Hamburg. Der Taxifahrer, der den HSV-Manager zuletzt lebend gesehen haben könnte, hat sich nie bei der Polizei gemeldet.
Es war einer dramatischsten Vermisstenfälle der vergangenen Jahre: In der Nacht zum 8. Januar 2017 verschwand der HSV-Manager Timo Kraus nach einer Firmenfeier im Restaurant Block Bräu an den Landungsbrücken. Erst mehr als zwei Monate später wurde die Leiche des Mannes in der Elbe entdeckt. Timo Kraus war nach den Ermittlungen der Polizei bei Eisglätte in das Wasser gefallen und ertrunken. Viele Fragen in dem Fall bleiben jedoch bis heute offen.
Timo Kraus war am Abend des 7. Januar gegen 23.30 Uhr nach einer Firmenfeier in ein Taxi an den Landungsbrücken gestiegen, bei dem es sich um eine Mercedes B-Klasse mit einem dunkelhäutigen Fahrer gehandelt haben soll. Offenbar wollte er damit bis zu seinem Wohnhaus in Buchholz fahren. Die Fahrt endete jedoch offenbar bereits nach einem Kilometer – warum, ist rätselhaft. Danach ging Timo Kraus zu Fuß zurück zu dem Ponton vor der „Rickmer Rickmers“. Der Taxifahrer, der als wichtigster Zeuge in dem Fall gilt, hat sich nie bei der Polizei gemeldet.
Die Witwe zweifelte daran, dass sein Tod ein Unfall war
Da es sich um einen Vermisstenfall handelte, waren die Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei begrenzt. So wurden zwar die Ortungssignale des Handys von Timo Kraus aus der Nacht zum 8. Januar überprüft – es wurde jedoch nicht ermittelt, ob sich zur Zeit seines Sturzes noch andere Personen auf dem Ponton befunden haben könnten. Dies sei auch technisch anhand der Funkzellen in der Innenstadt kaum möglich gewesen, hieß es. Die Witwe des Mannes hatte Zweifel daran geäußert, dass Timo Kraus ohne Fremdverschulden ertrunken sei: Ihr Mann sei sehr vorsichtig und nie völlig betrunken gewesen. Es sei möglich, dass er von jemandem ins Wasser gestoßen worden ist.
Dass Timo Kraus Selbstmord begangen haben könnte, schloss die Witwe des Verstorbenen im Gespräch mit dem „Spiegel“ aus. „Mein Mann hat das Leben geliebt“, sagt sie, auch unter Depressionen habe er nicht gelitten. Noch am Tag vor seinem Verschwinden habe er einen Südafrika-Urlaub für die ganze Familie gebucht. Gegen den unbekannten Taxifahrer aus jener Nacht wurde nicht ermittelt, da es nicht genügend Anzeichen für eine Straftat gegeben habe.
Benefizspiel für die Familie
Um für die beiden hinterbliebenen Kinder des Verstorbenen eine finanzielle Rücklage für die Ausbildung zu bilden, schlug der HSV ein Benefizspiel in der Nordheide vor – im August vergangenen Jahres fanden daraufhin zwei Kurzpartien der Fußballprofis auf der Buchholzer Otto-Koch-Kampfbahn statt. Rund 30.000 Euro wurden eingespielt, zusätzlich wurde im Internet ein HSV-Strandkorb versteigert.
Kraus’ Witwe Corinna, die die Spiele von einer kleinen Tribüne aus verfolgte, sagte damals: „Mir fehlen fast die Worte, ich bin unendlich dankbar für die riesige Unterstützung.“ Ihr Ehemann hatte vor seinem Tod die Marketingabteilung des HSV geleitet.