonden Hochsteckfrisur das hört, lacht sie ihr kehliges Lachen. „Mein Leben ist eine Torte.“ Und das meint sie durchaus ernst. Trotzdem hat die Hamburgerin im vergangenen Sommer nicht lange gezögert, als der Chef des Nahrungsmittel-Unternehmens BigFood, Stefan Reese, sich bei ihr meldete und die Entwicklung eines Backprodukts für das Supermarktregal vorschlug. Backen liegt seit einigen Jahren im Trend, keine Scheu vor bombastischen Torten. „Wir haben uns für Cupcakes entschieden“, sagt Schliephake-Burchardt. Denn die Minitörtchen seien einfacher zu machen. „Es ist ein schnelles Erfolgserlebnis.“

Jetzt steht sie in Arbeitsjacke in ihrer Werkstatt, wie sie den Arbeits­bereich im Untergeschoss ihres Hauses in Volksdorf nennt. Hier hat die Konditormeisterin über Monate an dem Basisrezept für ihre Backmischung getüftelt. Hier probiert sie neue Deko-Ideen aus und produziert ihre Videos für YouTube und Facebook. Auf den Regalen stehen Feuer speiende Drachen, filigrane Rosen und Frösche mit großen Augen – kunstvolle Verzierungen aus Zucker. Motivtorten für besondere Anlässe zu dekorieren hatte ihr schon immer Spaß gemacht, erzählt Bettina Schliephake-Burchardt, die privat Tina genannt wird. Die erste war eine Geburtstagstorte für ihren damaligen Freund, die sie mit Palmen und einer Südseelandschaft verziert hatte. Mit Zahnstochern und grünem Glanzpapier. Die Kokosnüsse waren braune Holzperlen.

Vor 25 Jahren, als sie kurz nach ihrer Lehre beim Traditionskonditor Steidl in Rahlstedt ihre Karriere als Tortendekorateurin startete, war das Angebot an professionellen Arbeitsmitteln noch minimal. Sie probierte monatelang. Sogenannter Rollfondant, eine Modelliermasse aus Zucker, wurde ihr wichtigstes Arbeitsmittel. Im Laufe der Jahre hat sie insgesamt mehr als 50.000 Torten dekoriert, die je nach Aufwand schon mal bis zu 1000 Euro kosten können.

Meister ihres Fachs

Ein Standardwerk zur Dekorationskunst stammt von ihr. Als Certified Master Sugar Artist zählt sie bundesweit zu den Meistern ihres Fachs. Inzwischen unterrichtet sie Profis und Hobbybäcker in der Kunst der Tortendekoration – und setzt sich im Vorstand der Hamburger Konditor-Innung für ihr Handwerk ein.

Für ihr erstes Produkt im Supermarktregal buk Schliephake-Burchardt Blech um Blech mit Cupcakes. Die Grundidee: Die frischen Zutaten, die zusätzlich zur Backmischung gefügt werden müssen, sollten möglichst in jedem Kühlschrank und ohne Reste verwendbar sein. „Meine Familie hat in der Zeit wirklich viele Cupcakes gegessen“, sagt sie und lacht wieder. Heraus gekommen sind neben der Backmischung Classic auch Varianten mit Schokolade, Haselnuss und Kokos-Cranberry, alle ohne Emulgatoren und Stabilisatoren. „Deshalb kann es schon mal sein, dass nicht alle Küchlein gleich aussehen. Aber das war es uns wert“, sagt die Entwicklerin. Was ihr auch wichtig ist: Das Backwerk lässt sich vegan zubereiten.

Es läuft gut an

Seit März stehen die Backmischungen in den ersten Supermarktregalen, hübsch verpackt in zylindrischen Pappboxen. Und mit einem großen Foto der Tortenkönigin. Natürlich. „Es ist das erste Produkt, das ich auf den Markt bringe“, sagt Bettina Schliephake-Burchardt. Sie ist die Lizenzgeberin. Die BigFood-Tochter GoFood ist für Produktion, Vertrieb und Marketing zuständig. Hergestellt von einer Partnerfirma. Es laufe gut an, heißt es. Im Herbst soll ein neues Produkt auf den Markt kommen. Langfristig ist eine weitere Zusammenarbeit geplant.

Bettina Schliephake-Burchardt ist im Moment noch viel unterwegs, um ihre Backmischungen bei den Lebensmittelhändlern zwischen Flensburg und Füssen vorzustellen. Als Deko ist ein eher schlichtes Topping aus einer Buttercreme vorgesehen. „Aber da sind der Fantasie der Kunden natürlich keine Grenzen gesetzt.“

Der Abendblatt-­Test – jeden Dienstag im Wirtschaftsteil. Alle bisherigen Folgen gibt es online unter www.abendblatt.de/testserie

Praktisch, aber geschmacklich fehlt der Kick

Produkt: Die Pappdosen fallen auf. Die Cupcakes-Backmischungen von Betty’s Sugar Dreams gibt es in den vier Sorten Classic Vanilla, Schoko, Haselnuss und Cranberry-Kokos, immer ohne künstliche Zutaten. Enthalten sind Basiszutaten für den Teig (307 Gramm), Cremepulver für das Topping (47 Gramm) und – sehr praktisch – zwölf weiße Papierförmchen, die ohne Muffinblech zu verwenden sind. Hinzu gefügt werden müssen zwei Eier, 250 g Butter und 175 ml Milch. Positiv: Tipps für die vegane Zubereitung auf der Packung.

Zubereitung: Die Anleitung ist leicht verständlich. Der Grundteig lässt sich wie angegeben in zehn Minuten zusammenrühren. 20 Minuten Backzeit passen. Allerdings dauert die Zubereitung der Buttercreme durch die notwendigen Abkühlzeiten länger. Die Menge ist etwas knapp. Zudem müsste deutlicher darauf hingewiesen werden, dass ein Spritzbeutel zu deutlich besserem Ergebniss führt. Zusätzliche Dekoration – wie Schoko- oder Kokosraspel, die das Produktfoto suggeriert – muss man selbst hinzufügen. Das gibt Punktabzug.

Geschmack: Die Backergebnisse fallen in allen vier Testfällen nicht zu süß, aber eher etwas trocken aus. Die Sorten Schoko und Haselnuss kommen geschmacklich bei den Testern gut an. In der Classic-Variante schmeckt man die Vanille kaum heraus. Der Kokosgeschmack in der Sorte Kokos-Cranberry ist dezent bis gar nicht vorhanden, und die Cranberrystückchen werden als eher künstlich empfunden. Die Creme ist durch die Butter sehr reichhaltig, aber nicht sehr geschmacksintensiv.

Kosten/Verfügbarkeit: Mit einem Preis von 4,69 Euro liegen sie eher am oberen Ende, zumal weitere Kosten entstehen. Die Produkte gibt es im Supermarkt.

Fazit: Wenn es schnell gehen soll, sind die Backmischungen mit ein bisschen Erfahrung eine – nicht ganz billige – Alternative. Geschmacklich fehlt allerdings der letzte Kick. Das Abendblatt-Urteil lautet: 3,5 von fünf Sternen.