Hamburg. Zahlen weiterhin hoch – Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Die meisten Vorfälle in Harburg, Farmsen/Berne und Billstedt.
Die Ski-Ferien sind vorbei, Hamburgs Kinder und Jugendliche zurück in der Schule. Damit kehrt auch das Risiko zurück, dass sie auf dem Weg zur Schule einen Unfall erleiden (im Fachjargon Wegeunfall) oder auf dem Schulgelände bei Sport und Spiel oder sogar im Unterricht verletzt zu werden (Schulunfall). Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und die Unfallkassen registrieren regelmäßig solche Schadensfälle.
In Hamburg bleiben die aktuellen Unfallzahlen unter Schülern weiterhin auf relativ hohem Niveau. Wie aus einer neuen Statistik der Unfallkasse Nord hervorgeht, die dem Abendblatt vorliegt, ereigneten sich im vergangenen Jahr 24.400 Unfälle mit Schülern – das sind nur 500 weniger als 2012. Allein 1390 Unfälle passierten auf dem Weg zur Schule. Vor allem Schüler, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, leben riskant. Denn Fahrradunfälle seien mit 45 Prozent die mit Abstand häufigsten Verkehrsunfälle in der Schüler-Unfallversicherung, heißt es bei der DGUV.
Am häufigsten sind Verletzungen am Kopf
Die meisten Schülerunfälle (Wegeunfälle/Schulunfälle) passierten 2017 nach Angaben der UK Nord in Harburg (753), Farmsen/Berne (751), Billstedt (634), Bergedorf (523) und Othmarschen (500). Die wenigsten Unfälle gab es in der Hamburger Altstadt (1), Billbrook (4) und Rotherbaum/Harvestehude/Sternschanze (23). Am häufigsten sind Schädigungen an Kopf (23 Prozent), Knöchel/Fuß (21 Prozent) und Hand (20 Prozent).
„Die meisten Unfälle betreffen Grundschüler“, sagt Jan Bögel, Sachgebietsleiter bei der Unfallkasse Nord mit Sitz in Kiel. „Die häufigsten Unfälle unterscheiden sich nach Alter und den entsprechenden Jahrgangsstufen. So sind bei jüngeren Schülern Pausenhofunfälle häufiger, bei älteren sind es die Schulsportunfälle“, so Bögel. Der Höhepunkt der Gefährdung liegt den Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zufolge bei Mädchen im elften und bei Jungen im zwölften Lebensjahr. Ab dem 14. Lebensjahr geht die Unfallrate wieder zurück. Jungen werden häufiger Opfer von Unfällen als Mädchen.
Verkehrsbedingte Unfälle kämen der Schulbehörde „fast immer“ zu Ohren, heißt es dort. Deshalb würden mit Schulleitung und Polizei gemeinsam zahlreiche verkehrssichernde Maßnahmen realisiert. Das Fachreferat Verkehrserziehung führt beispielsweise zusammen mit der UK Nord zu Beginn eines jeden Schuljahres Aktionen durch, die den sicheren Schulweg zum Thema haben (Schultütenaktion, Zu-Fuß-zur-Schule-Tag). Zu den Präventionsmaßnahmen der Polizei gehören neben der Radfahrausbildung an Schulen auch die Verkehrsfrüherziehung durch den „Verkehrskasper“.
Um die Sicherheit auf dem Schulweg zu erhöhen, hatte die CDU-Bürgerschaftsfraktion den Antrag gestellt, eine „Taskforce Unfallbekämpfung“ zu gründen. Die starke Zunahme bei Verkehrstoten und Unfällen mit Kindern – ein Zuwachs von fast neun Prozent – gäben „Anlass zur Sorge“, heißt es im Antrag. Aber der rot-grüne Senat folgte dem Vorschlag nicht. „Es passt ins Bild, dass der Senat bis heute nicht die im letzten Jahr von der CDU-geführten Bundesregierung geschaffenen Erleichterungen zur Anordnung von Tempo 30 vor sozialen Einrichtungen wie Schulen oder Kitas zurückgreift“, sagt Birgit Stöver, Sprecherin für Schule und Gesundheit der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
Doch auch auf den Schulgelände und beim Schulsport kommt es immer wieder zu Verletzungen. Nach Angaben der Unfallkasse Nord passierte 2017 jeder zweite meldepflichtige Schulunfall in Hamburg bei „Spiel und Sport“. Jeder zweite Schulsportunfall ereignet sich bei den Ballsportarten. Danach folgen mit weitem Abstand Geräte-, Bodenturnen, Leichtathletik und Wintersport.
Mehr Schülerunfälle im Norden als in Süddeutschland
Ursache für die Unfälle beim Fußball sind nach Angaben der Unfallversicherung überwiegend Stürze, Balltreffer sowie Kollisionen mit Mitspielenden. Beim Handball, Basketball und Volleyball geschehen Unfälle vor allem bei der Ballannahme. Beim Ballspielen – außer beim Fußball – sind vor allem Verletzungen der Finger und Hand zu beobachten. Beim Fußball überwiegen bei den Schülern Verletzungen des Fußes, insbesondere des Sprunggelenks. Laut Sportbehörde werden sämtliche Sportgeräte nach Vorgaben der Unfallkasse Nord alle zwei Jahre, in neuen Hallen erstmals nach drei Jahren gewartet.
Übrigens erleiden Schüler in Norddeutschland häufiger Unfälle als im Süden. Bundesweite Spitzenreiter bei den meldepflichtigen Schulwegunfällen sind Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Hamburg liegt nach Angaben der UK Nord im Mittelfeld. Besonders hoch ist die Unfallrate bei elfjährigen Mädchen und zwölfjährigen Jungen. Gründe für das Nord-Süd-Gefälle sind unter anderem Umfang der Ganztagsbetreuung und des Schulsports, die Länge der Schulwege und die Zahl der Feiertage. Weil Norddeutschlands Schüler mehr Unterrichtstage haben als süddeutsche Kinder, steige das Risiko für Unfälle.