Alsterdorf. Hamburg Airport spricht von möglichem „Wirbelschleppschaden“. Untersuchungen zu dem Vorfall in Alsterdorf laufen.
Beim Landeanflug auf den Hamburger Flughafen hat ein Flugzeug offensichtlich ein Loch in ein Hausdach in der sogenannten Alsterdorfer Gartenstadt gerissen. Die Bewohner des Hauses in der Straße Frühlingsgarten berichten, dass es am vergangenen Freitag um etwa 21 Uhr kurz nach einem Überflug einen schweren Schlag gegeben habe.
Auf der Straße vor dem Haus seien Blätter aufgewirbelt worden, „wie bei einer kleinen Windhose“, so Mieter Volker Corsten über den Vorfall. Dabei wurde ein Ziegel vom Dach gesogen und zerbrach vor der Haustür. Mehrere weitere wurden so stark gelockert, dass sie ebenfalls herunterzufallen drohten. „Nicht auszudenken, wenn einer dort gestanden hätte“, sagt Corsten.
Typisches Phänomen
Der Flughafen Hamburg prüft den Fall bereits. „Wir vermuten, dass es sich bei dem Vorfall um einen Wirbelschleppschaden handelt“, sagt Sprecherin Katja Bromm. Derzeit werte eine interne Fachabteilung unter anderem die Wetterdaten aus und vergleiche sie mit den Schadensbildern. „Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass eines der landenden Flugzeuge dafür verantwortlich war, werden wir natürlich die Kosten übernehmen.“ Allerdings, so Bromm, seien solche Wirbelschleppen auf Flughäfen in der ganzen Welt ein typisches Phänomen. Und auch in der Hansestadt würden etwa fünf solcher Vorfälle im Jahr dokumentiert.
Für Martin Mosel, Sprecher der Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein, ist es hingegen der erste Fall eines Schleppschadens im Stadtgebiet. „In den vergangenen fünf Jahren habe ich von keinem abgedeckten Dach hier gehört“, sagt er. Die Schäden seien dann „wohl eher unter der Decke gehalten“ worden. Laut Flugsicherung flog zu dem angegebenen Zeitpunkt keines der ankommenden Flugzeuge zu tief.
Als die Alsterdorfer nach dem Vorfall mit dem lauten Schlag das Dach untersuchten, wurde ihnen die Gefahr durch die Beschädigung schnell bewusst: "Wir hatten Glück, dass keiner mehr draußen vor der Tür war“, sagt Volker Corsten mit Blick auf die zerbrochenen Dachpfannen. „So ein Ding wiegt bestimmt drei Kilogramm. Wenn das einem Menschen auf den Kopf gefallen wäre ...“
Den Betroffenen war sofort klar, das konnte nur das Flugzeug gewesen sein, das an dem Abend über die Gartenstadt hinweggeflogen war. „Wir kennen diese Luftverwirbelungen von den Landeanflügen hier ja durchaus“, so Corsten. Doch das, was er dieses Mal aus dem Fenster gesehen hatte, war stärker als normal gewesen. „Da peitschte der Wind richtig durch die Straße.“
Thomas Mirow, Dachdeckermeister und Bausachverständiger, hat am Montag den Schaden besichtigt und ist sich sicher: „So etwas kann nur ein starker Sturm verursacht haben.“ Da aber am Wochenende nahezu Windstille geherrscht habe, „muss es eine künstlich erzeugte Böe gewesen sein“. Die kaputte Stelle sei frisch, das habe man gut erkennen können. „Das kann keiner der weiter zurückliegenden Stürme gewesen sein.“
Recht neues Dach
Hinzu komme, dass das betroffene Dach recht neu sei, die einzelnen Ziegel seien extra mit Sturmklammern gesichert worden. „Und selbst die hat es rausgerissen“, so Mirow, der außerdem betont: „Das kann auch kein Mensch selbst verursacht haben.“
Der Flughafen Hamburg glaubt, in Kürze feststellen zu können, ob der Schaden durch eine sogenannte Wirbelschleppe verursacht wurde, sagt Sprecherin Katja Bromm. In allen Fällen habe der Flughafen bisher schnell und unbürokratisch geholfen und den Schaden beseitigt oder die Kosten übernommen. Dem Flughafen ist es wichtig zu betonen: „Wenn so etwas passiert, können die Anwohner bei uns anrufen. Auch am Wochenende. Wir lassen es beseitigen.“
"Überlastung des Luftraumes"
Der Vorfall ist für Martin Mosel, Sprecher der Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein, allerdings ein weiteres Beispiel dafür, „dass wir eine Überlastung des Hamburger Luftraums haben“. Es zeige außerdem, wie viele Risiken und Gefahren ein Flughafen im Stadtgebiet mit sich bringe, die seiner Meinung nach in Hamburg nicht ausreichend abgesichert seien. „In puncto Sicherheit im Luftverkehr muss in Hamburg mehr getan werden – wie auch beim Fluglärmschutz.“