Hamburg. Neue Verträge über 13 Milliarden Euro kamen 2017 hinzu. Ende 2018 wollen die Hamburger weltweit 5000 Flugzeuge betreuen.

Aus der Sicht von Lufthansa-Technik-Chef Johannes Bußmann war 2017 „das Jahr des Vertriebs“. Denn nie zuvor in der Firmengeschichte habe das Vertriebsteam dem Hamburger Unternehmen ein so großes Auftragsvolumen gesichert: Es kamen 440 neue Verträge im Wert von 13,2 Milliarden Euro hinzu – und das entspricht nahezu zweieinhalb Jahresumsätzen.

Dabei nahm die Zahl der von Lufthansa Technik exklusiv betreuten Flugzeuge um zehn Prozent auf 4556 Maschinen zu. „Wir haben rund ein Fünftel der Weltflotte unter Vertrag“, so Bußmann. Er geht davon aus, dass bis Ende 2018 die Marke von 5000 betreuten Flugzeugen überschritten wird. Auch auf längere Sicht biete der Luftfahrtsektor der weltweit größten Firma für die Reparatur und Überholung von Jets gute Wachstumsperspektiven: „Von den sieben Milliarden Menschen, die auf dem Globus leben, haben erst eine Milliarde Menschen jemals ein Flugzeug bestiegen“, sagte Bußmann.

Investitionen seit 2014 fast verdoppelt

Vor diesem Hintergrund hätten die Orderbücher der Jet-Hersteller zuletzt immer neue Rekordstände erreicht. Gleichzeitig vollziehe sich ein Technologiewandel hin zu neuartigen Werkstoffen, einer deutlich sparsameren Triebwerksgeneration und einem wesentlich erhöhten Digitalisierungsgrad. Dieser Wandel werde eine Konsolidierung der Branche zur Folge haben, ist der Lufthansa-Technik-Vorstandschef überzeugt: „Die meisten Anbieter werden den Weg zu den neuen Technologien nicht mitgehen können.“

Um sich von solchen Wettbewerbern absetzen zu können, hat der Hamburger Weltmarktführer seit 2014 den Umfang der jährlichen Investitionen von 120 Millionen Euro auf zuletzt 233 Millionen Euro fast verdoppelt, für 2018 sind sogar 260 Millionen Euro eingeplant. Im vorigen Jahr investierte man unter anderem in den Aufbau eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem US-Triebwerksbauer GE Aviation für ein hochmodernes Instandhaltungszentrum in Polen.

„Wettbewerbsfähigkeit deutlich gestärkt“

Doch auch am Hauptsitz in Hamburg schafft Lufthansa Technik die Kapazitäten für die Arbeit an neuen Triebwerkstypen. Hier investierte der Konzern in ein Kompetenzzentrum für Triebwerksgehäuse und in eine neue Röntgenzentrale. Im Sommer 2016 hatte der Vorstand ein Sparpaket für den Bereich Triebwerksüberholung auf den Weg gebracht, das einen Arbeitsplatzabbau in dieser Sparte von 1800 auf 1100 Beschäftigte in der Hansestadt sowie eine Personalkostensenkung für die verbleibenden Mitarbeiter vorsah.

Inzwischen sei die Auslastung in diesem Bereich sehr erfreulich, so Bußmann: „Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Wir haben die Wettbewerbsfähigkeit in der Triebwerksüberholung deutlich gestärkt, sodass wir nun wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken können.“

Umsatz um mehr als fünf Prozent gestiegen

Ein einschneidendes Ereignis in der Firmengeschichte war zudem die Einstellung des Flugzeugüberholungsbereichs in Hamburg mit gut 400 Beschäftigten im Juni 2017. „Alle von der Schließung betroffenen Mitarbeiter erhielten die Möglichkeit, in andere Unternehmensbereiche am Standort Hamburg zu wechseln“, hieß es dazu. Insgesamt blieb die Beschäftigtenzahl in der Hansestadt mit rund 7400 Personen nahezu konstant, weltweit nahm sie um knapp 500 auf 21.194 Mitarbeiter zu.

Wie Bußmann sagt, kletterte der Umsatz von Lufthansa Technik im Jahr 2017 um 5,1 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis verbesserte sich trotz des ehrgeizigen Investitionsprogramms um 1,0 Prozent auf 415 Millionen Euro.

Sehr viel kräftiger nahm das in der Bilanz ausgewiesene Ergebnis vor Steuern zu – um 17,5 Prozent auf knapp 377 Millionen Euro. Angesichts von Belastungen durch ungünstige Währungsveränderungen und durch die Kosten für die Schließung der Flugzeugüberholung in Hamburg zeigte sich Bußmann mit den Resultaten 2017 „äußerst zufrieden.“

In Asien hat das Unternehmen noch Aufholbedarf

Allerdings lief nicht alles so, wie man sich das gewünscht hatte. Ein Beispiel: Der Umsatz mit Kunden außerhalb der Lufthansa-Gruppe stieg nur um 1,5 Prozent auf 3,57 Milliarden Euro und blieb damit weit hinter dem Marktwachstum von 7,7 Prozent zurück. Außerdem erwirtschaftet das Unternehmen in der Asien/Pazifik-Region noch immer erst Erlöse von rund 600 Millionen Euro, obwohl Asien als Wachstumsmarkt der kommenden Jahre gilt.

Um dort weiter voranzukommen, hat das Unternehmen unter anderem Ende 2016 ein Geräteversorgungszen­trum in Hongkong gegründet. Inzwischen habe man in der Region schon mehr als 100 Flugzeuge des modernen Typs Airbus A350 unter Vertrag.

Aber nicht nur aufgrund des aktuellen Technologiesprungs rechnet sich Bußmann Vorteile für Lufthansa Technik in den nächsten Jahren im Vergleich zu vielen Konkurrenten auf dem Markt aus: Flugzeuge und ihre Motoren werden immer zuverlässiger und damit auch wartungsärmer. So erwarte man, dass Triebwerke der neuen Generation über ihre gesamte Lebensdauer nur noch zwei anstatt bisher drei Überholungen benötigen, sagte Bußmann: „Um das auszugleichen, wird Größe künftig immer wichtiger.“