Hamburg. Beamte beschlagnahmten rund 70.000 Paar gefälschte Marken-Turnschuhe mit einem Verkaufswert von rund vier Millionen Euro.

Nike, Adidas, Puma – Sportschuhe dieser Hersteller stehen bei den Verbrauchern hoch im Kurs. Mit dem Wissen um die Marken-Affinität versuchen Fälscher aus Fernost schnelles Geld zu machen. Die Markenpiraten sind jetzt einmal mehr am Hamburger Zoll gescheitert. Den Beamten ging eine riesige Sendung mit 46.000 Paar gefälschten Sportschuhen der Marke Nike ins Netz, Straßenverkaufswert: mehr als zwei Millionen Euro.

Am Dienstag begann der Zoll mit der Vernichtung der vermeintlich trendigen Treter auf dem Gelände einer Firma im Freihafen. Den Coup der Beamten vom Hamburger Zollfahndungsamt und des Zollamtes Hamburg-Hafen stellte am Dienstag Uwe Schröder, Präsident der deutschen Generalzolldirektion (Sitz in Bonn), in Hamburg vor. „Dem Zoll ist mit dieser Sicherstellung erneut ein großer Schlag gegen die internationale Produktpiraterie gelungen“, sagte Schröder.

Hinter einer Tarnladung von Billigschuhen versteckt

Mitte April kontrollierten Beamte des Hamburger Zollfahndungsamtes im Hamburger Hafen einen bereits gelöschten Seecontainer aus China. Hinter einer Tarnladung von Billigschuhen entdeckten die Zöllner Nike-Sportschuhe. „Allein die Auffindesituation legte nahe, dass es sich um Fälschungen handelt“, sagte René Matschke, Chef des Hamburger Zollfahndungsamtes. Der Zoll ließ den Seecontainer zum Schein zum Zwischenlager passieren und durchleuchtete ihn wenige Tage später per Röntgenkontrolle in der Containerprüfanlage.

Ergebnis: Nur noch die Schuhe, die zunächst Tarnladung waren, befanden sich noch im Container. Von den Nike-Imitaten fehlte jede Spur. Die Ermittlungen führten die Zöllner dann zum Zwischenlager einer russichen Firma, die bereits in der Vergangenheit ins Visier der Behörden geraten war, unter anderem wegen der Lagerung gefälschter Zigaretten. Dort stellten sie weit mehr Nike-Imitate sicher, als sie im ersten Container gefunden hatten. Offenbar hatten schon mehrere Lieferungen mit gefälschten Nike-Schuhen die Firma erreicht.

Ware für den westeuropäischen Markt bestimmt

Seit der Sicherstellung des ersten Containers haben die Zöllner zudem drei weitere Container mit Imitaten entdeckt. Noch sei aber nicht genau bekannt, um wie viele Exemplare es sich handelt, es werde noch ausgezählt, sagte Matschke. Man gehe von rund 70.000 Paar Schuhen mit einem Straßenverkaufswert von rund vier Millionen Euro aus, die der Zoll in den vergangenen Wochen beschlagnahmt konnte. „Die Schuhe waren unseren Erkenntnissen nach überwiegend für den westeuropäischen Markt bestimmt“, so Matschke.

Gefälschte Marken-Schuhe werden vor allem im Internet verkauft, etwa zur Hälfe bis Zwei-Dritteln des Original-Preises. Das sei nicht so wenig, dass die Verbraucher gleich an eine Fälschung denken würden. Sie glaubten eher, ein Schnäppchen zu machen, sagte Michael Schrader, Leiter des Hauptzollamtes Hamburg-Hafen. Um den Machenschaften windiger Online-Händler zu entgehen, sei es ohnehin besser, direkt beim örtlichen Händler zu kaufen, so Schrader.

Schuhe werden geschreddert und verbrannt

Jahr für Jahr konfisziert seine Behörde vor allem gefälschte Luxus-Artikel, die von Hamburg aus zum Billigpreis den europäischen Markt überschwemmen sollen. 1,2 Millionen Exemplare habe der Zoll 2015 sichergestellt, Sonnenbrillen von Gucci, Anzüge von Armani, Parfum von Chanel, sogar Lego. Alles was gefunden wird, wird zeitnah vernichtet. So auch die 46.000 gefälschten Nike-Schuhe. Wäre es nicht besser, sie an Bedürftige zu spenden, statt sie zu vernichten? Lennart Röer, Geschäftsführer des Arbeitskreises Marken- und Produktpiraterie: „Das ist aus rechtlichen und gesundheitlichen Gründen nicht möglich. Die Firmen haben selbstverständlich einen Vernichtungsanspruch, und weil die Gewinnspanne bei Imitaten möglichst hoch sein soll, ist das Risiko, dass solche Schuhe gesundheitsschädlich sind, ziemlich hoch.“

Am Dienstag wurden bereits Tausende gefälschte Nike-Schuhe vom Zoll unbrauchbar gemacht, ein tonnenschwerer Radlader zerquetschte sie beim Überfahren. Sie werden jetzt noch geschreddert und schließlich in der Müllverbrennungsanlage verbrannt.