Hamburg. Im ersten Quartal des neuen Jahres gab es deutlich mehr Starts und Landungen nach 23 Uhr als in den ersten drei Monaten 2017.

Im Streit um den Fluglärm melden BUND und die „Bürgerinitativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein“ (BAW) einen neuen Rekord des Flughafens Fuhlsbüttel: Die Zahl der beonders belastenden Flüge zwischen 23 und 6 Uhr hat im ersten Quartal 2018 wieder deutlich zugenommen. Sowohl die Zahl der Starts nach 23 Uhr (31), als auch die Zahl der verspäteten Landungen (159) erreichten neue Höchstmarken, meldete der BUND. Dabei ist die Zahl der über den ganzen Tag betrachten Flugbewegungen insgesamt leicht rückläufig. Die Erhebungen der Umweltschützer beruhen im wesentlichen auf Datenmaterial des Flughafens.

„Erneut zeigt sich, dass weder der 10-, noch 16-Punkte-Plan der Bürgerschaft irgendetwas bewirkt haben, dass die sogenannte ‚Pünktlichkeitsoffensive‘ verpufft ist und die halbherzigen Entgeltnovellierungen ins Leere gelaufen sind“, sagte der Sprecher der Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW), Martin Mosel. „Es ist, entgegen aller Ankündigungen von Politik und Flughafen, keine Belastungsreduzierung für die Anwohner des Flughafens erreicht worden. Die Fluggesellschaften tanzen dem Umweltsenator auf der Nase herum und der Fluglärmschutz verkommt in Hamburg zu einem reinen Schattenboxen.“

Flughafen gibt dem Winter die Schuld

Der Flughafen hatte sogar 191 verspätete Flüge zwischen 23 und 6 Uhr gezählt und entschuldigte den Rekord mit dem harten Winter. „Im Jahresvergleich schwanken gerade die Zahlen im ersten Quartal sehr stark“, sagte Flughafensprecherin Katja Bromm. Die bis in das Jahr 2011 zurückreichende Statistik des BUND zeigte diese Schwankungen allerdings nicht. Die verspäteten Landungen pendelten um die 100er Marke, nur 2014 war es signifikant weniger. Die verspäteten Starts lagen in allen Jahren seit 2011 unter der 20er Marke.

Mosel erneuerte die Forderung von BAW und BUND nach einem Nachtflugverbot auf Basis der gesetzlichen Nachtruhe: „Das einzige, was den Betroffenen jetzt noch hilft, ist die konsequente Einschränkung der Betriebserlaubnis in Fuhlsbüttel“. Die Lärmbetroffenen wollen Flüge werktags von 22 Uhr bis 6 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 22 Uhr bis 8 Uhr verbieten lassen, um einen hinreichenden Interessensausgleich zwischen dem Flughafenbetreiber und den Fluglinien einerseits und den betroffenen Bürgerinnen und Bürger andererseits zu erreichen. Verspätete Linien- und Touristikflüge sollten demnach konsequent umgeleitet werden, bzw. keine Starterlaubnis mehr erhalten. Derzeit darf bis 23 Uhr geflogen werden, in Einzelfällen auch noch länger. Auf die BUND- und BAW-Forderung nach einem besseren Interessenausgleich zwischen Lärmverursachern und Lärmbetroffenen ging die Flughafensprecherin nicht ein.

Unter den Ausreißern war auch die Lufthansa

Während des Winterflugplans (November 2017 - März 2018) besonders negativ aufgefallen ist laut BUND der Flieger aus München „LH2086“ der Deutschen Lufthansa, der insgesamt 30 Mal erst nach 23 Uhr landete. Es folgt die Flugverbindung nach London (Stansted) „FR1519“ des Billigfliegers Ryanair. Dieser Flieger startete 14 Mal erst nach 23 Uhr. Hier deuten sich große Parallelen zu easyJet aus dem vergangenen Sommerflugplan 2017 an. Auch diese Linie war durch viele späte Starts aufgefallen. In der vom BAW sogenannten „Malusliste der unzuverlässigsten Fluglinien“ folgen Eurowings „EW7049“ mit 12 nächtlich verspäteten Landungen aus Stuttgart und WizzAir „W67750“ mit 11 nächtlich verspäteten Starts nach Skopje.

Die gesundheitsschädigende Wirkung von Fluglärm wird mittlerweile nicht mehr bestritten. Er raubt nicht nur die Nachtruhe, sondern fördert nach wissenschaftlichen Studien Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen und führt bei Kindern zu Entwicklungsverzögerungen.