Hamburg. Die Punkrocker haben wieder einmal geliefert, was die Fans bestellt haben. Neuer Termin für Soli-Konzert in der Roten Flora.
Luft wie im Dschungel, Lichter an, ein paar Kapriolen von Seeed-DJ Vincent von Schlippenbach, anschnallen und fertig machen. Herumwirbelnde Bierbecher bilden die Fontänen, der langgezogene Schriftzug auf der Bühne leuchtet teuflisch rot. Und die Maschine erwacht mit einem Grinsen. „Hambuuuuurg“, ruft Arnim Teutoburg-Weiß. „Lass uns feiern wie vor zehn Jahren“. Also: Handys aus! Schlagzeug, Explosion, ready for takeoff: „The world is yours!“ – Titeltrack des neuen Albums, Verheißung und Eingang ins Haus der Ekstase.
Die Beatsteaks sind in der Stadt – seit 23 Jahren ein Monster von einer Punkrock- und inzwischen Konsensband, verlässlich umweht vom Ruf der verdammt noch mal besten Livekapelle der Republik. Zwei Drummer dabei, für die Wucht. Richard Koch als Teufelstrompeter dabei, für die Show. Und kein Zweifel im Publikum dabei, wo die Erwartungen liegen: richtig weit oben.
Es werde ein langer Abend, sagt Arnim Teutoburg-Weiß. Und feuert die erste Salve von Gassenhauern in die erneut nach abgedämmter Garage klingende Sporthalle. „Hello Joe“, „Jane became Insane“, „Hand in Hand“, „Frieda und die Bomben“ – die Hits sind da. Das Mikrofon schwingt der Maestro am Kabel. Und der vordere Teil der Halle schmilzt zu einem pulsierenden Magneten, der die Menschen nach vorn zieht und T-Shirts überflüssig macht.
Brüllen am Treppenaufgang
Die älteren Genossen mit Bart, die optisch selbst Teil der Band sein könnten, kommen hinten immer mehr in Wallung. Die Beatsteaks selbst sägen ihre Songs ins Parkett, die nach dem üblen Gebolze der Anfangstage seit Anfang der 2000er den rausüßen Charme durchzechter Sommernächte verbreiten. Die Tribünen bleiben genau so lange bedächtig, bis sich Teutoburg-Weiß sich ihrer persönlich annimmt und im Lichtkegel am Treppenaufgang brüllt. Wie adelten die Ärzte, die zweite große Band aus Berlin (aus Berlin!), mal: Wie kann man bei den Beatsteaks ruhig sitzen bleiben?
Zu „Hey Du“ oder dem Sublime-Cover „Badfish“ und neuen Songs wie „You in Your Memories“, „Fever“ oder „Policoro“ geht es zwischendurch gemächlicher zu – nachladen vor den ganz großen Geschützen, dem „Let me In“ zum Niederknien und anschließenden völligen Ausrasten, dem „I don’t care as long as you sing“. Die Band stellt sich vor, abwechselnd untermalt mit Porno-Funk-Rhythmen und Hip-Hop-Klassikern aus den Boxen. Dit kannste haben.
„Sabotage wird zum Ausrufezeichen
Eher beiläufig kündigen die Beatsteaks an, am Dienstagabend ein Spontankonzert in der Flora hinlegen zu wollen. Es bleibt allerdings bei der Ankündigung, der Auftritt wird am Dienstagnachmittag abgesagt. Sie haben es mal wieder getan, wieder geliefert, die beseelt vor der letzten Zugabe in der Halle stehenden Fans sind schwitzendes Zeugnis. Dann wird mit dem Beastie-Boys-Cover „Sabotage“ ein brachial-geniales Ausrufezeichen hinter den Abend gesetzt. „Hamburg City rult“, hat Arnim Teutoburg-Weiß gesagt und routiniert gelogen, außerhalb von Berlin sei kein Publikum besser.
Das Deckenlicht geht an, Feierabend. Der Beatsteaks-Zirkus wird weiterziehen, Hamburg zu einem weiteren Foto des Abrisses und der Glückseligkeit. Solide zerstört, Besonderes kann man nicht erzwingen. Vielleicht gelingt es ja Mitte Juni. Dann wird das Konzert in der Roten Flora nachgeholt.