Hamburg. Auch zwei Tage nach der Tat ist das Entsetzen groß. Appell der Lampedusa-Gruppe. Wie Sie den hinterbliebenen Kindern helfen können.

Der Bahnhof Jungfernstieg ist ein Durchgangsort. Am Sonnabend aber bleiben erneut viele Menschen stehen, verharren schweigend im Getöse der ein- und ausfahrenden S-Bahnen. An der Stelle, an der am Donnerstag eine Mutter (34) und ihre einjährige Tochter – vor den Augen vieler Passanten – erstochen worden sind. Das Mädchen starb noch auf dem Bahnsteig, seine Mutter wenig später im Krankenhaus. Der Täter, Ex-Freund der Mutter und Vater des Kindes, sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird zweifacher Mord vorgeworfen.

Eine Frau kniet auf dem Bahnsteig nieder und legt eine pinkfarbene Rose zu den vielen anderen Blumen, Kerzen, Stofftieren und Beileidskarten. „Wenn man hier so durchgeht, ist das sehr bedrückend“, sagt die Hamburgerin, selbst Mutter von vier Kindern. Der Betreiber eines Kiosks auf dem Bahnsteig, Kamber Cengiz, berichtet: „Ich stehe noch immer unter Schock. Unfassbar“. Und schüttelt den Kopf. Seine Kollegin sei nach der Attacke aus dem Kiosk gerannt, um zu helfen. Er selbst sei hinter dem Tresen geblieben.

Vater ersticht Kind und Mutter am Jungfernstieg

Sanitäter und Notarzt bringen die schwer verletzte Mutter des Kindes zum Rettungswagen
Sanitäter und Notarzt bringen die schwer verletzte Mutter des Kindes zum Rettungswagen © TV-Newskontor
Passanten haben am Tatort Blumen abgelegt und Kerzen aufgestellt
Passanten haben am Tatort Blumen abgelegt und Kerzen aufgestellt © Franziska Coesfeld
Der Tatort am S-Bahnsteig am Bahnhof Jungfernstieg
Der Tatort am S-Bahnsteig am Bahnhof Jungfernstieg © Polizei Hamburg
Die schwer verletzte Frau wird aus dem Bahnhof getragen
Die schwer verletzte Frau wird aus dem Bahnhof getragen © TV-Newskontor
Sanitäter und Notarzt tragen eines der Opfer aus dem Bahnhof
Sanitäter und Notarzt tragen eines der Opfer aus dem Bahnhof © Christoph Heinemann
Der Rettungshubschrauber startet am Jungfernstieg
Der Rettungshubschrauber startet am Jungfernstieg © Michael Arning
Die Rettungsmaßnahmen im Bahnhof
Die Rettungsmaßnahmen im Bahnhof © TV-Newskontor
Die schwer verletzte Ex-Frau des Tatverdächtigen wird in einen Rettungswagen geschoben. Sie starb wenig später im Krankenhaus
Die schwer verletzte Ex-Frau des Tatverdächtigen wird in einen Rettungswagen geschoben. Sie starb wenig später im Krankenhaus © TV-Newskontor
Polizeisprecher Timo Zill (M. verdeckt) beantwortet nach dem tödlichen Messerangriff am Bahnhof Jungfernstieg Fragen der Medienvertreter
Polizeisprecher Timo Zill (M. verdeckt) beantwortet nach dem tödlichen Messerangriff am Bahnhof Jungfernstieg Fragen der Medienvertreter © dpa | Bodo Marks
Die Polizei stellte diesen Kinderwagen sicher
Die Polizei stellte diesen Kinderwagen sicher © TV-Newskontor
Polizisten sprechen am Einsatzort mit Passanten
Polizisten sprechen am Einsatzort mit Passanten © TV-Newskontor
Sicherheitsmitarbeiter und Polizei sperren den Zugang zum S-Bahnsteig
Sicherheitsmitarbeiter und Polizei sperren den Zugang zum S-Bahnsteig © Michael Arning
Ein Sicherheitsmitarbeiter der S-Bahn am Jungfernstieg
Ein Sicherheitsmitarbeiter der S-Bahn am Jungfernstieg © Elisabeth Jessen
Der Zugang zu den S-Bahn-Gleisen war auch am späten Nachmittag noch abgeriegelt
Der Zugang zu den S-Bahn-Gleisen war auch am späten Nachmittag noch abgeriegelt © HA | Franziska Coesfeld
Rettungswagen der Feuerwehr an der Einsatzstelle
Rettungswagen der Feuerwehr an der Einsatzstelle © Michael Arning
Rettungskräfte am Eingang zur U- und S-Bahnstation Jungfernstieg
Rettungskräfte am Eingang zur U- und S-Bahnstation Jungfernstieg © Elisabeth Jessen
Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr am Jungfernstieg
Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr am Jungfernstieg © Michael Arning
Ein Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei wurde zum Einsatzort geschickt
Ein Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei wurde zum Einsatzort geschickt © Michael Arning
Der Rettungshubschrauber steht auf dem Jungfernstieg nahe der Europa-Passage
Der Rettungshubschrauber steht auf dem Jungfernstieg nahe der Europa-Passage © TV-Newskontor
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Menschen waren aus Angst in seinen kleinen Laden geflüchtet. Viele weinten, andere rannten in Richtung der Bahnhofsausgänge. Cengiz sah nach eigenem Bekunden auch den mutmaßlichen Täter wegrennen. Der aus dem Niger stammende Täter Mourtala M. (22) wurde kurz nach der Tat in der Einkaufsmeile Mönckebergstraße gefasst.

„Das geht ans Herz, weil es ein Kind war“, sagt eine Frau aus Barmbek, die Hand ihrer eigenen Tochter fest umklammert. „Für die Geschwister tut’s mir leid“, fügt sie hinzu. Die getötete Mutter hinterlässt vier Kinder. Der Verein „Kinder helfen Kindern“ des Abendblatts hat zu einer Spendenaktion zugunsten der Geschwister aufgerufen.

Appell der Lampedusa-Gruppe

Unterdessen hat die sogenannte Lampedusa-Gruppe, der Mourtala M. angehörte, am Sonnabendabend in einer Pressemitteilung auf die Tat reagiert. „Wir verurteilen diesen brutalen Akt auf das Schärfste“, heißt es in der auf Englisch und auf Deutsch verbreiteten Erklärung, „es bricht uns das Herz, auch nur über diese inakzeptable Tat zu sprechen.“

Die Gruppe spreche allen Hinterbliebenen und Betroffenen ihr aufrichtiges Beileid aus. Zugleich stelle man sich „als eine politische Bewegung, die gegen alle Formen von Rassismus kämpft“, gegen alle, die die Tat dazu nutzen wollen, die Lampedusa-Gruppe in Misskredit zu bringen.

Mourtala M. habe der Gruppe, die in Hamburg Kirchenasyl fand, bis 2014 angehört, bevor er einen Asylantrag gestellt habe. Danach habe er die Gruppe verlassen, „sodass wir bis zu diesem schrecklichen Vorfall nichts mehr von ihm gehört haben“.

Spenden für die Kinder der Ermordeten

Das Abendblatt möchte die Kinder unterstützen, die bei dem Familiendrama ihre Mutter verloren haben. Wer für die vier Geschwister spenden möchte, kann dies tun über den Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern“; Stichwort: Familiendrama Jungfernstieg.

Spenden an den Abendblatt-Verein Kinder helfen Kindern e. V. IBAN: DE25 2005 0550 1 280 144 666 BIC: HASPDEHHXXX (Hamburger Sparkasse) Stichwort: Familiendrama Jungfernstieg