Hamburg . Leiche des 44-Jährigen war am Donnerstag aus der Elbe geborgen worden. Für seine Witwe ist die Erklärung des Falls unglaubwürdig.

Wochenlang war über das Verschwinden des HSV-Managers Timo Kraus spekuliert worden. Am Donnerstag gab es zumindest die traurige Gewissheit, dass er nicht mehr am Leben ist.

Im "Spiegel" äußert sich nun Corinna Kraus, die Ehefrau des Familienvaters, zu dem mysteriösen Hergang des Falles. Am 7. Januar, dem Tag des Verschwindens von Timo Kraus, herrschte Eisglätte in der Region. Sie habe ihrem Mann die Fahrt aus Buchholz in der Nordheide nach Hamburg noch auszureden versucht. Der nahm schließlich die Bahn, um zur verspäteten Weihnachtsfeier im "Block Bräu" an den Landungsbrücken zu kommen.

Gegen 23.30 Uhr brechen die Kollegen auf, auch Timo Kraus verlässt das Lokal. An den Taxi-Ständen findet er kein Fahrzeug, er hält ein Taxi an. Hier sehen ihn die Kollegen zum letzten Mal, es heißt, sie hätten ihn in den Wagen gesetzt.

Corinna Kraus hält derweil über die App "Find My iPhone" Kontakt zum Handy ihres Mannes. Sie kann verfolgen, wie er sich vom Hafen entfernt. Dann stellt sie laut "Spiegel" fest, dass er sich wieder zurückbewegt und der Akku des Smartphones fast leer ist. Die letzte Spur von Timo Kraus führte zum Hafenrand, eine Treppe hinauf. Sie verliert sich am Museumsschiff "Rickmer Rickmers", dann ist das Handy stumm.

Witwe zweifelt am Alkoholpegel

Zeugen hatten ausgesagt, Timo Kraus sei stark alkoholisiert gewesen. Das wiederum könnte dazu geführt haben, dass der Taxifahrer den Fahrgast nicht weiter befördern wollte. Die Witwe des Merchandising-Chefs beim HSV bezweifelt diese Spekulation. „Ich habe meinen Mann noch nie stockbetrunken erlebt. Dass er sich als Chef vor seinen Mitarbeitern volllaufen lässt, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Corinna Kraus dem Magazin.

Auch einen Selbstmord schließt die Witwe aus: „Mein Mann hat das Leben geliebt“, sagt sie, auch unter Depressionen habe er nicht gelitten. Noch am Tag vor seinem Verschwinden habe er einen Südafrika-Urlaub für die ganze Familie gebucht.

Wo ist Timo Kraus' verschwundene Jacke?

Rätselhaft bleibt auch, dass Timo Kraus an dem Abend zunächst eine beigefarbene Adidas-Jacke mit Fellkragen getragen hat. Später an den Landungsbrücken wurde er jedoch ohne Jacke gesehen. „Mein Mann wäre bei dieser Kälte niemals freiwillig ohne Jacke umhergelaufen“, wundert sich Corinna Kraus. „Dazu war er viel zu verfroren.“

Auch der wohl wichtigste Zeuge, der Taxifahrer, hat bisher kein Licht ins Dunkel der Ermittlungen gebracht. In Polizeikreisen wird davon ausgegangen, dass der dunkelhäutige Fahrer keine Lizenz oder Aufenthaltserlaubnis hat und sich deshalb nicht bei der Polizei melden will.

Todesursache von Kraus wird ermittelt

Noch immer ist damit ungeklärt, ob es sich bei dem Fall um ein Verbrechen, einen Selbstmord oder einen Unfall handeln könnte. Die Schilderungen von Corinna Kraus machen deutlich, dass sie an eine Straftat glaubt. Eine weitere Erkenntnis in dem rätselhaften Fall wird nun für die kommenden Tagen erwartet: Die Ursache des Todes von Timo Kraus soll in der nächsten Woche ermittelt werden.