Hamburg. Hamburger Unternehmen plant 26 neue Filialen und Hundert neue Stellen. Online-Angebote führen noch ein Nischendasein.

Tradition und Zukunft vermischen sich am neuen Firmensitz der Hamburger Optikerkette Bode. Nach acht Jahrzehnten ist die Firmenzentrale aus Bergedorf an den Straßenbahnring in Eppendorf verlegt worden. Das Logo ist gelb – und diese Farbe dominiert auch in den vor einem halben Jahr bezogenen großzügigen Büros.

Aber im Konferenzraum „Ibiza“ – auf der spanischen Insel werden seit Langem die Führungskräfte des Unternehmens geschult – gibt es eine Reise in die Vergangenheit. Dort steht der Schreibtisch, an dem der 2015 verstorbene Firmenchef Hans-Georg Bode, jahrzehntelang arbeitete und der heute für Besprechungen genutzt wird. Sein Sohn Carsten Bode, der das Familienunternehmen in der dritten Generation führt, hat eine historische Aufnahme aus dem Archiv mitgebracht: „Das ist unser erstes Geschäft an der Hamburger Straße, das 1938 eröffnet wurde. Heute steht dort das Einkaufszentrum Hamburger Meile.“

Übernahme alteingesessener Optiker

In diesen Tagen feiert Deutschlands viertgrößte Optikerkette ihren 80. Geburtstag. Da ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme. Das Unternehmen hat aktuell 74 Filialen in acht Bundesländern, 16 davon in Hamburg.

Eigentlich hatte Bode bereits vor fünf Jahren, damals waren es 73 Standorte, angekündigt, „mittelfristig auf 100 Filialen zu wachsen. Aber wir haben zunächst einmal unsere Standorte überprüft und uns von einigen getrennt sowie neue eröffnet“, sagt Bode. Doch nun ist es Zeit für die Expansion: „Wir haben das Ziel, insgesamt die Zahl unserer Filialen auf 100 auszubauen. Diesen Plan wollen wir möglichst in den kommenden fünf Jahren umsetzen“, sagt Bode. Auch die Übernahme „alteingesessener Optiker, die keine Nachfolger haben, ist für uns eine Option“.

Neuer Rekord

Für die Neueröffnungen hat der Augenoptiker und Betriebswirt vor „allem Hamburg und die Metropolregion, aber auch Berlin im Blick. Das sind interessante Märkte mit einem entsprechenden Potenzial“. In der Bundeshauptstadt gibt es bereits 13 Bode-Geschäfte. Doch die Hamburger setzen nicht nur auf Metropolen, sondern auch auf kleinere Städte. So wurde vor Kurzem eine Filiale in Oyten bei Bremen eröffnet: „Entscheidend ist doch, dass eine entsprechende Kaufkraft vorhanden ist. Dann kann man auch in einer kleineren Stadt mit 50.000 Einwohnern gute Ergebnisse erzielen“, sagt Bode. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei rund 50 Millionen Euro, vor fünf Jahren waren es noch 46,5 Millionen Euro.

Für die Zukunft setzt Bode beim Umsatz auf eine Steigerung von acht bis zehn Prozent pro Jahr. Aktuell hat das Unternehmen rund 460 Mitarbeiter, davon sind 120 Auszubildende. „Das ist ein neuer Rekord und eine Investition in die Zukunft, denn wir brauchen exzellent ausgebildeten Nachwuchs“, sagt Bode. Wenn die Expansion wie geplant umgesetzt wird, dann sollen nach und nach rund 100 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt werden.

In Deutschland wurden laut Zen­tralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) im vergangenen Jahr rund 5,86 Milliarden Euro von stationären Optikern umgesetzt, 2016 waren es 5,71 Milliarden Euro. Die Zahl der im stationären Handel verkauften Brillen ist von 11,85 auf 11,91 Millionen gestiegen. Die Zahl der Betriebe sank von 11.900 im Jahr 2015 auf rund 11.800 ein Jahr später. Konkrete Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor, die Schätzung des ZVA liegt bei 11.700 Betrieben.

Die meisten Geschäfte in Deutschland hat Apollo Optik mit mehr als 800 Filialen. Danach folgt der an der Börse im MDAX notierte Hamburger Konkurrent Fielmann mit 597 Filialen in Deutschland, davon 21 in der Hansestadt. Zudem wird Fielmann sein Geschäft an der Mönckebergstraße in diesem Jahr modernisieren und erweitern. Auf dem dritten Platz – noch vor Optiker Bode – landet Pro Optik mit Hauptsitz in Wendlingen bei Stuttgart und bundesweit rund 140 Filialen.

Nächste Generation steht schon bereit

Wie behauptet sich Optiker Bode gegen diese Konkurrenz? „Wir definieren uns über die Qualität unserer Beratung und den Service, den wir den Kunden bieten. Unsere Mitarbeiter sind alle ausgebildete Augenoptiker. Außerdem bieten wir faire Konditionen, machen aber keine Kampfpreise“, sagt Bode.

Eine Brille aus der eigenen Kollektion „Meine Brille“ wird inklusive Gläser für 69 Euro angeboten. Aber das Unternehmen hat auch eine große Auswahl höherpreisiger Marken – insgesamt stehen mehr als 1500 Modelle in jedem Geschäft zur Auswahl.

Optiker Bode – das erste Geschäft
1938 an der Hamburger Straße
Optiker Bode – das erste Geschäft 1938 an der Hamburger Straße © HA | Michael Rauhe

Auch im Internethandel mischt Carsten Bode mit, allerdings ist dieser aus seiner Sicht noch eher zu vernachlässigen: „Der Anteil des Onlineumsatzes liegt bei Brillen in Deutschland bei rund fünf Prozent. Die persönliche Beratung und vor allem den Sehtest, den kann das Internet nicht übernehmen. Deshalb präsentieren wir zwar unsere Angebote auch online, aber die Brille selber kann nur in unseren Geschäften gekauft werden.“ Der Umsatz der Augenoptikerbranche im Onlinehandel lag in Deutschland im vergangenen Jahr bei 261 Millionen Euro, das ist immerhin eine Steigerung von 14 Millionen Euro gegenüber 2016.

„20 Jahre“ noch an Bord bleiben

Aber wie viele Brillen verkauft Bode eigentlich pro Jahr? „Das bleibt mein Geheimnis, das erzähle ich noch nicht einmal meiner Frau“, sagt Carsten Bode mit einem Augenzwinkern. Dabei ist seine Frau Sybille ansonsten stark in das Unternehmen involviert und für das Innendesign der Filialen zuständig.

Seine Zukunft sieht Carsten Bode ohnehin im Familienunternehmen. Er ist 46 Jahre alt und mindestens „20 Jahre“ möchte er noch an Bord bleiben. Drei Kinder hat das Ehepaar. Der älteste studiert – und der Firmenchef sagt bereits mit einem Lächeln: „Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern.“