Hamburg. Zentralverband feiert heute 100-jähriges Bestehen. Regionale Vertretungen in Hamburg und Bremen schließen sich zusammen.
Wenn der Zentralverband Deutscher Schiffsmakler (ZVDS) heute im Hafen-Klub sein 100-jähriges Bestehen feiert, wird ein Regionalverband weniger dabei sein. Aufgrund der schrumpfenden Mitgliederzahlen haben die Bremer und Hamburger Vereinigungen beschlossen, ihre Arbeit künftig unter einem Dach mit dem Namen „Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler“ zu bündeln. Die „Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten“ (VHSS) ist damit Vergangenheit.
Der Zusammenschluss ist Folge des Aderlasses, den die Branche infolge der Schifffahrtskrise in Deutschland erlebt hat. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe des ZVDS ist von 350 auf 270 gesunken. „Auch die Schiffsmakler haben in der Krise gelitten“, sagte der Verbandschef Christian Koopmann im Gespräch mit dem Abendblatt. „Wir haben etwa ein Viertel unserer Mitglieder verloren.“
Die unterschiedlichen Makler
Das liegt daran, dass die Arbeit der Schiffsmakler eng mit der Reedereien zusammenhängt. So gibt es Befrachtungsmakler, deren Aufgabe es ist, den Versendern von Waren verfügbaren Schiffsraum zu buchen. Es gibt Linienagenten, die im Auftrag der Linienreedereien Ladung akquirieren. An- und Verkaufsmakler werden beim Verkauf von Schiffen aktiv. Schließlich gibt es noch die Klarierungs- oder Hafenagenten, die den Anlauf der Schiffe inklusive Lotsenbestellung und Zollformalitäten organisieren. Leidet also die Schifffahrt, leiden die Dienstleister mit – insbesondere wenn der Markt schrumpft und ganze Reedereien durch Pleiten oder Übernahmen vom Markt verschwinden.
So habe zum einen der immense Konsolidierungsprozess am Schifffahrtsmarkt zum Abbau von Makleraktivitäten geführt, sagte Koopmann dem Abendblatt. „Befrachtungsmakler mussten andererseits mit niedrigen Provisionen kämpfen, da diese von den Frachtraten abhängig sind. Und die Raten waren ja historisch tief.“
Koopmann äußerte die Sorge, dass mit dem Verkauf der HSH Nordbank die deutsche Flotte weiter schrumpft: „Wir müssen davon ausgehen, dass die neuen Eigner der Bank die Schiffe verkaufen. Werden Schiffe erst einmal woanders bereedert, ist es häufig nur eine Frage der Zeit, bis auch die Tätigkeit der hiesigen Befrachtungsmakler betroffen ist.“
Stimmung hellt sich auf
Dabei helle sich die Stimmung am Schifffahrtsmarkt nach den Krisenjahren derzeit wieder auf. „Die Schiffe sind derzeit voll gebucht, die Frachtraten auf einem erträglichen Niveau, es gibt bei der Container-Charterflotte kaum Auflieger.“ Zudem hätten die Charterraten wieder eine Höhe erreicht, die es zuletzt im Februar 2015 gegeben hat. „Daher gehen wir davon aus, das 2018 ein gutes Jahr wird.“
Umso bedauerlicher sei es, wenn diese Entwicklung ausgerechnet jetzt durch die Abwanderung der Flotte konterkariert werde. „Schließlich haben die Steuerzahler in der Vergangenheit die HSH Nordbank vor dem Untergang retten müssen. Von den jetzt wieder anziehenden Märkten und steigenden Preisen der Schiffe profitieren aber ohne entsprechende Standortgarantien die Käufer der Bank.“
Koopmann macht keinen Hehl daraus, dass er die Entscheidung der Regierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein zur Veräußerung der HSH Nordbank für falsch hält: „Unser Verband hatte sich gegen einen Verkauf ausgesprochen und für eine Abwicklung der HSH Nordbank über einen längeren Zeitraum plädiert. Dann hätte man wahrscheinlich mehr Schiffe hier halten können.“ Trotz des Mitgliederschwunds geht Koopmann, der zugleich Geschäftsführer der bekannten Maklerfirma Peter W. Lampke ist, davon aus, dass der ZVDS seine Mitgliedsunternehmen „noch mindestens weitere 100 Jahre begleiten wird“.
Hamburg bildet Hälfte aller Schifffahrtskaufleute aus
Auch in Hamburg sei die Branche weiter stark vertreten. Die Hansestadt gehöre zu den fünf größten Standorten von Schiffsmaklern in der Welt, sagte der ZVDS-Vorsitzende. Zudem würden hier viele Schifffahrtskaufleute ausgebildet. Etwa die Hälfte aller Absolventen im Bundesgebiet stamme aus Hamburg. „Nicht zuletzt deshalb haben viele Reedereien ihre Europa-Zentralen lieber hier als in London oder Rotterdam. Übrigens: Fast die Hälfte der deutschen Schifffahrtskaufleute ist weiblich“, fügte Koopmann hinzu.
Die derzeitige Schwäche des Hamburger Hafens sei zwar ein Problem für die hiesigen Hafenagenten, da sie weniger Arbeit hätten. Wenn aber die Elbvertiefung kommt, werde sich die Lage wandeln, glaubt Koopmann: „Auch andere Häfen haben ihre Probleme.“ Der Hamburger Hafen sei zwar teuer, aber auch sehr effizient. Ein echtes Ärgernis seien aber die Hafengebühren, „die mit der Einführung der Umweltkomponente so kompliziert geworden sind, dass man sie den Kunden des Hamburger Hafens kaum noch vermitteln kann“.