Hamburg. Beschimpfungen, Drohungen, Angriffe: Zahl der Übergriffe stieg 2017 um acht Prozent auf 1852 Fälle. In zwei Fällen wurden Waffen eingesetzt.
Vor dem Besuch des Kirchenraums in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel („Santa Fu“) wurde der Gefangene wie üblich aufgefordert, aus Sicherheitsgründen seine Taschen zu entleeren und Jacke und Mütze abzulegen. Ersteres ließ sich der verurteilte Drogenhändler noch gefallen, aber die Kleidung abzulegen, weigerte er sich. Als ihn der Wärter erneut auf die Regeln hinwies, wurde der Häftling handgreiflich: Er riss die Besuchsverfügung von der Wand und drohte dem Wärter. Als der Alarm auslöste, stieß er ihn zu Boden und würgte ihn mit beiden Händen.
So gefährlich leben die Mitarbeiter der Hamburger Behörden
Da schnell Kollegen zu Hilfe eilten, kam ihr Kollege mit Kratzspuren, Prellungen und Würgemalen am Hals davon. Dieser Vorfall im November 2017 war zwar einer der krassesten, aber nur einer von vielen: Die Zahl der Übergriffe auf Mitarbeiter der Hamburger Behörden ist 2017 stark angestiegen.
Uneinheitlich ist die Entwicklung bei Gewalt: Die Zahl der Sachbeschädigungen ging von 47 auf 38 zurück, und die Fälle von „körperlicher Gewalt gegen Personen“ von 174 auf 158. Häufiger, nämlich in 35 statt 29 Fällen, kam es zu „Gewalt gegen Personen mit Gegenständen“, in zwei Fällen (2016: 3) wurde sogar eine Waffe eingesetzt. Zu schweren Verletzungen der Mitarbeiter kam es in zwei Fällen (2016: 8). Zur vorübergehenden Dienstunfähigkeit der betroffenen Mitarbeiter kam es in 20 Fällen (2016: 27). Häufiger als 2016 (287) erstatteten die Behörden Strafanzeige: 373-mal. Mit baulichen Maßnahmen sollen die Mitarbeiter bereits besser geschützt werden.
In diesen Behörden kam es zu den meisten Übergriffen:
Bezirke: Die sieben Bezirksämter zusammen verzeichneten 585 Übergriffen, ähnlich wie 2016 (589). Ein Großteil davon dürfte auf die Kundenzentren zurückgehen. In vier Bezirken stieg die Zahl der Übergriffe: In Hamburg-Mitte von 54 auf 94, in Altona von 48 auf 65, in Hamburg-Nord von 56 auf 77 und in Wandsbek von 75 auf 98. Drei Bezirksämter verzeichneten Rückgänge: Eimsbüttel von 85 auf 62 Fälle, Bergedorf von 148 auf 79 und Harburg von 123 auf 110.
Jobcenter: 425 Übergriffe ereigneten sich in den 18 Jobcentern von Team.Arbeit.Hamburg – damit setzt sich der Rückgang fort: 2015 waren es 622, im Jahr 2016 noch 537 Übergriffe. Dabei kam es zu 125 Drohungen und 14 Gewaltvorfällen.
Strafvollzug: In den Gefängnissen und der Untersuchungshaftanstalt stieg die Zahl der Übergriffe von 113 auf 157.
Einwohnerzentralamt: Sprunghaft angestiegen von 19 auf 155 Fälle sind die Übergriffe in der unter anderem für Ausländerangelegenheiten zuständigen Behörde. 20-mal wurde Gewalt angewendet, darunter zweimal mit Waffe.
Polizei/Feuerwehr: 102 Übergriffe meldete die Polizei (wobei Attacken auf Polizeivollzugskräfte in einer eigenen Statistik gezählt werden). Die Zahl der Übergriffe auf Feuerwehrleute stieg von 59 auf 77, allein in 41 Fällen war körperliche Gewalt im Spiel, darunter sechsmal sogar „mit Gegenständen“.
Landesbetrieb Erziehung und Beratung: 64 Übergriffe (2016: 67) sind vor allem auf die Zuständigkeit für den Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) zurückzuführen. Das erklärt auch die 39 Gewaltvorfälle.