Hamburg. Senat solle sich um Geld vom Bund bemühen. Wissenschaftsbehörde prüft schon „konkrete Optionen“ für Kooperationen.

Bei ihren Bemühungen um ein neues Naturkundemuseum erhält die Universität Hamburg nun auch Unterstützung von der CDU. Heute wollen Abgeordnete der Partei um Carsten Ovens einen Antrag in die Bürgerschaft einbringen, der einen Appell an das Parlament und den Senat enthält, die 2017 unter dem Dach der Universität gegründete Stiftung Naturkunde Hamburg bei der Suche nach Mäzenen und Sponsoren zu unterstützen.

Das „Evolutioneum“, so ein möglicher Titel des geplanten Ausstellungshauses, könne eine „Bereicherung der Museumslandschaft in Hamburg“ sein, „ebenso wie dies das Deutsche Hafenmuseum sein wird“, heißt es in dem CDU-Antrag. „Und nebenbei kann hier ein neues touristisches Highlight für Hamburg entstehen.“

Mögliche Kooperationen

Nebenbei kommen die Abgeordneten auch auf den Knackpunkt zu sprechen: Der Aufbau eines Evolutioneums ist „noch keineswegs gesichert“. Alle Initiativen scheiterten bisher am Geld. Dabei geht es nicht nur um die Finanzierung eines Neubaus oder den Umbau eines bestehenden Gebäudes, sondern insbesondere um die Frage, wie sich die Betriebskosten für ein Naturkundemuseum dauerhaft finanzieren lassen.

Die CDU fordert, der Senat solle prüfen, ob sich Bundesmittel einwerben und „übergeordnete Forschungseinrichtungen“ einbeziehen lassen. Zu denkbaren Maßnahmen zählt eine Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft. Gelänge dies, könnten die Betriebskosten zur Hälfte vom Bund übernommen werden. Die Wissenschaftsbehörde sagt auf Nachfrage, sie prüfe bereits „konkrete Optionen auch zu möglichen Kooperationen in der Bund-Länder-Förderung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen“. Grundsätzlich sei man im „stetigen Austausch“ mit der Uni zur Zukunft der Sammlungen. In den Gesprächen gehe es auch um die Kosten für die „Erneuerung der wissenschaftlichen Infrastruktur“.

So sieht
ein Entwurf
für ein neues
Hamburger Naturkundemuseum
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So sieht ein Entwurf für ein neues Hamburger Naturkundemuseum au © Academy for Architectural Culture

Als Reaktion auf den CDU-Antrag wollen die rot-grünen Regierungsfraktionen einen Zusatzantrag in die Bürgerschaft einbringen. Das Wort „Naturkundemuseum“ taucht darin nicht auf. Stattdessen ist die Rede von „Perspektiven und Optionen für die wissenschaftlichen Sammlungen unter der maßgeblichen Berücksichtigung der grundsätzlichen Frage der Finanzierbarkeit“.

„Erhebliche Defizite“ der Schausammlung

Bereits 2009 hatte der Wissenschaftsrat geurteilt, das Zoologische Museum der Universität Hamburg verfüge zwar über „eine der bedeutendsten zoologischen Sammlungen in Deutschland“, doch die Ausgestaltung der Schausammlung weise „erhebliche Defizite“ auf. Heute, neun Jahre später, verfügt das Zoologische Museum über einen neuen Eingang zur Bundesstraße. Ein Zehntel der 2000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche wurde zuletzt neu gestaltet.

Das Naturkundemuseum in Berlin hat 8000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. So viel Platz wünscht sich auch Matthias Glaubrecht, Direktor des Centrums für Naturkunde (CeNak), zu dem das Zoologische Museum gehört. Er würde seine Objekte gerne großzügig und zeitgemäß präsentieren und Zoologie, Paläontologie und Mineralogie unter einem Dach vereinen. „Das CeNak mit seinen reichen historischen Sammlungen gehört neben Berlin, Frankfurt und Bonn auch in die Liga außeruniversitär geförderter Forschungsmuseen“, sagt er.

Betriebskosten sieben Millionen Euro pro Jahr

100 Millionen Euro veranschlagt er für den Bau eines Naturkundemuseums mit 10.000 Quadratmetern Fläche. Die Betriebskosten könnten sechs bis sieben Millionen Euro pro Jahr betragen. Zur Einordnung: Die Betriebskosten für das CeNak liegen bei drei Millionen Euro. Einst besaß Hamburg ein großes Naturkundemuseum am Steintorwall nahe dem Hauptbahnhof. Wäre es im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört worden, so hätten die Hamburger 2016 sein 125-jähriges Bestehen feiern können. Heute steht an seiner Stelle ein Elektrogroßmarkt.