Hamburg. Leitungsebene wird halbiert, Hierarchien abgeschafft. Plenum und Personalrat machen Mitspracherecht geltend.

Die Handelskammer Hamburg wird wie erwartet deutlich verkleinert. Strukturen, Aufgaben und Leitungsebenen der Wirtschaftsvertretung werden komplett umgebaut. Das haben die Hauptgeschäftsführung des Hauses und externe Berater den Mitarbeitern der Kammer bei einer Personalversammlung am Freitag bekannt gegeben. Demnach sollen zahlreichen Hierarchien abgebaut werden. „Flach, flüssig, kommunikativ“ soll die neue Struktur des Hauses sein, hieß es.

Nach Informationen des Abendblatts soll insbesondere die Leitungsebene radikal verkleinert werden. Anstatt der zehn Bereiche soll es künftig nur noch vier bis fünf geben. Die Zahl der Geschäftsführer wird halbiert, die Hierarchie der Abteilungsleiter ganz abgeschafft. Noch im Sommer dieses Jahres soll die Feinkonzeption des Umbaus fertig sein.

Konzept soll im Sommer fertig sein

Im Vorfeld hatte es allerdings Knatsch gegeben: Bereits am Dienstag wollte die Geschäftsführung verkünden, wen sie künftig in Leitungspositionen behalten will. Doch Plenum und Personalrat fordern ein Bewerbungsverfahren. „So, wie das Plenum seine Mitspracherechte bei dem Prozess eingefordert hat, hat auch der Personalrat deutlich gemacht, dass er an den Planungen beteiligt werden muss. Das gilt nicht zuletzt für alle Stellenbesetzungen, auch die der künftigen Führungspositionen.

Diese sind nur mit unserer Zustimmung möglich, sagte die Vorsitzende des Personalrats, Sabine Lurtz-Herting, nach der Versammlung. Insgesamt hätten die Mitarbeiter die Planungen aber mit großer Offenheit aufgenommen, „weil die Berater klar erkennbar auch Wünsche und Vorschläge aus den Abteilungen aufgenommen haben“, sagte sie. „Unser Modernisierungsprozess hat das Ziel, die Handelskammer noch schlagkräftiger zu machen – die Basis dafür sind vor allem neue Prozesse, die nicht zuletzt für mehr Flexibilität sorgen sollen“, sagte die Hauptgeschäftsführerin der Kammer, Christi Degen. „Was wir tun, ist insofern vergleichbar mit Modernisierungsprozessen in Unternehmen.“

Rund zehn Geschäftsbereiche

Ein solcher Prozess wird von vielen Kammer-Mitarbeitern sogar begrüßt: Ein Blick in das komplizierte Organigramm zeigt, weshalb: Derzeit gibt es rund zehn Geschäftsbereiche. Jeder hat einen eigenen Geschäftsführer und zahlreiche Abteilungsleiter, die wiederum als stellvertretende Geschäftsführer fungieren. Das sind 60 Chefs bei einem Personalstamm von gerade einmal 260 Mitarbeitern. Grundsätzlich ist vorgesehen, die Struktur der Kammer künftig stärker an Prozessen auszurichten als an Hierarchien“, sagt Personalrätin Lurtz-Herting.

Zumindest einen Geschäftsführer muss die Kammer in ihrer Mitte wieder aufnehmen. Es handelt sich um den Chef-Sprecher der Kammer, Jörn Arfs. Diesen hatte das Präsidium kurzerhand per Verordnung entmachten lassen, wogegen er nun erfolgreich geklagt hat. Das Arbeitsgericht Hamburg urteilte, dass die Kammer sich über das Arbeitsrecht hinweggesetzt habe. Arfs hatte seinen Geschäftsbereich, seine Personalgewalt und seine Sprecher-Rolle abgeben müssen, obgleich sein Vertrag bis 2022 läuft. Das Gericht: „Der Vertrag ist zu erfüllen.“