Frankfurt/Hamburg. Anhaltende Lieferprobleme beim A320neo dämpfen Ausbau der Kapazitäten bei größter deutscher Airline. Trotzdem Rekordgewinn.

2017 ist für die europäische Luftfahrt ein äußerst turbulentes Jahr gewesen. Gleich drei Fluglinien rutschten in die Insolvenz: Monarch, Alitalia und Air Berlin. Europas größte Airline ging hingegen gestärkt aus der Pleitewelle hervor. Die Lufthansa verdiente so viel Geld wie nie. „Wir haben das dritte Rekordergebnis in Folge erreicht“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Der 51-Jährige wirkte zufrieden – und angriffslustig: So verteilte er Spitzen gegen den irischen Konkurrenten Ryanair und den Flugzeugbauer Airbus.

„Unser Modernisierungskurs zeigt nachhaltig Wirkung“, sagte Spohr, dem zur Zeit fast alles gelingt. In den vergangenen Monaten löste er die wichtigsten Probleme der Kranich-Linie: Er schaffte die Reform der Pilotenvergütung. Auch mit dem Kabinen- und Bodenpersonal wurden Tarifeinigungen erzielt. Zumindest bis Ende dieses Jahres sind Streiks damit passé. Unter Spohrs Führung wurde die stark wachsende Eurowings als wichtige Zweitmarke eta­bliert, Teile der insolventen Air Berlin feierten dort ihr Comeback. Nicht zuletzt ging der Aktienkurs nach oben. Das „Manager Magazin“ kürte ihn daher zum Manager des Jahres.

Zahl der Passagiere steigt deutlich auf 130 Millionen

In der Bilanz von 2017 schlugen sich diese Erfolge ebenfalls nieder. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 12,4 Prozent auf 35,579 Milliarden Euro. Das liegt auch daran, dass die Passagierzahl um 20 Millionen auf 130 Millionen Passagiere sprang. „Unsere Flugzeuge waren so voll wie nie“, sagte Spohr. Wie andere Airlines versuchte die Lufthansa die Lücken zu stopfen, die das Aus für Air Berlin in Deutschland hinterließ.

Teilweise setzte der DAX-Konzern auf der Strecke Frankfurt-Berlin sogar Jumbo-Jets ein. Weil das die Kosten hochgetrieben habe, sei der Ergebniseffekt der Air-Berlin-Insolvenz aber überschaubar gewesen. Mit einem Sondereffekt von 582 Millionen Euro schlug sich hingegen der Tarifabschluss mit der Vereinigung Cockpit für die Piloten nieder. Der bereinigte Gewinn kletterte um 70 Prozent auf 2,97 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente der Konzern mit 2,364 Milliarden Euro ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Lufthansa-Dividende soll um 30 Cent steigen

Wegen des guten Geschäftsverlaufs soll die Dividende um 30 Cent erhöht werden. „Diese 80 Cent sollen künftig das Minimum sein“, versprach Finanzchef Ulrik Svensson den Aktionären. An der Börse kam die Nachricht gut an. Die Anteilsscheine legten 2,48 Prozent zu und schlossen bei 26,85 Euro. Die Einschätzung bei Banken geht allerdings weit auseinander. „Kaufen“ rät die Commerzbank mit Ziel 32 Euro, „Reduzieren“ empfiehlt das Analysehaus Kepler Cheuvreux und sieht 22,70 Euro als fair an. Der Analyst begründete das auch mit einem vom Konzern erwarteten niedrigeren Gewinn für 2018.

Im abgelaufenen Jahr habe „jedes Geschäftsfeld zur Ergebnisverbesserung beigetragen“, sagte Spohr – also auch die Hamburger Technik-Tochter. Der Wartungs-, Überholungs- und Reparaturspezialist meldete einen um 5,1 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz, der Gewinn legte um vier Millionen auf 415 Millionen Euro zu. „Noch nie hat Lufthansa Technik so viele Flugzeuge gewartet wie im Vorjahr“, sagte Spohr.

Kritik gibt es für Airbus – und für Ryanair

Das Unternehmen mit Sitz am Weg beim Jäger wachse weiter durch Partnerschaften, modernisiere die Standorte und verbessere seine Marktposition, indem die Triebwerke der neuen Generation gecheckt werden. Die detaillierte Bilanz für Lufthansa Technik will Firmenchef Johannes Bußmann am nächsten Montag in Hamburg vorstellen. Die Luftwerft beschäftigt etwa 7400 Mitarbeiter auf dem Werksgelände in Groß-Borstel, insgesamt hat der Konzern knapp 10.000 Beschäftigte in Hamburg.

Einige Kilometer südlich der Elbe dürfte eine andere Hamburger Firma über ein Statement nicht glücklich gewesen sein. „Wir haben große Probleme mit der Lieferung des A320neo“, sagte Spohr – und griff damit Airbus an. Der Flugzeugbauer hat zum wiederholten Mal Schwierigkeiten mit den Triebwerken, die Sprit sparen und einen Großteil der Betriebskosteneinsparung von 20 Prozent erzielen sollen. Eigentlich sollten schon 20 Maschinen eingeflottet sein, die rund zur Hälfte auf Finkenwerder endmontiert werden. Tatsächlich ist es aber nur die Hälfte. Deswegen werde man in diesem Jahr die Sitzplatzkapazität nur um 9,5 Prozent erhöhen. Noch im Januar waren zwölf Prozent geplant.

Einen Seitenhieb kassierte auch Ryanair. Man müsse die Maschinen „nicht mit Gewalt zu jedem Preis vollmachen“, sagte Spohr und begründete damit eine niedrigere Auslastung als bei der Billigfluglinie. Dass dem Konzern die Iren an Lufthansas Hauptflughafen Frankfurt gefährlich werden, glaubt Spohr nicht. Nicht mit den „paar Flugzeugen, die meistens noch nachts zu spät starten“.