Hamburg . Laut Polizei deutet alles auf einen Unglücksfall hin, keine Hinweise auf eine Straftat. Witwe des Opfers hatte Zweifel geäußert.
Der mysteriöse Tod von Timo Kraus wird offenbar nie vollständig geklärt: Nach dem Leichenfund und der Obduktion hat die Polizei die Ermittlungen eingestellt. „Alles deutet darauf hin, dass es sich um einen Unglücksfall handelt“, sagte ein Sprecher. Demnach sei Timo Kraus in der Nacht zum 8. Januar an den Landungsbrücken in die Elbe gefallen und ertrunken.
Die Witwe des Opfers hatte jedoch zuletzt Zweifel an dieser Version geäußert: Ihr Mann sei vorsichtig und nie völlig betrunken gewesen. Es sei möglich, dass er von jemandem ins Wasser gestoßen worden ist.
Zweifel der Witwe
Der Polizeisprecher begründete den Schritt damit, dass es keinerlei Hinweise auf eine Straftat gebe. Timo Kraus war am Abend des 7. Januar gegen 23.30 Uhr nach einer Firmenfeier in ein Taxi an den Landungsbrücken gestiegen, bei dem es sich um eine Mercedes B-Klasse mit einem dunkelhäutigen Fahrer gehandelt haben soll.
Die Fahrt endete jedoch offenbar bereits nach einem Kilometer – warum, ist rätselhaft. Danach ging Timo Kraus zu Fuß zurück zu dem Ponton vor der „Rickmer Rickmers“ und stürzte dort in die Elbe. Der Taxifahrer, der als wichtigster Zeuge in dem Fall gilt, bleibt weiterhin verschwunden.
Timo Kraus trug seine Jacke doch noch bei sich
Es wird davon ausgegangen, dass Timo Kraus am Abend seines Todes tatsächlich nicht stark betrunken war. Zeugen sahen ihn direkt auf dem Ponton in entgegengesetzter Richtung gehen. Sie gaben zunächst an, er habe keine Jacke bei sich getragen. Diese wurde jedoch nach Angaben des Polizeisprechers bei der Leiche gefunden.
Ob und warum er sie zwischendurch ausgezogen haben könnte, bleibt unklar. Da es sich um einen Vermisstenfall handelt, waren die Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei begrenzt. So wurden zwar die Ortungssignale des Handys von Timo Kraus aus der Nacht zum 8. Januar überprüft – es wurde jedoch nicht ermittelt, ob sich zur Zeit seines Sturzes noch andere Personen auf dem Ponton befunden haben könnten.
Aus Ermittlungskreisen heißt es, dies sei jedoch ohnehin wenig erfolgsversprechend: „Da der Fall in der Innenstadt passiert ist, hätte eine Überprüfung der Funkzelle sehr viele weitere Handys in der Umgebung ergeben. Daraus genau zu bestimmen, ob noch jemand direkt am Ponton war, ist unmöglich“.
Kein Verdacht gegen den Taxifahrer
Die Ermittler haben auch keine Hinweise darauf, dass sich der Taxifahrer in der Nacht strafbar gemacht haben könnte. Selbst wenn sich der Mann geweigert haben könnte, Timo Kraus weiter zu seiner Familie ins südliche Umland zu fahren, sei der HSV-Manager vermutlich nicht so hilflos gewesen, dass eine Fürsorgepflicht des Taxifahrers bestanden hätte.
Es hieß aber bereits kurz nach dem Verschwinden von Timo Kraus, dass sich der Taxifahrer möglicherweise auch deshalb nicht melde, da er eine Strafverfolgung fürchtete. Die wichtigste ungelöste Frage bleibt, warum Timo Kraus bei Eisglätte und minus drei Grad Außentemperatur zurück zu den Landungsbrücken ging.
Selbstmord ausgeschlossen
Dass es sich um einen Selbstmord gehandelt haben könnte, schloss die Witwe des Verstorbenen im Gespräch mit dem „Spiegel“ aus. "Mein Mann hat das Leben geliebt", sagt sie, auch unter Depressionen habe er nicht gelitten. Noch am Tag vor seinem Verschwinden habe er einen Südafrika-Urlaub für die ganze Familie gebucht. Timo Kraus hinterlässt auch zwei Kinder.