Hamburg. „Wir denken, nicht der Preis ist entscheidend, sondern die Angebotsqualität“, sagte Anjes Tjarks bei einer Podiumsdiskussion.

Kostenlos Bahn und Bus fahren zu können – das soll mehr Menschen dazu bewegen, vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) umzusteigen. So lautete der Vorschlag der Bundesregierung, die im Februar unter massivem Druck der Europäischen Union vorpreschte und sich mit dieser Lösung bessere Emissionswerte in deutschen Großstädten erhofft. In Hamburg herrscht indes Skepsis: Bei einer Podiumsdiskussion, zu der die Grünen eingeladen hatten, waren sich Hochbahnchef Henrik Falk, TU-Verkehrswissenschaftlerin Philine Gaffron und Anjes Tjarks, Vorsitzender der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, einig: HVV „für lau“ allein reicht nicht.

„Wir denken, nicht der Preis ist entscheidend, sondern die Angebotsqualität“, sagte Tjarks zu Beginn der Diskussion. Seine Fraktion sieht die Taktverdichtung auf den bestehenden Gleisen als vorrangiges Ziel an, um Menschen zu einem Umstieg vom Auto auf die Schiene zu motivieren. „Einen kostenlosen ÖPNV einzuführen geht komplett am Lebenssachverhalt vorbei“, stimmte Hochbahnchef Falk zu. Er wolle in den Streckenausbau investieren und das Tarifsystem einfacher gestalten.

Tarifstrukturen nachbessern

Würde er die Ticketpreise auf null setzen, würde der Staat jährlich 830 Millionen Euro dazugeben. Genau diese Summe müsste Berlin zahlen, damit das Konzept für Hamburg funktioniert. „Von mir aus kann die Regierung diese Summe behalten. Wir brauchen eher 200 bis 250 Millionen pro Jahr, die wir in die Infrastruktur investieren können“, so Falk. Seine Begründung: Offensichtlich seien die Hamburger bereit zu bezahlen. Die Fahrgastzahlen sind seit 2011 um 75 Millionen gestiegen.

„Dennoch können die Tarifstrukturen erheblich nachgebessert werden, vor allem für Menschen, die in den HVV-Bereichen außerhalb Hamburgs wohnen“, sagte Gaffron. Allerdings reichten Tarifreformen und ein besseres Fahrangebot nicht, sagte sie. Autofahren und Parken in der Innenstadt müssten „wesentlich unattraktiver“ gestaltet werden. Nur so könne ein Wechsel der Verkehrsmittel erreicht werden. Mit der Gewissheit, dass estnische Verhältnisse wie in Tallin – mit einem ÖPNV zum Nulltarif – wohl in Hamburg nicht so einfach funktionieren, beendeten die Teilnehmer die Diskussion.