Hamburg. Hamburger SPD-Bundestagsabgeordneter wird Staatsminister. Das sei eine „reizvolle Aufgabe“. Er habe aber auch Respekt davor.

Er gilt als einer der profiliertesten Außenpolitiker in der SPD: der Hamburger Bundestagsabgeordneten Niels Annen. Bisher war der 44-Jährige außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag – nun wird er Staatsminister im Auswärtigen Amt. „In dieser Funktion an der deutschen Außenpolitik mitwirken zu dürfen, ist eine sehr reizvolle Aufgabe. Aber ich habe auch Respekt davor“, sagt Annen mit Blick auf die angespannten Beziehungen zu den USA und zu Russland.

Annen zählt zum linken Flügel der SPD. Er ist seit 2003 Mitglied des SPD-Parteivorstands. Seinen Wahlkreis Eimsbüttel hatte Annen zuletzt zum dritten Mal direkt gewonnen.

Annen ist ein bedächtiger Mann

Seit dem desolaten Wahlergebnis seiner Partei bei der Bundestagswahl 2017 tritt er dafür ein, dass die SPD besser erklärt, wofür sie steht. „Ein ,Weiter so‘ darf es auch in der Regierungsarbeit nicht geben“, fordern Annen und weitere prominente SPD-Vertreter in einem Aufruf, den die Parlamentarische Linke der Partei veröffentlichte. „Unterscheidbarkeit zwischen den Koalitionsparteien gefährdet nicht den Koalitionsfrieden, sondern sichert den demokratischen Diskurs in unserer Gesellschaft“, heißt es in dem Aufruf.

Annen ist ein bedächtiger Mann, der häufig über eine Formulierung nachdenkt, ehe er weiterredet. Wer ihn heute so erlebt, kann sich schwer vorstellen, dass Annen früher kaum einem politischen Streit aus dem Weg ging – auch keinem innerparteilichen. Von 2001 bis 2004 war er Bundesvorsitzender der Jusos und kämpfte gegen die Agenda-Politik des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD). Inzwischen, sagt Annen, sehe er „manches differenzierter“.

Durch Latinum-Prüfung gefallen

Als Politiker musste er harte Niederlagen verkraften. 2005 war Annen zum ersten Mal in den Bundestag gezogen. Kurz vor der Bundestagswahl 2009 sah alles danach aus, dass er wieder aufgestellt werden würde – doch dann setzte sich der Hamburger Juso-Vorsitzende Danial Ilkhanipour mit einer Stimme gegen Annen durch. Es war ein tiefer Sturz, Annen war Berufspolitiker. Zu schaffen machte ihm auch Kritik daran, dass er sein Geschichtsstudium nach 14 Jahren abgebrochen hatte, weil er durch die Latinum-Prüfung gefallen war. An der Berliner Humboldt-Universität machte Annen dann 2010 seinen Bachelor in Geschichte und Spanisch – und 2011 in Washington seinen Master in Internationalen Staatswissenschaften.

Annens Widersacher Ilkhanipour scheiterte bei der Bundestagswahl 2009 – Annen zog 2013 wieder in den Bundestag ein.