Hamburg. Das Hamburger Unternehmen steigert seinen Umsatz um 8,5 Prozent. 100 Millionen Euro Investitionen sind geplant.
Ein Mausklick, und der Teppich mit dem blauem Muster liegt auf dem Boden. Der nächste Klick. Ein gemütlicher Ohrensessel schwebt darauf. Jetzt fehlt nur noch eine Stehlampe. Ein letzter Klick und die Leseecke ist fertig. Zumindest virtuell, über die neue App YourHome des Hamburger Onlinehändlers Otto. „Man möchte schließlich sehen, wie die ausgewählten Möbel im eigenen Wohnzimmer aussehen würden“, erklärt Otto-Vorstandssprecher Marc Opelt die neuen Bestellmöglichkeiten. Die Anwendung, die auf Augmented Reality basiert und mit 3-D-Darstellungen arbeitet, wurde gerade in den USA gemeinsam mit Google vorgestellt. Die Apple-Version soll in Kürze folgen. „Wir sind mit Abstand die Nummer 1 im Online-Möbelhandel und wollen diese Spitzenposition weiterausbauen“, so Opelt. Mit 950 Millionen Euro erzielte der frühere Versandhändler im Geschäftsjahr 2017/18 in dem Bereich einen neuen Rekordumsatz.
Wandel vom Händler zur Plattform
Für die Zukunft setzt die Otto-Einzelgesellschaft, die das deutsche Kerngeschäft des internationalen Handels- und Dienstleistungskonzerns Otto Group bündelt, noch stärker auf den Wandel vom Händler zur Plattform, die sich anderen Anbietern stärker öffnen will. Bis zum Ende des Geschäftsjahrs plant das Unternehmen Gesamtinvestitionen in Höhe von 100 Millionen Euro. Allein im IT-Bereich sollen 580 neue Arbeitsplätze entstehen, insgesamt geht das Unternehmen von 1380 Neueinstellungen aus. Opelt spricht „von der größten Veränderung in der Geschichte von Otto“. „Wir erfinden uns neu, erweitern unser Geschäftsmodell und öffnen uns für viele Marken und Partner, um gemeinsam zu wachsen.“
Erfolgreiches Geschäftsjahr
Durch die Zahlen des vergangenen Jahres sieht sich die 1949 gegründete Firma in ihrem Kurs bestätigt. „Es war ein sehr, sehr erfolgreiches Geschäftsjahr. Wir sind im achten Jahr in Folge gewachsen“, sagt Opelt, der zum zweiten Mal in der neuen Spitzenfunktion die Präsentation der Bilanz übernahm und das mit einem Rundgang durch die ersten runderneuerten Büro-Etagen und den Campus des Unternehmens verband. Otto erhöhte demnach den Erlös um 8,5 Prozent auf 2,956 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte das Umsatzplus sechs Prozent betragen. Zum Gewinn machte Otto keine Angaben. Besonders stolz sind die Hamburger aber auf 1,8 Millionen neue Kunden (plus acht Prozent). 6,6 Millionen aktive Nutzer zählt das Unternehmen, das sein Hauptgeschäft mit 95 Prozent längst online macht und damit im Wettbewerb zu Branchengrößen wie Amazon und Zalando steht.
Wichtiges Portal Otto Brand Connect
Ein elementarer Baustein für die Weiterentwicklung zur Plattform ist das Portal Otto Brand Connect, über das sich ähnlich wie bereits bei anderen Konkurrenzportalen Partner und Marken auf otto.de präsentieren können. Ende des Frühjahrs soll die Innovation, die gemeinsam mit bekannten Anbietern wie Adidas und S. Oliver entwickelt wurde, an den Start gehen. Die Firmen können damit mittelfristig eigenständig eigene Shops aufbauen, Werbemittel buchen und Verkaufszahlen in Echtzeit sehen. „Für die Kunden bedeutet das, mehr Produkte und mehr Service“, sagt Opelt. Aktuell sind auf otto.de 2,8 Millionen Artikel von mehr als 6800 Marken vertreten. Jede Woche kommen 10.000 aus allen Lebensbereichen dazu. Für das laufende Geschäftsjahr, so Opelt, sieht sich das Unternehmen weiter auf Wachstumskurs.