Hamburg. 38 Prozent der Befragten kennen Bürgermeister Peter Tschentscher nicht. Die CDU gibt sich trotz 16 Prozent kämpferisch.

Die Grünen haben die CDU in der Gunst der Hamburger Wähler erstmals überholt und liegen damit auf Platz zwei hinter der SPD. Rund zwei Jahre vor der Bürgerschaftswahl 2020 käme die SPD laut der Wählerbefragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von „Welt“ und „Bild“ auf nur noch 36 Prozent, wenn an diesem Sonntag gewählt würde. Das sind 9,6 Punkte weniger als bei der Wahl 2015.

Dem bisherigen Oppositionsführer CDU nützte die SPD-Verluste jedoch nichts, käme er mit 16 Prozent doch nur um 0,1 Punkte über sein bisheriges Ergebnis hinaus. Großer Gewinner wären dagegen die Grünen: 2015 von den Wählern noch mit 12,3 Prozent bedacht, erhielten sie nun 18 Prozent. Die Linken kämen auf 12 Prozent (plus 3,5), FDP (minus 0,4) und AfD (plus 0,9) jeweils auf 7 Prozent.

Scholz kriegt ein „gut“, Tschentscher ein „unbekannt“

Geben die Hamburger dem früheren Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in der Umfrage ein gutes Abschlusszeugnis – fast zwei Drittel sind mit seiner Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden – muss sein Nachfolger Peter Tschentscher (SPD) noch deutlich an Bekanntheit zulegen. Auf die Frage „Glauben Sie, dass Peter Tschentscher für das Amt des Bürgermeisters gut geeignet ist?“ hätten 38 Prozent der Befragten angegeben, den ehemaligen Finanzsenator nicht zu kennen. Scholz war Mitte März als Bundesfinanzminister und Vize-Kanzler nach Berlin gewechselt.

Insgesamt sind 61 Prozent der Hamburger laut Umfrage mit der Arbeit des rot-grünen Senats zufrieden (55 Prozent) oder sehr zufrieden (6 Prozent). 62 Prozent gingen zudem davon aus, dass die SPD auch nach der kommenden Wahl den Bürgermeister stellen wird. Einer Umfrage des Politikforschungsinstituts Policy Matters im Auftrag der Wochenzeitung „Die Zeit“ zufolge waren Ende Februar/Anfang März nur rund die Hälfte aller Hamburger mit der Arbeit des Senats zufrieden. Im Vergleich zu einer Befragung zwei Jahre zuvor sei der Anteil der Unzufriedenen von 24 auf 42 Prozent gestiegen.

Regierungskoalition sieht sich bestätigt

Der neue SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf sah die Umfrage als Bestätigung für seine Partei: "Wir sind auf dem richtigen Kurs", sagte er und sprach von einer Zustimmung für die SPD-Politik "weit in das CDU-Lager hinein." Mit Tschentscher werde seine Partei die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Koalition mit den Grünen mit voller Kraft fortsetzen.

Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks freute sich über die guten Werte seiner Partei und sprach von "einem stabilen Trend für die Grünen. Dennoch gilt: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Wir Grüne nehmen diese Momentaufnahme als Ansporn, weiter konsequent auf harte Sacharbeit zu setzen."

Die SPD-Landesvorsitzende Melanie Leonhard sagte: „Die SPD ist deutlich stärkste Kraft in Hamburg. Das ist eine solide Ausgangsbasis und zugleich die Mahnung, weiter hart an den wichtigen Themen zu arbeiten.“

CDU gibt sich kämpferisch

André Trepoll, Vorsitzender der CDU-Fraktion zeigte sich kämpferisch: „Denen, die sich bei Rot-Grün zu früh freuen und die sagen, dass wir keine Chance haben, antworte ich: Die werden wir nutzen!“ Er sprach von einer "großen Dynamik" in Hamburgs Politiklandschaft. "Wir halten unseren Kurs und werben mit unseren Ideen um Vertrauen. Die CDU steht für wachsenden Wohlstand, sichere Arbeitsplätze, bessere Bildung, konsequente Sicherheit, solide Finanzen und eine moderne Infrastruktur. Ich bin optimistisch, dass die Hamburger diesen Kurs unterstützen werden.“

Die FDP sieht in den prognostizierten sieben Prozent "einen guten Ausgangswert". Die Vorsitzenden der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Anna von Treuenfels-Frowein und Michael Kruse: „Zugleich ist es eine Bestätigung für unsere konstruktiv-kritische Parlamentsarbeit. Wir werden dieses Ergebnis weiter ausbauen, indem wir mit mutiger Oppositionsarbeit Lösungen für die wichtigsten Probleme der Stadt aufzeigen.“

Die Linke sieht sich "klar als soziale Opposition bestärkt, sagte Linken-Landessprecherin Zaklin Nastic. Die Zahlen für die SPD zeigen, dass Senat unter Scholz in den letzten Jahren - Stichwort Olympia und G20 - viel Vertrauen verspielt hat."