Hamburg. Seit 1996 durchleuchtet der Zoll Lastwagen in der Prüfanlage in Waltershof. Jetzt wurde dort der 500.000. Lkw kontrolliert.

Es blinkt und tutet, wenn sich die schwere Tür der Containerprüfanlage in Waltershof hinter dem Lastwagen schließt. Dann durchdringen Röntgenstrahlen Fahrzeug und Ladung. Einen Stock höher im Nebengebäude werden die Bilder von Zöllnern ausgewertet. Sie suchen nach Verbotenem: Drogen, Waffen, gefälschten Markenartikeln, Schmuggelzigaretten, illegalem Müll. Seit September 1996 hilft der Röntgenblick dem Zoll und der Wirtschaft. Jetzt wurde der 500.000 Lastwagen dort untersucht.

Es ist ein massives Gebäude. Zweieinhalb Meter dicke Mauern, 16 Tonnen schwere Tore, auf denen ein gelbes Warnschild mit dem Zeichen für Radioaktivität prangt. Mit radioaktiven Strahlen werden die Fahrzeuge durchleuchtet. Die Strahlung einer Durchleuchtung entspricht der Dosis, der ein Fluggast bei einem Flug über den Atlantik ausgesetzt ist. Die Anlage am Fuß der Köhlbrandbrücke ist nicht nur eine der modernsten, sondern mit Abstand die sicherste Anlage der Welt.

Händisch kontrolliert wird auch

Als sie vor fast 22 Jahren nach mehrmonatigem Probelauf den Betrieb aufnahm, war Manfred Lindloff Chef der neuen Anlage. Es waren große Erwartungen­, die in die damals erste weltweit Zweistrahl-Durchleuchtungsanlage, die gleichzeitig eine Seiten- und eine Draufsicht ermöglicht, gesetzt wurden. „Wir standen damals ganz schön unter Druck“, erinnert sich Lindloff. Der Druck ließ schnell nach. „Zwei Monate nach dem offiziellen Start hatten wir 68 Kilo Kokain in zwei Oldtimern aus Südamerika gefunden“, so Lindloff.

Heute wäre es unvorstellbar, dass man auf diese Technik verzichten würde. Acht Lastwagen können pro Stunde auf einem Schlitten durch die 58 Meter lange Halle gezogen werden. Die eigentliche Durchleuchtung dauert nur ein paar Minuten. Nach knapp 30 Minuten ist die Prozedur beendet. Der Fahrer kann, vorausgesetzt es gab keine Auffälligkeiten, weiterfahren. Für Zoll und Wirtschaft, so sagt Lindloff, sei das eine „Win-win-Situation“. Einen Standardcontainer mit einer Mischladung zur Kontrolle zu entladen, das würde einen, manchmal zwei Tage dauern.

Händisch kontrolliert wird aber auch. Zum Beispiel, wenn ein Verdachtsfall vorliegt, einer der Zöllner etwas gesehen hat, was eigentlich nicht in den Container passt. 10.769 Verdachtsfälle gab es seit 1996. Dann geht es in die Packhalle nebenan, in der immer zwei Zollmitarbeiter bereitstehen, um nachzuschauen. Dabei ist nicht jeder Verdachtsfall ein Treffer. In nicht einmal der Hälfte der Fälle, genau sind es 4831, bestätigte sich der Verdacht. 422 der Fälle werden als High-Risk-Fälle eingestuft. Wie damals die Oldtimer aus Südamerika. Den größten „Fang“ präsentierten die Zöllner erst im Februar vergangenen Jahres. Es handelte sich um 717 Kilo hochreines Kokain.

Marihuana, Haschisch, Heroin

Insgesamt 5,7 Tonnen Kokain mit einem Straßenverkaufswert von 590 Millionen Euro wurden seit 1996 entdeckt. Aber auch Marihuana und Haschisch, synthetische Drogen sowie Heroin wurden gefunden. Mengenmäßig liegen natürlich Marihuana und Haschisch weit vorn. Über 50 Tonnen wurde mithilfe der Anlage aus dem Verkehr gezogen.

Daneben waren über Jahre Schmuggelzigaretten ein großes Problem. 1,5 Milliarden Stück, meist hinter Tarnladungen versteckt, wurden gefunden. Aber auch Waffen, Munition und immer wieder Plagiate wie Turnschuhe oder Parfüm entdeckten die Zöllner.

Nur ein Bruchteil der 7,6 Millionen Container, die allein 2017 Jahr im Hamburger Hafen abgefertigt wurden, kann durchleuchtet werden. Dafür gibt es eine Risikobewertung. Herkunftsland, die eigentliche Ladung und die Transportroute spielen darin eine wichtige Rolle. Ausgesucht wird anhand der Ladepapiere, die es für jeden einzelnen Container gibt. Der Zoll bekommt in digitalen Zeiten die jeweiligen Daten bereits über 30 Tage, bevor die Ladung in Hamburg ankommt.